Der 15. Dezember wird in Sydneys Geschichte nicht in guter Erinnerung bleiben – war es doch der Tag, an dem ein islamistischer Extremist die Gäste und Angestellten eines Cafés in der Innenstadt zu seinen Geiseln gemacht hat. Am Ende starb er und riss zwei weitere Menschen tragisch mit in den Tod.
Am selben Tag sollte am späten Abend mein Flug von Sydney nach Auckland gehen, weshalb ich morgens mit einem Nachtbus aus Byron Bay in Australiens größter Stadt angekommen bin. Nachdem ich meinen Backpack am Bahnhof für acht Stunden hinterlegt habe, wollte ich noch die verpassten Dinge nachholen, die ich an meinen ersten Tagen in Australien in Sydney aus Zeitgründen nicht ansehen konnte. Von dem extremistischen Überfall auf das Café habe ich allerdings erst am späten Nachmittag erfahren, obwohl mir die Massen an Polizisten schon vormittags auf der George Street aufgefallen sind.
Sightseeing im Schatten der Ereignisse
Also ging ich den ursprünglichen Plänen meines letzten Tags in Australien nach. Sydney hatte nach einem Wochenende, das ich eigentlich hier während meiner Freiwilligenarbeit in Newcastle verbringen wollte, einiges gut zu machen – war damals doch kein einziges Hostelbett mehr für mich frei, sodass ich mich tierisch ärgern musste. Doch ich gab der Stadt, die ich bei meiner Ankunft in Australien kennen und lieben gelernt hatte, nochmal eine Chance an meinem letzten Tag in Australien.
Ich machte mich zuerst auf den Weg zur Hafenbrücke. Da der Spaziergang über die Spannbögen der Sydney Harbour Bridge so spontan nicht zu buchen war und die Tour mit 200 bis 350 Dollar recht überteuert ist, habe ich mich entschieden, nur den Pylon Lookout für 12 Dollar zu besteigen. Die Aussicht von dort oben war atemberaubend und ist absolut ausreichend, wenn man nur auf einen grandiosen Blick über die Stadt und den Hafen aus ist. An allen Ecken des Aussichtspfeilers machte ich Selfies und Panoramas – auch vor dem berühmten Opernhaus, das zu diesem Zeitpunkt anscheinend schon geräumt war, da dort während der Geiselnahme zusätzlich ein unbeaufsichtigtes Gepäckstück gefunden wurde, das man zuerst und zum Glück fälschlicherweise für eine mögliche Bombe hielt.
Hinterher schlenderte ich an diesem ansonsten sehr schönen und sonnigen Tag durch The Rocks, dem Stadtteil, wo Europäer zum ersten Mal australisches Land besiedelt haben. Das historische Viertel besitzt viele, alte Gebäude, die heute Geschäfte, Hotels oder Restaurants beherbergen. Als ich mich nach einer kurzen Pause im Schatten eines großen Baumes am Hafen auf dem Weg zurück in die Stadt machte, wo ich noch ein bisschen bummeln wollte, bemerkte ich an einem öffentlichen Informations-Fernseher in einem Bankgebäude die schreckliche Situation in der Innenstadt. Da sich bei mir sofort ein mulmiges Gefühl im Bauch breit machte und die Stimmung in der Stadt allgmein sehr ängstlich und komisch war, entschied ich mich etwas früher zum Flughafen zu fahren und dort anstatt im Zentrum etwas zu essen.
Die organisatorischen Anfänge in Auckland
Mein Flug nach Auckland verging sehr schnell, nach drei Stunden plus zusätzlichen zwei Stunden Zeitverschiebung kam ich nur mitten in der Nacht an, sodass ich sehr müde ins Hochbett des Hostels fiel. Am nächsten Tag stand schließlich die Einführungsveranstaltung der Partnerorganisation vor der Tür, bei der mir Neuseeland und das System Work & Travel näher vorgestellt werden sollte. Die Damen im Partnerbüro waren total nett und hilfsbereit und haben alle meine Fragen perfekt beantwortet. Nun weiß ich alles über das Kiwi-Land, welche Sehenswürdigkeiten es zu entdecken gibt und vor allem wie man am besten einen Job findet.
In den folgenden Tagen machte ich mich – gewappnet mit den Tipps vom Informationstag – an den Autokauf. Da ich Neuseeland gerne mit einem Backpacker-Wagen, das heißt einem Kleinbus oder Van, erkunden möchte, das schon seit meiner ersten Backpacker-Reise ein Traum von mir war, ist für mich ein Auto für die kommenden Monate essenziell. Die Suche nach geeigneten Wagen startete ich im Internet, wo ich auch gleich einen Händler am Stadtrand ausfindig machte.
Ich fuhr nach Glen Eden, einem Vorort von Auckland, wo ich mir ein paar Vans anschaute, von denen mir ein alter Toyota Estima besonders zusagte. Nach einer Probefahrt, einer genauen Sichtung des Autos und zähen Verhandlungen mit dem iranischen Autohändler, der sehr nett und hilfsbereit war, der mir aber natürlich auch soviel Geld wie möglich abknöpfen wollte ;-), einigten wir uns auf ein gutes Angebot, sodass ich ab diesem Zeitpunkt stolzer Besitzer eines Backpacker-Mobils war. Statt der Sitze im hinteren Teil wurde eine Matratze inklusive Bettgestell eingebaut. Auch viele Utensilien wie Camping-Stühle, Kissen und Decken, Vorhänge und Kochmaterialien sind Bestandteil der Ausrüstung des Vans. Das Abenteuer Neuseeland kann also kommen!