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Schüleraustausch in Kanada – Ein Erfahrungsbericht

Bernhard Hauleitner hat 2015/16 mit uns ein High School-Jahr in der Region Nova Scotia verbracht. Während seines Aufenthaltes erlebte er zahlreiche einmalige Dinge, wie z.B. den Sprung in den eiskalten Atlantik zu Spendenzwecken beim Polar Bear Dip. Wir waren neugierig, welche weiteren Eindrücke er von seinem Austauschjahr mit in die Heimat gebracht hat und haben nachgefragt. Erfahrt, was Bernhard sonst noch alles über Land und Leute, Schule und Freizeit und sich selbst erzählen kann:

Land/Region

Warum hast du gerade Kanada für deinen High School-Aufenthalt gewählt?

[blockquote source=”Bernhard”]Das war einfach. Zuerst wollte ich auf jeden Fall in ein englischsprachiges Land mit ca. demselben Lebensstandard wie in Europa, was die Auswahl schon einmal sehr einschränkte. In die USA wollte ich nicht gehen, da ich befürchtete, auf eine Farm im „Nirgendwo“ zu gelangen oder durch einen Fehler im System in eine gefährliche Stadt zu kommen. Da blieben noch Kanada und Australien offen, wobei das Schulsystem in Australien gegengleich zu uns anfängt, was hieße, dass, wenn ich dort ein ganzes Jahr, nach unserem Schulsystem, machen möchte, ich etwas Stress hätte, um dort die Schulstufe zu bestehen. Da blieb noch Kanada über.[/blockquote]

Du warst in Nova Scotia platziert. Wie hat dir diese Region gefallen?

[blockquote source=”Bernhard”]Einzigartig trifft es am besten. Es gibt jetzt so viele schöne Gefühle, die ich mit Nova Scotia verbinde, dass man das gar nicht ganz in Worte fassen kann. Es kam mir als Europäer trotzdem sehr waldig vor. Doch wenn ich es mit meinen Ausflügen in andere Bundesländer vergleiche, ist Nova Scotia relativ dicht besiedelt. Zudem ist das Wetter in Nova Scotia durch die südöstliche Lage und da es eine Halbinsel ist (auf welcher kein Punkt mehr als 56 km vom Meer entfernt liegt) auch sehr warm (für Kanada).[/blockquote]

Hast du noch weitere Regionen in Kanada erkundet (Urlaub/Ausflüge)?

[blockquote source=”Bernhard”]Im Zuge von Ausflügen mit der Partnerorganisation besuchte ich auch noch Toronto, Niagara, Ottawa und Montréal. Zusammen mit meiner Gastfamilie machte ich auch einen Ausflug ins benachbarte Bundesland Prince Edward Island.[/blockquote]

Freunde/Familie

Wie war das Verhältnis zu deiner Gastfamilie? Hast du noch heute Kontakt zu ihnen?

[blockquote source=”Bernhard”]Das Verhältnis zu meiner Gastfamilie und vor allem zu meinen Gastbrüdern (auch Austauschschüler) war extrem gut. Mit meinen Gastbrüdern und meinem Gastvater konnte ich über alles reden und alles machen. Kontakt habe ich heute leider kaum mehr, da ein Gastbruder im Ausland lebt, und der andere Stress in der Schule bzw. mit einer Fernbeziehung hat und kaum Freizeit hat. Mit meinen Gasteltern haben meine Gastbrüder und ich uns gegen Ende etwas zerstritten, da meine Gastbrüder die Grenzen austesten wollten, worauf unsere Gastmutter immer mehr Regeln erließ, mit denen auch ich leben musste.[/blockquote]

Hattest du Schwierigkeiten, dich von jetzt auf gleich komplett auf Englisch verständigen zu müssen?

