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Namibia: Auf lustiger Fahrt im Ananas Express

Nach unserem Abenteuer in Kapstadt folgte Teil zwei unserer Reise: Sieben Tage Roadtrip durch Namibia in unserem „Ananas Express“, einem Toyota Hilux mit Dachzelt, den wir in Windhoek gemietet hatten. Für Freunde des Films: TravelWorks-Namibia-AnanasNein, wir hatten keine bewusstseinsveränderten Substanzen an Board. Lediglich Mel, die Ananas, die unserem Gefährt seinen Namen gab. Wir tankten den Ananas Express in Windhoek voll, besorgten uns ausreichend Proviant für die ersten Tage und verließen Windhoek direkt in Richtung Etosha Nationalpark: Wir hatten Safari-Laune!

Etosha: Gnu love is true love

Da Februar und somit nur Nebensaison war, hatten wir das Gefühl, fast alleine im Park zu sein. Was zum einen sehr angenehm war. Zum anderen machte uns die Aussage unseres Autovermieters etwas Sorgen, der gesagt hatte: „Wenn ihr im Etosha einen Platten habt, steigt nicht aus. Wartet, bis jemand kommt.“ Gott sei Dank kam es nicht dazu. Wir hätten vermutlich bis zum Sankt Nimmerleinstag auf ein anderes Auto gewartet.

TravelWorks-Namibia-TiereSo konnten wir pannenfrei genießen, was vor unserem Fenster so passierte: Zebras grasten in aller Ruhe am Straßenrand, Giraffen blockierten die Straße, Rhinos chillten in der Sonne und Löwen lagen entspannt im Gras und kauten auf einer der besagten Giraffen herum. Auch landschaftlich wandelte sich das Bild ständig – mal dichtes Buschwerk, mal steppenartige Weite, mal feuerrote Erde, dann wieder nur Geröll, dann wieder Wald.

Es verschlug uns wirklich den Atem. Während im östlichen Teil des Parks die „Ausbeute“ aus den Wasserlöchern eher mau war oder die besagten Löcher gar nicht vorhanden waren, fanden wir im westlichen Teil des Parks zwischen Okaukuejo Camp und Galton Gate mehrere Löcher, an denen sich große Herden tummelten: Zebras badeten zusammen mit Gnus, Oryx-Antilopen und Giraffem und entkamen so – anders als wir – ein wenig der Hitze der Mittagssonne.

TravelWorks-Namibia-Elefanten
Franzi war ein verdammt guter Tierspotter und der perfekte Safari-Begleiter. Während ich nur Sträucher, Geröll und Gestrüpp sah, entdeckte sie Elefanten, Warzenschweine und Zebras. Wir verließen den Park mit einem Haufen wundervoller Eindrücke und waren gespannt, mehr von diesem Land zu sehen!

Zwischen Nichts und endloser Weite

Auch wenn wir wirklich viel im Auto saßen, um in der einen Woche, die wir hatten, möglichst viel zu sehen, hat mir jeder Kilometer dieser Fahrt Spaß gemacht! Auch wenn es teilweise recht anstrengend war, mehrere Stunden über unwegsame Schotterpisten zu fahren, so aufregend war es auch. Jeder, der uns entgegen kam, grüßte freundlich. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals zuvor so lange gefahren zu sein ohne auch nur ein Haus, einen Menschen oder ein Zeichen von Leben gesehen zu haben. Es war ein tolles Gefühl des Alleinseins. So sehr wir es am Tag auch genossen, so gruselig konnte dieses Gefühl auch sein – besonders auf der Strecke zwischen Etosha Park und Skeleton Coast Park, wo sich dann das gruseligste Reiseerlebnis, das ich bisher hatte, ereignete – im Nachhinein alles harmlos, aber ich muss zugeben, dass ich für einen kurzen Moment echt die Hosen voll hatte. Es wurde schon langsam dunkel. Hinter uns hatten wir eine atemberaubende Fahrt über einen kleinen Gebirgspass und an uns zogen winzige Farmen, ab und zu eine Ziegenherde und atemberaubende Ausblicke vorbei. Allerdings war auch kein Camp in Sicht.

TravelWorks-Namibia-roadtripSchließlich beschlossen wir, unser Navi zur Hilfe zu ziehen – ein Fehler, denn es schickte uns über eine Schotterpiste durchs Gebirge, auf der wir nur 20 km/h fahren konnte, um nach einer Stunde Fahrt herauszufinden, dass es am Ende kein Camp gab und wir umdrehen mussten. Wir entschieden uns, bis zum Tor des Skeleton Coast Parks weiter zu fahren. Spät war es sowieso schon. Wir hielten uns mit dem bisschen Radioempfang, den wir noch hatten, bei Laune. Als wir am Tor ankamen, war es 23.30. Wir hatten drei Stunden lang keine Menschenseele gesehen, waren müde, wir hatten Hunger und wollten nur noch ankommen. Gottseidank gab es direkt neben dem Tor einen kleinen Campingplatz samt Toilettenanlage. Leider inklusive Empfangskomitee, bestehend aus zwei Herren, der eine mit Taschenlampe, der andere mit Maschinengewehr. Toll, dachte ich. Zwei Mädels im Nirgendwo, mitten in der Nacht in Namibia und die zwei starten eine Befragung, bei der wir uns alles andere als wohl fühlten. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich kein mulmiges Gefühl hatte, als wir an diesem Abend in unser Dachzelt krochen.

