Für Lea ging es 2012 für einen Schüleraustausch in die USA nach Nebraska. In ihrem Erfahrungsbericht schreibt sie, was sie dort alles erlebt hat. Neben dem Prozess bevor es überhaupt los ging, berichtet sie davon, wie ihr Start in den Schulalltag war und wie ein typischer Tag an einer amerikanischen High School aussieht. Neugierig geworden? Dann lies jetzt weiter!
Planung & Vorbereitung
Einfach mal weg aus Deutschland und für eine längere Zeit eine neue Kultur kennenlernen. Das wär’s doch. Ja, genau das dachte ich mir vor circa 12 Jahren. Ich träumte schon lange davon einmal für einen Schüleraustausch in die USA zu gehen. Dort in einer Gastfamilie zu leben und einen anderen (Schul-) Alltag zu erleben. Nach einem Informationsabend in der Schule über das Thema, war ich vom ‚Auslandsfieber‘ gepackt. Mir war schnell klar, dass ich diesen Traum unbedingt umsetzten musste. Gesagt, getan.
Naja, so einfach war es dann doch nicht. Erst einmal kamen eine ganze Menge Arbeit und Vorbereitungen auf mich zu. Dazu zählten auch meine Eltern von dem Ganzen zu überzeugen. Zum Glück gestaltete sich das ganz einfach. Meine Eltern unterstützten mich von Anfang an. Damit eine passende Gastfamilie für mich gefunden werden konnte, musste ich einen Brief an die zukünftige Gastfamilie zu schreiben. Als das erledigt war, war es Herbst und immer noch fast ein ganzes Jahr Zeit bis es tatsächlich losgehen würde. Dann gab es plötzlich nichts mehr zu tun. Ich musste wohl oder übel abwarten und versuchen, nicht vor Aufregung zu platzen.
Ängste und Zweifel vor dem Schüleraustausch
Ich fing an mir Gedanken zu machen: Was wäre, wenn ich irgendwo hinkomme, wo ich nicht hin möchte? Was, wenn ich mit der Familie nicht klar komme oder keine Freunde finde? Die Schule nicht so ist, wie ich es mir vorstelle oder das Heimweh einfach zu groß wird? Oder, wenn ich krank werde oder jemand aus meiner Familie? Was, wenn ich wieder – zurück in Deutschland – Probleme in der Schule bekomme oder Freundschaften sich ändern? Oder was wäre, wenn ich einfach nicht glücklich werde und es die falsche Entscheidung war einen Schüleraustausch in den USA zu machen? Fragen über Fragen schossen mir durch den Kopf. Ich versuchte mich abzulenken und nicht so viel darüber nachzudenken. Das war allerdings sehr schwierig.
In dieser Zeit las ich Bücher über Amerika oder generell über ein Auslandsjahr. Im Internet schaute ich nach Informationen, Videotagebüchern oder Blogs anderer die einen Schüleraustausch in den USA gemacht haben. Ich habe Stunden damit verbracht mich zu informieren. Es war das reinste Gefühlschaos in mir. Immer wenn ich einen positiven Bericht hörte, stieg meine Vorfreude und ich konnte es kaum erwarten. Hörte ich dann aber von schlechten Erfahrungen kam wieder ein mulmiges Gefühl in mir hoch.
Mein Schüleraustausch in den USA beginnt
Ändern konnte und – vor allem – wollte ich es aber auf keinen Fall. Und so wartete ich weiter, bis ich im Januar eine E-Mail erhielt und zwar von meiner Gastfamilie. Wow, so früh hatte ich dann doch nicht damit gerechnet. Aber ich war super glücklich und habe sofort gemerkt, dass es passt. Ich erfuhr, dass die Familie einen 2- jährigen Sohn und einen kleinen Hund hat. Ebenfalls dass sie in einem kleinen Ort in Nebraska wohnen. Nun stieg die Vorfreude von Tag zu Tag und die Zeit bis zum Abflug verging wie im Flug. Nach einem Vorbereitungsseminar in Bonn mit vielen Informationen zum Schüleraustausch in den USA und der Beantragung meines Visums in Frankfurt am Main war es auch schon fast so weit.
Eine Woche vor Abflug veranstaltete ich noch 2 Abschiedsfeiern, eine mit meiner Familie und eine zweite mit meinen Freunden. Es war schön nochmal mit allen zusammen zu sein bevor es für ein halbes Jahr nach Amerika gehen sollte.
