Unsere Geschäftsführerin Tanja hat an unserer Sprachreise nach San Sebastián teilgenommen. In ihrem Reisebericht erzählt sie euch von ihren Erlebnissen und Eindrücken, die sie während ihres Sprachkurses und dem Aufenthalt in einer Gastfamilie gesammelt hat.
Ankunft in Spanien
Schon auf dem Flug von Düsseldorf nach Bilbao weicht jede Alltagshektik der Vorfreude und der unbändigen Lust auf Neues. Da ich Bilbao schon kenne, steige ich gleich vor dem Flughafen in den Bus und erreiche nach kaum 1,5 Stunden Fahrt durch eine idyllische Berglandschaft San Sebastián.
Die Stadt ist überschaubar, also mache ich mich zu Fuß auf den Weg, ziehe meinen Koffer einmal quer durch den idyllischen Parque Christina Enea, dann über die Brücke, die den Fluss Urumea überspannt, und schon kann ich mein Zuhause für die Woche sehen: Es liegt im 5. Stock eines Neubaublocks, Wohnung H.
Mein erster Tag
Ich habe mich bewusst für eine Gastfamilie entschieden, weil ich es schlicht liebe, möglichst tief und authentisch ins Leben der Einheimischen einzutauchen. Während meine SMS, mit der ich meiner Gastfamilie meine Ankunftszeit eine Woche zuvor mitgeteilt hatte, noch förmlich mit „Usted“ formuliert war, empfängt mich meine Gastmutter Mila gleich herzlich per Du und zeigt mir mein Zimmer und den Rest der Wohnung. Mein Gastbruder ist noch unterwegs, daher lerne ich als weitere Familienmitglieder erst einmal die beiden Katzen „Leo“ und „La Gorda“ (den wirklichen Namen der dicken Katze habe ich nie erfahren) kennen.
Es ist noch früh, das Familienabendessen ist erst für 20:30 Uhr angesetzt, daher breche ich zur ersten Stadterkundung auf. Herrlich – San Sebastián war die richtige Wahl! Alles Sehenswerte in der Stadt ist zu Fuß erreichbar. Mein erster Rundgang führt mich zurück durch den Park zur Tabakalera, der ehemaligen Tabakfabrik, die heute ein Zentrum zeitgenössischer Kunst ist und wo es im künstlerischen Ambiente fantastische Snacks gibt. Mein Favorit ist schnell klar: Tostada con aguacate, tomate y huevo (Toast mit Avocado, Tomate und einem weich gekochten Ei).
Weiter geht es in Richtung Altstadt, wobei ich mich einfach ziellos treiben lasse, bis es Zeit wird, den Rückweg anzutreten.
Zuhause lerne ich Taka, 43 Jahre und aus Tokio, kennen. Er ist seit drei Wochen hier, bleibt insgesamt 6 Monate und spricht noch so gut wie gar kein Spanisch. Da meine Gastmutter kein Englisch kann, haben wir lebhafte Dreieckskonversationen: Mila und ich auf Spanisch, Taka und ich auf Englisch und Mila und Taka mittels meiner Übersetzung zwischen den Sprachen. Wie ich dieses Multikulti vermisst hatte!
Der Unterricht
Erster Schultag: Ich muss schon um 08:30 Uhr in der Sprachschule sein, denn alle Neuen, die keine Sprachanfänger sind, sind zum Einstufungstest geladen. Erst schriftlich, dann mündlich. Ich werde in C1 eingestuft und bin einigermaßen stolz darauf, denn mein Spanisch rührt aus der Schule (25 Jahre her) und von vergangenen Sprachreisen. Offensichtlich ist da mehr im Kopf geblieben, als ich dachte 🙂 Morgens gibt es nun täglich vier Unterrichtseinheiten in der Gruppe, nachmittags dann Einzelunterricht.
Aber erst einmal zur Gruppe: Spannende Themen, herausfordernde Grammatik und dann darauf basierende Diskussionen – die Lehrer sind klasse und der Unterricht macht Spaß. Dröge wird es keine Sekunde dröge und jeder wird auch individuell gefördert. „Sind hierarchische Leitung und Demokratie in einem Unternehmen vereinbar?“ „Hat Klatsch und Tratsch einen ernsthaften sozialen Faktor?“ „Was wäre, wenn auch Männer Kinder austragen könnten?“ – so vielfältig wie die Themen und Ansichten ist auch das Vokabular, das wir uns erschließen, und die Altersspanne (15-78 Jahre) und die internationale Mischung in der Gruppe bereichert jegliche Diskussion.
In der Pause mischen sich dann noch mehr Nationalitäten und Schüler aller Niveaustufen vor dem Kaffeeautomaten und auf der Terrasse. Auf x Sprachen tauschen sich Sprachschüler aus – von Abendplanung bis Lebensplanung.
Im Einzelunterricht bitte ich meine Lehrerin Rosa, mit mir einen Ritt durch alle Zeiten des Indicativo und des Subjuntivo zu machen. Es wird anstrengend, aber auch höchst unterhaltsam, denn Rosa trainiert mit mir die Zeiten anhand von Gesprächen über unsere etwa gleichaltrigen Töchter, die Kombi aus Job und Familie etc. So gibt es auch gleich wieder viele interessante Einblicke ins Leben im Baskenland.
