Unser Einsatzgebiet am Fluss
In meiner dritten Woche als Freiwilliger zugunsten des australischen Naturschutzes arbeitete ich in der Nähe von Newcastles riesigem Hafen – dem größten maritimen Umschlagplatz für Kohle auf der ganzen Welt. Beinahe im Schatten massiver Container-Schiffe, riesiger Kräne und monströser Maschinen waren die sehr dennoch sehr friedlich wirkenden Kooragang Wetlands unser Arbeitsplatz. Unter der Stockton Bridge war durch Menschenhand aus Versehen ein kleines Naturparadies entstanden, nachdem durch den Bau der Brücke ein anderes zerstört worden war.
Weite Sandbänke im Hunter River, die bei der Brückenkonstruktion aus dem ausgegrabenen Flussboden entstanden und mit tausenden Muscheln bestückt sind, sind mittlerweile das auserkorene Überwinterungsgebiet für sogenannte shore birds (Ufervögel), die ihre weite Reise teilweise in Sibirien starteten. Heutzutage sind die ebenen Gebiete am Fluss teils von Mangroven umgeben sowie mit etlichen Gräsern und anderen Pflanzen bewachsen. Viele davon sind exotisch, manche einheimisch, die meisten jedoch auf jeden Fall störend für das Leben der Vögel. Daher war es unsere Hauptaufgabe, die dortige Vegetation im Zaum zu halten, bestimmte Blumen und Gräser zu zupfen beziehungsweise auszugraben und das weitere Wachstum neuer Mangroven-Wälder zu verhindern.
Die zu beschützenden Vögel
Jeweils am Montag und am Freitag führte uns ein Hobby-Vogelbeobachter, der die wetlands mehr oder weniger in seiner Freizeit zusammen mit dem hiesigen Nationalpark-Manager führt, in die Welt der dort überwinternden Vögel ein. Dies reduzierte zusätzlich die effektive Arbeitszeit auf dem Feld, weswegen wir nicht gerade abgeneigt seinen ausschweifenden Ausführungen folgten 😉 . Durch Ferngläser konnten wir die etwa 5.000 Exemplare dutzender verschiedener Vogelarten beobachten, die bei Flut die kompletten Sandbänke bedeckten. Bei Ebbe dagegen strömten sie in die Umgebung des Flussdeltas, um sich von Krabbeltierchen und winzigen Fischen zu ernähren. Dann war sozusagen buchstäblich die Luft rein, denn Ebbe hieß für uns immer freie Bahn sowie harte Arbeit. Nur die tausenden Krabben, die ebenfalls die Sumpfgebiete bewohnten, störten sich an unserer Anwesenheit und verkrochen sich in ihre Löcher oder ins Wasser.
Viel Spaß an der Arbeit und danach
Zu den ausländischen Freiwilligen gesellten sich in dieser Woche auch einheimische Volontäre, die meist mehr als dreimal so alt waren wie wir. Männliche Rentner und Pensionäre, denen es ohne Arbeit ab und an zu langweilig ist, wurden von unserem Teamleiter Ben morgens abgeholt und abends zurück in den Stadtteil Hamilton gebracht. Für uns war das auch eine besondere Bereicherung, da wir so mehr über das Leben in Australien erfuhren und der Humor der älteren Herrschaften natürlich auch positiv zur Stimmung beitrug, die grundsätzlich eh schon sehr gut war.
Die ganze Woche war ein gewisses Gewitter-Risiko hervorgesagt worden, sodass wir immer Regenkleidung mitnehmen mussten. Jedoch kamen die Unwetter wenn überhaupt nur abends oder nachts, sodass wir während unserer Arbeitszeit weitestgehend trocken blieben (außer natürlich wir schwitzten in der Mittagssonne).
Die Arbeit war trotz oder vielleicht auch gerade wegen der Hitze und der Trockenheit sehr anstrengend, weswegen wir nach der Freiwilligenarbeit im Hunter-River-Deltas oft direkt zu einem der vielen Strände in Newcastle fuhren und uns im kühlen Pazifik erfrischten. Die Wellen hier waren genau richtig hoch, um einerseits sehr viel Spaß zu haben aber andererseits noch keinerlei Angst vor dem Ertrinken in starken Strömungen haben zu müssen. Im klaren Wasser waren zum Glück weder Algen, noch Quallen oder gar Haie zu finden, sodass wir ungestört baden konnten.
Abends kochten wir uns im Volontärshaus, das sich auf The Hill befindet (einem Stadtteil auf dem Hügel der Newcastle-Halbinsel), immer leckere Dinner. Da wir sehr international aufgestellt waren, gab es diese Woche jeweils einmal koreanisch, spanisch, deutsch und bangladeschisch (laut Duden stimmt das letzte Wort so 😉 !).
Ich entschied mich bei meinem „Themenabend“ für Schnitzel mit Kartoffelbrei und Ofengemüse 🙂 . Die anderen waren begeistert, ich stand nach einem harten Arbeitstag aber weitere zwei Stunden in der Küche, was mich natürlich zusätzlich schlauchte. In der folgenden Nacht schlief ich jedenfalls tief und fest und zufrieden.