Und dann war es so weit. Der 07. August 2012 war gekommen. Mit einem mulmigen Gefühl verabschiedete ich mich von meiner Familie und stieg mit vielen weiteren Austauschschülern ins Flugzeug Richtung New York. Die Stadt ist echt einzigartig und ich sammelte schon in den ersten fünf Tagen jede Menge positive Erfahrungen. Ich war sehr überwältigt von der Größe der Stadt und ich genoss die Zeit sehr.
Ankunft in den USA in Nebraska
Am 11. August ging es dann wieder einmal ins Flugzeug um über Chicago nach Nebraska zu fliegen. Für alle, denen nicht ganz klar ist, wo genau sich Nebraska befindet: Der Staat liegt ziemlich zentral in den USA, südlich von South Dakota und nördlich von Kansas. Man bezeichnet Nebraska auch gerne als ‚the middle of nowhere‘. Viele Maisfelder und ein echtes Countryleben mit Cowboys und allem was dazugehört erwarteten mich. Auch das Klima ist ein anderes als in Deutschland. Der Sommer war sehr, sehr heiß und trocken und es war so gut wie nie eine Wolke zu sehen. Der Herbst war wunderschön, auch wenn es ein wenig kälter wurde. Der ständige Sonnenschein war auf jeden Fall echt traumhaft. Im Winter wurde es dann richtig kalt und wir hatten sogar einen Blizzard. Aber nach dem Schneesturm war auch schon relativ schnell wieder die Sonne zu sehen. Sprich, das Wetter ist in Nebraska ganz anderes, als das, was ich bisher gewohnt war. Aber dennoch genau das Richtige für mich.
Am Flughafen erwartete mich meine neue Familie, mit der ich das nächste halbe Jahr zusammen leben würde. Sofort habe ich sie in mein Herz geschlossen. Ich merkte schnell, dass sie wie eine richtige Familie für mich waren.
Ich lebte mich schnell und gut ein. Mein neues Zuhause und mein neues Zimmer waren super schön. Auch mit der Sprache klappte es von Anfang an sehr gut. Im Laufe der Zeit hat sich mein Englisch sehr verbessert. Ich fing an in Englisch zu denken und zu träumen. Spätestens da wusste ich, dass ich ganz und gar angekommen war.
Schulalltag in den USA
Die ersten 2 Wochen in der neuen Heimat verbrachte ich noch hauptsächlich mit Organisatorischem. Unter anderem musste ich zur Schule und meine Fächer wählen. Zum Glück waren noch Sommerferien und ich hatte noch ein wenig Zeit bis es so richtig losging. Was allerdings sofort anfing war das Volleyballtraining. Ich hatte mir fest vorgenommen in eines der Sportteams der Schule zu gehen. Denn ich wollte den ‚school spirit‘ zu erleben, von dem alle sprachen. Zu Beginn war das Training noch sehr hart. Aber ich wurde schnell von allen aufgenommen und es entwickelten sich erste Freundschaften.
Ja, und dann begann die Schule. Ich war ganz schön aufgeregt und hatte Angst nicht mitzukommen und vielleicht keine Freunde zu finden. Das war aber nicht der Fall, wie es sich schon bald herausstellte. Die Menschen, Schüler wie auch Lehrer, waren alle sehr offen und herzlich. Alle wollten mit mir reden. Sie fanden es auch sehr spannend etwas über mich und mein Leben in Deutschland zu erfahren. Meine Schulfächer waren auch sehr anders als die, die ich in Deutschland hatte. So lief mein Schultag jeden Tag gleich ab. Um 8.15 begann der Unterricht mit ‚American Literature‘, dann kam ‚Algebra‘, darauf folgte ‚American History‘. In der 4. Stunde hatte ich so eine Art Freistunde, in der ich Hausaufgaben erledigen konnte. Dann noch ‚Drama‘ und dann eine halbe Stunde Lunch-Pause (das Essen war allerdings sehr gewöhnungsbedürftig und nicht so mein Fall). In der 6. Stunde hatte ich dann ‚Media Communication‘. In der 7. Stunde ‚Choir‘ und zuletzt ‚Journalism‘ (in diesem Fach haben wir das Jahrbuch gemacht).