[blockquote source=”Bernhard”]Kein bisschen. Als ich zurückkam, habe ich viel lieber Englisch als Deutsch geredet oder unbemerkt mitten in einem deutschen Satz plötzlich angefangen, Englisch zu reden. Es passiert mir heute – mehr als ein halbes Jahr danach – noch, wenn mir gerad nicht das passende deutsche Wort einfällt, dass ich auf Englisch weiterrede, was schon zu ziemlich lustigen Situationen führte.[/blockquote]

Schule/Freizeit

Inwiefern unterschied sich dein Schulalltag in Kanada von dem in Österreich?

[blockquote source=”Bernhard”]Ein großer Unterschied war, dass wir eigentlich nie Hausaufgaben bekamen und selbst wenn wir welche hatten, konnten wir die meist schon in der Schule machen oder hatten sie in einer halben Stunde fertig. Auch musste man nicht sehr viel für Tests lernen, wodurch man nun viel mehr Freizeit hat als in Österreich oder Deutschland. Des Weiteren hat man nur vier Fächer pro Semester, welche man sich als Austauschschüler frei aussuchen kann (falls es keine Vorgaben von der Schule aus der Heimat gibt, zum Beispiel dass man einen Spanisch-Kurs nehmen muss). Auch ist das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler viel inoffizieller und inniger – wie Freunde halt. Und es gibt so gut wie keinen Lernstress[/blockquote]

Wie war das Verhältnis zwischen internationalen und einheimischen Schülern? Hast du schnell Anschluss gefunden?

[blockquote source=”Bernhard”]Das Verhältnis war genial. Am Anfang waren die internationalen Schüler noch mehr für sich, aber dies wurde schnell weniger. Die internationalen Schüler haben auch den Ruf bei den Kanadiern, allesamt Genies zu sein. Selber schloss ich mich auch schnell an, da ich ein sehr offener Mensch bin und auch vielen Klubs beitrat. Auch ging ich auf die Kanadier zu, zum Beispiel in der Pause und fragte, ob ich mich dazusetzen kann. Kanadier sind sehr freundlich und haben meist nichts dagegen. Auch habe ich für mein Lernniveau Kurse in einer höheren Schulstufe genommen, als ich eigentlich sollte und dort waren die Mitschüler größtenteils zwei Jahre älter, aber auch dies war kein Problem und sie schlossen mich schnell in verschiedene Gruppen ein. Man muss sich nur manchmal trauen, den ersten Schritt zu wagen.[/blockquote]

Was hast du in deiner Freizeit unternommen?

[blockquote source=”Bernhard”]Wie vorhin erwähnt, musste man nicht sehr viel für die Schule machen, weshalb man viel mehr Freizeit zu Verfügung hatte. Meine Freizeit verbrachte ich oft damit, Freunde zu treffen oder Joggen zu gehen. Bei manchen Freunden und Unternehmungen gab es nur das Problem, dass diese weit weg wohnten und ich mit dem Auto hingebracht werden musste und wenn meine Gasteltern oder die Eltern meines Freundes keine Zeit zum Abholen hatten, konnte ich weniger unternehmen, da zu mir nicht einmal ein Bus fuhr. Dies hatten die meisten anderen Austauschschüler nicht, da diese näher an der Stadt wohnten als ich. Ich hatte aber auch immer mindestens zwei Gastbrüder und auch zwei Nachbarsjungen, welche auch Austauschschüler waren, mit denen ich fast immer was unternehmen konnte.[/blockquote]

Persönliches

Was ist dir rückblickend besonders in Erinnerung geblieben?

[blockquote source=”Bernhard”]Die einzigartigen Erinnerungen, die man sonst nirgendwo erleben kann oder ich nie erlebt hätte, wie zum Beispiel der Prom (der Abschlussball), eine Schneeschuhwanderung, Schlittenhundfahren, an einem Kochwettbewerb teilnehmen (und gewinnen :D) und vor allem so viele einzigartige und interessante Menschen treffen.[/blockquote]

Du hast von deiner Auszeichnung bezüglich deiner Eingliederung erzählt. Wie kam es dazu?

