was läuft da denn schief?!
Ja genau die Frage hab ich mir die vergangene Woche gestellt. Nach einer angenehmen Woche im Beachhouse mit Tauchen, Hängematten und Haie bestaunen hat es mich in eine ganz andere Welt verschlagen – in ein traditionelles Dorf (Solevu Village) auf der kleinen Malolo Island.
Hört sich erst mal schön und Adrian und ich haben uns auch mega drauf gefreut. Als Frau muss ich aus Respekt immer mein Sulu (zum Rock gewickeltes Tuch) tragen und meine Schultern bedecken – auch nicht schlimm, mach ich gerne mit. Auch die Unterkunft war super mit fließend Wasser, sauber und meistens Strom, eigentlich ganz niedlich.
Doch als wir dann unseren ersten Strandsparziergang unternahmen, bin ich aus allen Wolken gefallen.
Was zur Hölle hat ein Staubsauger im Meer/am Strand zu suchen und Batterien soweit das Auge reicht, hinzukommen Glasscherben und natürlich endlos viel Plastik… schmeißt man hier einfach alles ins Meer, wenn es nicht mehr gebraucht wird? Und ich dachte „Hm, aber ich bin doch auf Fidschi?!“, mit Fidschi assoziere ich Traumstrände, glasklares und reines Wasser, ein kleines Paradies!
Das war wohl das reine Müllparadies… einfach unglaublich! Die Krönung war dann, dass unsere Aufgaben solche waren, wie die Fenster der Kirche zu säubern und denn Müll am Strand zu verbuddeln beziehungsweise Plastik zu verbrennen. Das war dann der Punkt, wo Adrian und ich auf die Barrikaden gegangen sind. Wie kann man sowas denn dann noch „Marine Conservation Program“ nennen, wenn man genau das Gegenteil macht und dermaßen die Augen verschließt?
Der Müll, der entsorgt wird, wird auf eine Müllkippe 10 Meter entfernt vom Strand gekippt und verbrannt, von einem Health Inspector genehmigt. Das muss man sich mal reinziehen . Uns standen die Haare zu Berge! In Adrian und mir brodelte es etwas dagegen zu unternehmen und nahmen prompt eine Schubkarre und Mülltüten in die Hand, um das Disaster anzugehen. Nach 2 Metern war die Schubkarre mit Plastik und unzähligen Batterien gefüllt. Die Dorfleute saßen wie immer am Strand und machten nichts, anstatt uns zur Hand zu gehen IHR Dorf zu säubern, was auch in ihrem Interesse sein sollte, da sie so den Touristenstrom aufrecht erhalten. Das nächste Problem war dann, als wir sagten, dass wir den Müll gerne zum Mainland transportieren würden und auch gerne dafür zahlen, dass er ordungsgemäß entsorgt wird. Da wurde uns geantwortet, man würde dann über das Dorf lachen und das wolle man ja nicht. Deswegen sollten Batterien und Plastik auf die eben genannte Müllkippe geworfen werden. Nach einem langen Hinundher versicherte man uns, dass der Müll mit dem nächsten Boot zum Mainland gebracht wird. Da ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hab, zweifle ich stark daran.
Bei einer unserer Säuberungsaktionen hat mich eine Frau angesprochen, was wir denn machen würden und ich habe ihr erklärt, dass der ganze Müll giftig ist und auch quasi ihre Hauptnahrungsquelle (Fisch) dezemiert. Als ich ihr den Staubsauger zeigte, denn wir aufgelesen hatte, fragte sie tatsächlich, wo man ihn denn hätte sonst entsorgen sollen „burry it in the bush?!“ … ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte!
Offentsichtlich verschließt man hier die Augen vor diesem Problem, aber auch Bildung scheint dabei eine große Rolle zu spielen.
Hinzukam noch, dass dieser Dorfbesuch ganz und gar nicht durchgeplant war, teilweise warteten wir 3 Stunden auf Leute, damit wir die „geplanten“ Aktiviäten ausführen konnten. Die meiste Zeit mussten wir selber planen und Vorschläge machen, obwohl im Prinzip für ein aufgesetztes Programm bezahlt wurde.
Neben all dem Negativen, welches hier eindeutig überwiegt, gab es natürlich auch
schöne Momente. Wir haben vom Strand aus nur mit einer Fishing Line und Haken gefischt, Kava mit den Locals getrunken und leckeres Essen (Maniok, Bele, Kokosnuss, Papaya, Ananas, jede Menge Fisch, Krabben). Ich habe mich mit Sana und Abel zwei kleinen Jungs angefreundet, auch wenn da eine Sprachbarriere war. Zuckersüß die beiden. Moni können die nun buchstabieren 🙂 Lustige Spielabende mit Anna die Ananas knutschen, zumindest der Verlierer 😀
Was ich aus dieser chaotischen Woche mitgenommen habe, ist dass ich nun sichergehe, dass die Programminhalte eingehalten werden, z.B. das Reef Check Training, und dass Transport und Unterkunft nicht in der letzten Minute geplant/organisiert wird. Nun folgen zwei Wochen tauchen, auf die ich mich ganz arg freue, und dannach werde ich wieder eine Woche in Solevu Village bleiben. Ich plane dann dort in die Schule zu gehen und die Kiddies über die Konsequenzen von Plastik und Batterien im Meer aufzuklären und vielleicht kriege ich auch noch eine große Müllsammelaktion zustande und noch besser wäre es eine permanente Lösung für das Müllproblem zu finden.
Meine Empörung darüber ist mittlerweile abgeflacht und mein Tatendrang hat Überhand genommen. Dennoch geht das alles traurigerweise eher von mir als von der Projektorganisation aus.
Leider musste Adrian wegen eines Totesfalles in der Familie am Sonntag nachhause reisen, denn wir sind uns in den paar Wochen schon ans Herz gewachsen, mein Divebuddy und ich. Nun bin ich noch der einzig verbleibende Projektteilnehmer. Fühlt sich seltsam an, doch es wird das Beste daraus gemacht 😉
Eine Antwort auf „Wenn Batteriensammeln ertragsreicher ist als Muschelsammeln…“
Hui, das hören wir aber gar nicht gerne, dass Dein Aufenthalt in Fidschi einen eher negativen Eindruck hinterlässt. So wie Du es schilderst, entspricht das nicht den Anforderungen, die wir an unsere Projekten stellen. Wir haben bereits Kontakt zu unseren Partner aufgenommen. Auch uns ist es wichtig, dass die Programmleistungen als solche eingehalten werden. Von daher danke für Dein Feedback. An der sogenannten „Fiji-Time“ werden jedoch auch wir nichts ändern können (und irgendwie macht sie Fidschi ja auch aus). In jedem Fall sind Dein Tatendrang und der Ansatz, bei der Aufklärung der Kleinsten zu beginnen, echt toll! Und jetzt viel Spaß beim Tauchen! Wir freuen uns auf Deinen nächsten Bericht!
PS: Eine Antwort auf unsere Mails wäre super! 🙂