Der Stoff, den wir durchnahmen, war verhältnismäßig einfach. Ich war in der 11. Klasse, sprich ein Junior und hatte kaum Probleme im Unterricht. Das einzige Fach, das etwas schwieriger war, war ‚American History‘. Im Durchschnitt waren meine Noten auch da immer sehr gut. Wie schon vorher erwähnt, war ich im Volleyball Team und habe am One-Act-Play der ‚drama class‘ teilgenommen. Das waren alles sehr tolle Erfahrungen und ich war stolz, dazuzugehören.
Wie ich Teil einer neuen Kultur wurde
Am Anfang bekam ich sehr viel Aufmerksamkeit von allen, sei es in der Schule oder auch von der Familie. Das legte sich aber mit der Zeit und ich war ein richtiger Teil der Familie geworden. Auch in der Schule war es dann ganz normal eine Deutsche dabeizuhaben. Ich kann nicht sagen, wann genau dieser Moment war, wo ich mich nicht mehr als ‚Deutsche‘ oder ‚Tourist‘ fühlte. Aber ich habe mich von Monat zu Monat wohler gefühlt.
Es ist unmöglich alles Erlebte in so einen Text zu bringen, deswegen versuche ich mich auf meine Highlights zu beschränken: NYC, Baseballspiel in Omaha, Footballspiel in Lincoln, Zoobesuch in einem der größten Zoos der USA in Omaha, Cheesecake Factory (ein tolles Restaurant), Homecoming, Halloween, Chicago Trip, Thanksgiving, Black Friday Shopping, „Sweet 16“ in Amerika, Weihnachten, Ice Hockey Spiel in Sioux City und meine Abschiedsfeier.
Aber die Dinge, die mich am meisten beeindruckt und auch vielleicht verändert haben, sind die kleinen Dinge, die, die schwer zu beschreiben sind. Es waren einfach die Menschen mit denen ich zusammen war und die Umgangs- und Lebensweise. So hat man zum Beispiel nicht das Gefühl sich irgendwie beweisen zu müssen. Es stört keinen, wenn man sich nicht immer aufgestylt hat oder vielleicht nicht das tollste Handy und das beste Auto hat. Die Menschen, die ich kennengelernt habe, waren weniger oberflächlich und sehr liebenswert. Wenn einer aus der Familie oder der Schule etwas erreicht hat, sei es auch nur eine Kleinigkeit, haben sich alle mit der Person gefreut. Man wurde immer angefeuert und ermutigt.
Höhen und Tiefen: meine Erfahrungen in den USA
Es gab natürlich auch Momente, die nicht so perfekt waren. Ich hatte zwar nie wirklich Heimweh, aber ich habe meine Familie und Freunde schon vermisst. Durch diese Erfahrungen habe ich Kleinigkeiten zu schätzen gelernt. Wie toll es sein kann, nicht immer auf Andere angewiesen zu sein. In meinem Ort gab es keine Busse und ich konnte nicht mal eben in eine größere Stadt, z.B. zum Shoppen fahren. Manchmal war das echt schwierig. Ein anderer Punkt war das Essen – amerikanisches Essen wird wohl nie zu meinen Leibgerichten gehören. Auch wenn ich durchaus gutes Essen bekommen habe, gegen die deutsche Küche kommt die amerikanische nicht an! Der wahrscheinlich schwierigste und traurigste Moment war für mich der Abschied von meiner Gastfamilie und den Freunden in Amerika. Ich konnte nicht glauben, dass die Zeit so schnell vorbeigegangen war und ich wieder nach Hause gehen musste.
In diesen 5 Monaten habe ich einfach sehr viel erlebt und gelernt. Ich werde diese Momente nicht vergessen und ein Stück Amerika wird immer in meinem Herzen bleiben. Ich bin unendlich dankbar, dass ich die Chance hatte ins Ausland zu gehen. Definitiv würde ich es sofort wieder machen, wenn ich noch einmal die Chance dazu bekommen würde. Auch wenn es nicht immer ganz einfach war, es hat sich gelohnt. Ich bin sehr froh, diesen Schritt gewagt zu haben.
Du träumst auch davon, einen Schüleraustausch in den USA zu machen? Oder dich reizt es den Schulalltag in einem anderen Land kennenzulernen? Wir bieten neben den USA auch einen Schüleraustausch in Kanada, England, Südafrika, Frankreich und weiteren Ländern an!