„Gebrauchsanweisung für…“, „Ein Jahr in…“ – Es gibt zahlreiche Bücher übers Reisen, Länder und Städte, die Travellern das Futter für die nächsten Reisevorbereitungen liefern. Den Appetit auf den nächsten Urlaub entfachen sie alle, aber gibt es auch noch richtige Geheimtipps unter den Reisebüchern? Kleine Schätze, die sich nicht unbedingt auf den Bestsellerlisten tummeln, aber ihre Leser genauso in den Bann ziehen wie die großen Kassenschlager?
Unsere aktuelle Top 5 der Reisebücher ist eine bunte Mischung aus Altem und Neuem, Bestsellern und Kleinoden. Und so unterschiedlich sie auch sind, sie alle machen unheimlich viel Spaß beim Lesen und Lust aufs Reisen!
111 Gründe New York zu lieben – Yvonne Vávra
Eine Liebesklärung an New York? Das ist ja seit Sex and the City irgendwie nichts Neues mehr. Yvonne Vávra allerdings gelingt es ihre Leser vom Gegenteil zu überzeugen! Ihre persönlichen Gründe New York zu lieben sind wirklich amüsant und lesenswert. Das wird schon bei einem kleinen Probierhappen deutlich: In New York sind selbst die Rentner trendy. Die Stadt erfindet sich immer wieder neu und veranstaltet sogar Castings für die Sänger in der Subway. New York repräsentiert Multikulti in seiner reinsten Form bei der Toleranz der Treibstoff ist, der alles am Laufen hält. Vielleicht ist auch gerade letzteres der Grund, warum man hier fast maximale Entfaltungsfreiheit genießen kann. Es gibt beinahe nichts verrücktes, was nicht ein anderer schon vor einem gemacht hätte: Du willst an einer roten Ampel in Manhattan dein tägliches Tai-Chi-Pensum erfüllen? Bitte, den meisten anderen Passanten wird es gar nicht auffallen.
Warum also dieses Buch lieben? Ganz einfach. Kurz und knackig werden die Vorzüge New Yorks in kompakten Gründen zum besten gegeben, mit einem detaillierten Rundum-Blick auf die Mentalität der New Yorker, witzigen Anekdoten aus dem Alltag und vielen Insider-Tipps: Wo shoppt man die günstigsten Designer-Schnäppchen? In welchem Laden gibt‘s die beste Pizza? Was sind die ruhigsten Ecken in Manhattan?
Man hat wirklich seinen Spaß beim Lesen, teilweise wird das Kopfkino ganz schön eingeheizt und man kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Gleichzeitig brennt man darauf beim nächsten New York-Besuch eigene Gründe zu finden, warum diese Stadt absolut liebenswert ist. Und der nächste Trip in den Big Apple kommt bestimmt bald. Ganz bald. Am besten so schnell wie möglich!
Neues vom Nachbarn – Oliver Lück
Wie ist es, als Bernsteinfischer in Litauen zu arbeiten? Oder in einer Stadt wie Auschwitz zu leben, die mit Schrecken und Tod verbunden wird? Was haben indische Kamerateams in den Schweizer Bergen verloren? Und auf welche Besonderheiten des Wodka-Trinkens muss man sich einstellen, wenn man von Tschechien nach Estland immer tiefer in Osteuropa vordringt?
Das ist nur ein Bruchteil der Fragen, denen Oliver Lück bei seiner 20-monatigen Reise mit Hund und VW-Bulli durch Europa nachgeht. Seine Devise: Ein Land lernst Du am besten durch die Augen seiner Bewohner kennen. Deshalb liegt bei „Neues vom Nachbarn“ der Fokus auf den Menschen und ihren Geschichten, denen Oliver Lück auf seinem Roadtrip begegnet. Die sind mitunter ganz schön verrückt, aber egal wie unglaublich die Stories auf den ersten Blick erscheinen, wahr sind sie alle. Und genauso wie Lück beim Reisen lernen wir beim Lesen zu schätzen, was wir an unserem Heimatland haben.
Vor allem aber wird klar, dass man nicht immer Ozeane überqueren und andere Kontinente bereisen muss, um kulturelle und landschaftliche Vielfalt zu entdecken. Europa hat so viele zauberhafte Ecken, faszinierende Landschaften und Einheimische, die meist nur einen Katzensprung entfernt sind. Warum also nicht mal wieder von Flugzeug auf Auto, von Lang- auf Kurzstrecke umsteigen? Denn unser Kontinent ist, so scheint es, das eigentliche Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Frühstück mit Kängurus – Bill Bryson
Kurzweilige und informative Reiseliteratur – das kann er einfach. Bill Bryson ist ein Urgestein in diesem Genre und hat bestimmt schon in den Bücherregalen von vielen Weltenbummlern einen Stammplatz. Trotzdem sind seine Werke unbedingt lesenswert. In „Frühstück für Kängurus“ beispielsweise liefert er seinen wissbegierigen Lesern unterhaltsame, skurrile Fakten über die Geschichte Australiens, seine menschlichen und tierischen Bewohner, von denen einer giftiger ist als der andere.