[blockquote source=”Bernhard”]Ja, ich wurde zweimal dafür ausgezeichnet. Beide Male gab es eine Jury, bei der man Bewerbungen einreichen konnte, für jemanden, der den Preis gewinnen sollte, aber nicht sich selber und ich wurde beide Male, ohne mein Vorwissen, von verschiedenen Lehrern, Eltern, Mitschülern und anderen Austauschschülern dafür gemeldet. Der eine Preis war der „CANUK-Award“. Canuk ist der kanadische Spitzname für Kanadier. Dieser wurde von der Partnerorganisation an den Austauschschüler im Schulbezirk verliehen, welcher am meisten zum Kanadier wurde und den kanadischen Lebensstil verinnerlicht hat, verliehen. Von den mehr als 200 Austauschschülern in meinem Bezirk gewann ich diesen, was mich sehr glücklich macht. Der zweite Preis wurde mir von der Schule verliehen, dafür, dass ich von den 50 Austauschschülern an meiner Schule am meisten am Schulleben teilgenommen und mich integriert habe. Aufgrund zahlreicher Klubs gab es dann quasi keinen in der über 1100 Schüler-Schule, welcher noch nie von mir gehört hat.[/blockquote]

Gab es Momente, in denen du Zweifel bzw. Heimweh hattest? Wenn ja, wie hast du diese überwunden?

[blockquote source=”Bernhard”]Selber habe ich nie Zweifel gehabt. Mir war immer klar, dass dies eine einzigartige Gelegenheit ist und wenn ich da aufgeben und heimfahren würde, ich nie wieder so eine haben würde. Heimweh hatte ich nur selten, aber wenn ich es hatte, versuchte ich dasselbe, wie die restliche Zeit auch: noch tiefer ins kanadischen Leben einzutauchen und immer mehr neue Sachen zu erleben. Das lenkt ab und ist meiner Meinung nach das beste Mittel gegen Heimweh.[/blockquote]

Hast du Tipps für zukünftige Austauschschüler in Kanada?

[blockquote source=”Bernhard”]Allgemeine Tipps wären: Traut euch, den ersten Schritt zu machen, meistens werdet ihr es nicht bereuen! Wenn ihr mal bei einem Klub dabei sein wollt und es erleben wollt, fragt einfach nach (selber habe ich ein paar Mal beim Cheerleadertraining mittrainiert, weil ich mal sehen wollte, wie sowas ist und wer alles Cheerleader wird). Auch ist man zwar dort, um Kanadier kennen zu lernen, verpasst aber nicht die Gelegenheit, Freundschaften mit Leuten aus der ganzen Welt zu schließen: selber habe ich noch gute Freunde in Kolumbien, Japan, Italien,…

Verpasst wegen der Schule keine Gelegenheit! Ja, Schule ist manchmal wichtig, aber nicht gerade für einen Austauschschüler! Die Hauptsache ist, ihr habt Spaß und erlebt etwas und sitzt nicht zu Hause und lernt. Die Schule in Kanada ist zumeist leicht genug, so dass man gute Noten schreibt, wenn man im Unterricht aufpasst – man muss nicht einmal zu Hause lernen.[/blockquote]


Wenn du jetzt Lust bekommen hast, ein High School-Jahr in Kanada zu absolvieren, dann informiere dich gerne auf unserer Website. Und wenn du noch mehr Infos zu der Region Nova Scotia haben möchtest, dann schau doch mal bei dem Artikel über Nova Scotia auf unserem Blog vorbei.

Dieser Artikel ist Teil der Reihe „TravelWorks loves Canada“.

Von Redaktion

Für das Team von TravelWorks heißt Reisen mehr als nur Tourist sein: Nicht auf der Oberfläche schwimmen, sondern ins Geschehen eintauchen. Wir sind selber mehrere Jahre im Ausland gereist und geben unsere Erfahrungen gerne aus erster Hand weiter. Daher versorgen wir euch hier mit spannenden Artikeln sowie hilfreichen Informationen zur Vor- und Nachbereitung eures Auslandsaufenthaltes und verhelfen euch so zu einem unvergesslichen Abenteuer.

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