Das Freizeitprogramm der Schule
Nach dem Unterricht ist es mir überlassen, wie ich den Nachmittag und Abend gestalte. Die Schule macht Freizeitangebote, an denen ich zweimal teilnehme: Montag ziehen wir gemeinsam mit Freizeitkoordinatorin Laura, die ihren Job offensichtlich sehr genießt, zu Stadtrundgang und Pintxos-Verkostung los.
Am Dienstagabend geht’s mit Laura ins Museo San Telmo (Museum über die Baskische Geschichte und Lebensweise), anschließend nochmals zu Wein und Pintxos (= baskisches Äquivalent zu Tapas) in eine Bar, und dann stecke ich die Gruppe mit meiner Begeisterung für Churros an, so dass der letzte Stopp die Churrería wird.
Noch mehr Freizeit
Mittwoch strahlt die Sonne, so dass ich direkt nach der Schule die ganze Bucht gen Westen entlanglaufe, um mir am Ende die „Windkämme“ des lokalen Künstlers Chillida anzusehen und dann mit der 100 Jahre alten Kabinenbahn auf den Monte Iguel zu fahren. Von dort hat man einen atemberaubenden Blick über die Stadt, die dahinter liegenden Berge, die Strände und weit hinaus aufs Meer.
Ein Smoothie im Strandcafé und ein kurzer Shoppingbummel durch die Stadt komplettieren meinen Tag. Schöne Läden von großen Ketten bis hin zu vielen kleinen Boutiquen und alt eingesessenen Geschäften gibt es übrigens reichlich. Um es vorweg zu nehmen: Ich werde mit 9 Kilogramm mehr Gepäck zurückreisen. Baskischen Wein (Txakoli) und baskisches Bier, diverse Käsesorten, Jamón Iberico, Salami, gerösteten Knabber-Mais und dicke Kakao-Schokolade für die ganze Familie wiegen eben ein bisschen 😉. An dieser Stelle ein paar ermunternde Worte für alle, die, wie ich, Vegetarier sind: Ich war begeistert, denn fußläufig von der Schule gibt es allein drei vegetarische/vegane Restaurants, auch Pintxos sind ohne Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte zu haben und in Restaurants war ich auch nie zum Beilagenessen verdammt.
Abende mit meiner Gastfamilie
Spätestens um halb acht bin ich täglich wieder zuhause, denn das Abendessen mit meiner Gastfamilie möchte ich nicht missen. Meist sitzen wir noch lange quatschend zusammen, so dass ich die Hausaufgaben selten vor 23 Uhr fertig in der Tasche habe. Licht aus, Augen zu und auf den nächsten Tag freuen.
Zum Abschluss der Woche gehen Mila, Taka und ich Freitagabend gemeinsam schick aus. Meine Gastmutter hat einen Tisch in einem etwas nobleren Hotelrestaurant direkt mit Strandblick reserviert. Der Blick aufs Meer ist zwar leider von Xirimir (dem hier typischen Nieselregen) getrübt, aber das tut weder die Stimmung Abbruch, noch hält es uns davon ab, nach dem Essen noch bis Mitternacht an der Promenade entlang und bis zum Hafen zu schlendern.
Ende einer erlebnisreichen Reise
Schon ist mein letzter Tag vor Ort angebrochen. Der Koffer wird mehr gestopft als pfleglich gepackt, denn die Zeit ist einfach zu kostbar. Heute geht es für mich noch auf den Monte Urgull, den Berg am Ostende der Bucht, dann schaue ich mir den alten Hafen bei Tageslicht an, erstehe noch ein paar Mitbringsel und bin schließlich noch mit Mila zum gemeinsamen Mittagessen in Gros, dem Stadtteil, wo sie aufgewachsen ist und den sie mir daher unbedingt persönlich zeigen möchte, verabredet. Im Endeffekt renne ich mit meinem Gepäck zum Busbahnhof. Zeit voll ausgekostet 😊!
Um 16 Uhr sitze ich dann wieder im Bus zum Flughafen – mit ziemlich vielen Fotos auf der Kamera und Erinnerungen im Herzen, mit reichlich Leckereien und Souvenirs im Gepäck und mit der festen Gewissheit, dass ich wiederkommen werde. Unsere Partnerschule in San Sebastián bietet Kurse für alle Niveaustufen und Altersklassen an. Mein Mann möchte sein Spanisch auch gerne verbessern und meine sechsjährige Tochter hat nach meinen Schilderungen zu Hause stolz verkündet: Mama, zu meinem siebten Geburtstag wünsche ich mir auch einen Spanischsprachkurs in San Sebastián. Das riecht sehr nach Rückkehr – Mama Mila und Taka, der inzwischen nach San Sebastián auswandern möchte, freuen sich schon 😉
Du möchtest auch wie Tanja das Nützliche mit dem Angenehmen kombinieren, dein Spanisch verbessern und dabei die Welt entdecken? Dann schau doch mal bei unseren Spanischsprachreisen vorbei.