Er nimmt uns mit auf eine Reise von der Ost- bis zur Westküste, durch Outback, Buschland, Dörfer und Großstädte. Mit seiner bild-reichen Sprache und als aufmerksamer Reisender schafft Bryson es, dass diejenigen, die noch nicht in Australien waren gleichzeitig einen guten Eindruck erhalten und augenblicklich los fliegen wollen. Gleichzeitig fangen diejenigen, die schon einmal da waren, unweigerlich an sich zurück zu träumen und in eigenen Erinnerungen schwelgen. Er versteht es, seine Leser zu fesseln wie kaum ein anderer Autor der Reiseliteratur.
Auch seine anderen Werke wie „Streiflichter aus Amerika“ sind nach wie vor nicht ohne Grund beliebte Klassiker. Sie schärfen den Blick für die kleinen Schrulligkeiten der Länder und ziehen auf herrlich humorvolle und liebenswerte Art die Tücken des Lebens und Reisens in Australien, Amerika und Co. durch den Kakao. Dabei ist er aber gleichzeitig so erfrischend selbstironisch, dass man ihn am liebsten knuddeln möchte. Obwohl sie schon Ende des 20. Jahrhunderts veröffentlicht wurden, haben sie weitestgehend nichts an Aktualität eingebüßt und einen Top 5-Platz mehr als verdient.
Journey Man. 1 Mann, 5 Kontinente und jede Menge Jobs
Journey Man ist der selbsterkorene Spitzname von Fabian Sixtus Körner, den der Leser in seinem gleichnamigen Buch und mithilfe der QR-Codes in Bildern und Videos auf seiner „Designer-Walz“ begleiten darf. Dabei tingelt Körner rund um den Globus zu fünf Kontinenten um – im Idealfall – gegen Unterkunft und Essen bei Unternehmen im Bereich Design, Architektur oder Fotografie zu arbeiten.
Der Weg führt von Wiesbaden nach Shanghai, Malaysia, Indien, Ägypten, Äthiopien, Kopenhagen, Australien, San Francisco, Cuba, die Dominikanische Republik und Kolumbien bis zurück nach Deutschland, in die Hauptstadt Berlin. Ganze 27 Monate ist Körner unterwegs, ohne festen Wohnsitz und weitestgehend ohne feste Pläne. Die Arbeitsmoral anderer Kulturen, Abenteuer, exotische Geschmäcker, Großstadtstaub und -lärm, Gastfreundschaft, Gestank, kreative Projekte, Ramadan und immer wieder Moskitos: Das sind die Zutaten, die seinen Erlebnissen die Würze geben, seine Reise mal versüßen, mal versalzen.
Dabei schlägt er sich mit Problemen und Zweifeln rum, die wohl jeden Langzeitreisenden früher oder später mal umtreiben. Was tun, wenn einen der Mut verlässt? Wenn der Preis für ein Backpacker-Leben die gescheiterte Beziehung zur blonden Dänin ist? Die Antwort auf die größte aller Fragen, was nach der Reise kommt, wie das Leben weitergeht, der Alltag in Deutschland wird, muss wohl erst noch gelebt werden. Aber trotz aller Unsicherheiten und Hindernisse bekommt man unglaublich große Lust, sich selbst als „Journey Man“ zu versuchen, alle Zelte abzubrechen und mal für längere Zeit im Ausland zu leben und zu arbeiten.
Lonely Planet‘s 1000 Ultimate Experiences
Dass ultimative Erfahrungen das A & O einer Reise sind weiß natürlich auch DIE Reisebibel schlechthin und hat den 1000 ultimativsten gleich ein ganzes Buch gewidmet. Problem ist nur: Die Liste der Traum-Destinationen wächst ins unermessliche, wenn man mit jeder Seite neue unvergessliche Erlebnisse angepriesen bekommt. Bei Golfball-großen Augen, erhöhtem Gebrauch von Post-Its und Textmarkern sowie rasendem Puls lautet die Diagnose: Akutes Reisefieber. Ich will… An den glücklichsten Ort der Welt, die schönsten Road-Trips nachfahren, in den besten Eco-Unterkünften absteigen und die seltensten Tierarten sehen. Das lässt der Geldbeutel nicht zu? Kein Problem, das Buch verrät auch, wo man noch für wenig Geld Urlaub machen kann oder welche Jobs sich besonders gut als Working Holiday eignen.
Die Infos zu jedem Erlebnis sind nur kurz und knapp zusammen gefasst, zusätzliche Recherche muss man vorm Koffer packen also auf jeden Fall noch anstellen. Man darf sich auch nicht davon abschrecken lassen, dass das Buch auf Englisch ist. Wem das alles nichts ausmacht, bekommt aber die perfekten Inspirationen für das nächste Reiseziel!