Paulines Schüleraustausch in den USA war so ganz anders, als sie es sich vorgestellt und erträumt hat. Trotzdem ist er zur unvergesslichsten Zeit ihres Lebens geworden. In ihrem Erfahrungsbericht erzählt wie, wie weit Vorstellungen und Realität während ihrer Zeit in den USA auseinander lagen.
„Was ist, wenn ich mich nicht gut mit meiner Gastfamilie verstehen werde? Oder was mache ich, wenn ich keine neuen Freunde an meiner High School finden werde? Diese Fragen und noch viele mehr gingen mir durch den Kopf, als ich mich dazu entschloss, für zehn Monate nach Amerika zu gehen. So geht es vermutlich den meisten Austauschschülern, bevor sie zu ihrem Abenteuer aufbrechen. Von vielen anderen ehemaligen Austauschschülern höre und lese ich immer wieder, dass ihr Austauschjahr die beste Zeit ihres Lebens war. Das kann ich von mir nicht behaupten. Es war nicht die Beste und auch nicht die Schlechteste Zeit, viel mehr war es das verrückteste Jahr, dass ich bisher erleben durfte!
Im Prinzip kam alles anders, als ich es erwartet hatte. Im Nachhinein denke ich oft, dass es so vielleicht sogar besser für mich war. Als ich mich für meinen Austausch entschieden habe, hatte ich ziemlich genaue Vorstellungen davon, wie mein Jahr in den USA verlaufen sollte. Ich hatte einen perfekten Traum. Meine Wunschgastfamilie würde aus Vater, Mutter, zwei Kindern und einem Hund bestehen, die am besten ein nettes Haus in einer amerikanischen Kleinstadt besitzen. Außerdem wollte ich an meiner zukünftigen High School unbedingt Mitglied des Cheerleader Teams dort werden. Ich kenne viele Austauschschüler, deren Platzierungen auch ziemlich genau der eben genannten Vorstellung entsprachen, bei mir war das jedoch anders.
Meine Platzierung war in Indianapolis, Hauptstadt von Indiana. Meine Gasteltern waren beide schon über 55 Jahre alt, ihre Kinder waren erwachsen und lebten in einem anderem Staat. Jedoch zählten zu der Familie noch 4 Hunde, 2 Katzen und 2 Vögel. Was mich aber am meisten überraschte war, das meine Gastfamilie noch eine weitere Austauschschülerin aufnehmen würde. Ein Mädchen aus Thailand, damit hatte ich kaum gerechnet! So war ich am Anfang nicht allzu begeistert von meiner Platzierung. Auch konnte ich kein Cheerleader an meiner High School werden, weil die Tryouts schon vor Monatenau statt fanden.
Doch während meines Austauschjahres stellte sich für mich heraus, dass alles für mich persönlich perfekt war und gepasst hat. Meine Gasteltern waren für ihr Alter noch sehr jung geblieben und fit. Auch waren sie für amerikanische Verhältnisse sehr liberal und haben uns total warm und herzlich aufgenommen. Sie versuchten jederzeit uns alles recht zu machen und gaben sich einfach wahnsinnig viel Mühe bei allem. Die vielen Tiere wuchsen mir auch total ans Herz, obwohl sie natürlich mit Arbeit und auch Dreck verbunden waren. Aber das gehörte ab jetzt nunmal dazu. Meine Gastschwester wurde eine meiner besten Freundinnen. Ich konnte mit ihr über alles reden, weil sie sich einfach in der gleichen Situation wie ich befand. Wir hatten die gleichen Probleme zeitweise und konnten all diese unglaublichen Erlebnisse mit einander teilen. Außerdem konnte ich so nebenbei einiges über die Thailändische Kultur erfahren, was ich wirklich nicht von einem Jahr in den USA erwartet hatte. Nachdem es mit dem Cheerleading nicht klappen sollte, habe ich mich für Cross Country und im zweiten Semester für Track angemeldet. Auch diese Entscheidung bereute ich nicht. Ich habe das Laufen für mich als Sport neu entdeckt, mich super in das Team eingefunden und dort auch die meisten Freundschaften geschlossen. Hätte mir jemand vor einem Jahr erzählt, dass ich freiwillig und total verschwitzt 6 mal die Woche das Laufen trainieren werde, hätte ich es nicht geglaubt. Aber auch meine Interessen und Hobbies haben sich verändert.
Obwohl es nicht so war, wie ich es erwartet hatte, war es perfekt! Meine Gastfamilie, meine High School, mein Team. Ich fühlte mich Zuhause und sehe Indianapolis immer noch als meine zweite Heimat. Wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, würde ich nichts anders machen. Es war eine Zeit in der ich viel lernen durfte, über andere, über mich selbst und über das Leben und die Einstellung dazu an sich. Man lernt wildfremden Menschen zu vertrauen, einfach weil man es muss. Wenn ich sagen würde es war immer einfach, würde ich lügen. Natürlich hatte ich auch schwierige Momente, aber was zählt ist, dass man sich von diesesn negativen Momenten nicht all die großartigen Augenblicke verderben lässt. Leute fragen mich oft, wie es in Amerika war. Selbst nachdem ich es immer wieder gefragt wurde, kann ich keine einfache Antwort darauf finden. Es war alles zu gleich! Wunderbar und schrecklich, aufregend und anstrengend, einsam und überwältigend. Zusammmen gefasst, es war die verrückteste Zeit meines Lebens!“
Dieser Artikel ist Teil der Reihe „TravelWorks loves USA“.