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Aber bei Sonnenaufgang sah die Welt schon wieder ganz anders aus. Von Mister Trigger Happy war weit und breit nichts zu sehen und wir schafften es im ersten Tageslicht in den Skeleton Coast Park. Wie der so war?

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Frühstück!

Nun, wir waren uns zumindest sicher, dass es möglich sein musste, jemanden in einen Karton zu setzen, ihn zu schütteln, im Skeleton Coast Park auszusetzen und ihm glaubhaft zu erzählen, er sei auf einem anderen Planeten. Die Landschaft war in jeder Hinsicht die Definition von „Nichts“ – auf eine ganz wunderbare Weise. Dieser Teil gehörte absolut zu einem meiner Lieblingsabschnitte dieser Reise.

Nicht nur diese Weite war absolut faszinierend. Entlang des Küstenabschnitts gab es zahlreiche Schiffswracks, an die man relativ nah herankommt. Ein ziemlich cooler Anblick!

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Deutsches zwischen Wüste und Meer

Wir waren in den ersten Tagen unserer Reise so fleißig gefahren und hatten so viel Strecke gut gemacht, dass es die Zeit es uns erlaubte, drei Tage lang in Swakopmund zu bleiben. Wir fanden ein ganz wunderbares Camp direkt am Meer und in Nachbarschaft zu einer Flamingo-Kolonie. Wir hatten ausreichend Zeit, um Swakopmund zu erkunden. Wir besuchten das Museum der Stadt und lernten viel über die Geschichte Namibias, über seine Völker, die Kolonialzeit und die Gegenwart. Besonders die Zeit als deutsche Kolonie konnte Swakopmund nicht vor uns verbergen: Wir waren in Afrika, irgendwo zwischen Wüste und Meer, spazierten an der „Brückenstraße“ und dem „Altstadthof“ vorbei, um dann im „Café Muschel“ unseren Kaffee auf Deutsch zu bestellen. TravelWorks-Namibia_SundownerSchon irgendwie unwirklich. Darüber hinaus gönnten wir uns ganz vornehm, Fisch essen zu gehen, um danach den Tag bei einem Sundowner am Strand ausklingen zu lassen.

Die Wüste lebt!

TravelWorks-Namibia-chamaeleonIn einer Richtung blickten wir aufs Meer, in die andere auf die Wüste und den Dorob Nationalpark. Wir unternahmen eine großartige Wüstentour, auf der wir viel über diesen einzigartigen Lebensraum erfuhren. Während wir um uns herum eigentlich nur Sand und Dünen sahen, fanden unsere Tourguides Glen und Chris winzigste Spuren und zauberten unter dem Sand Geckos, Spinnen und Schlangen hervor. TravelWorks-Namibia-geckoAuch die Fahrt durch die Dünen war ein Erlebnis für sich – eine Tour, die ich jedem wärmstens ans Herz legen kann.

Wer ein bisschen mehr Action will, kann in den Dünen unter anderem auch Sandboarden. Spaß hoch zehn, aber unterschätzt niemals, wie anstrengend es ist, eine Düne hochzulaufen – und das mehrmals! Tipp: Probiert auch unbedingt das Bodyboarden aus. Mit 70 km/h Kopf voran eine Düne runterrasen ist in jedem Fall so lustig wie es klingt! Nach einem halben Tag in den Dünen waren wir allerdings durch wie ein Lurch und froh, als wir abends mit müden Beinen endlich im Zelt lagen. So ging auch unsere Zeit in Swakopmund zu Ende.

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Wer mal eine Busfahrt der besonderen Art erleben will, der macht es wie wir und fährt von Windhoek zurück nach Kapstadt im Sleepliner. Nicht nur, dass wir uns ziemlich sicher waren, dass der zweite Fahrer vorab ein wenig tief ins Glas geschaut hatte, hinzu kam, dass das Entertainment Programm an Board des Busses aus Christen-Rock Musikvideos und – ich kann es leider nicht anders sagen – aus christlichen Propaganda-Filmen bestand. Unterhaltsam? Keine Frage! Weniger unterhaltsam war das Wasser, das konstant aus der Klimaanlage tropfte und der Versuch der Busfahrer, uns mit der Klimaanlage auf -20°C runter zu kühlen. Wir trösteten uns mit den wunderschönen Landschaften, die an unserem Fenster vorbeizogen und auch die längste Busfahrt ging irgendwann zu Ende. Bevor es dunkel wurde, verabschiedete sich Namibia noch mit einem opulenten „double rainbow all the way“.

Namibia, wir kommen wieder!

2016-02-19 11.40.11Namibia war ein fantastisches Abenteuer – und ich möchte definitiv zurückkommen, um auch den Süden noch auf einer wilden Fahrt zu entdecken. Gerne wieder im Ananas Express.

Nachtrag: Mel, die Ananas, konnte uns leider nicht in die Heimat begleiten. Wir haben ihn in Skwakopmund ausgesetzt und sind uns sicher, dass er ein fröhliches Ananasleben in Freiheit genießt.

Du hast Lust auf Namibia? In unserem Freiwilligenarbeitsprojekt kannst Du Dich im Elefantenschutz engagieren und dieses faszinierende Land kennen lernen!

Von Kerstin Hedwig

Kerstin hat im Marketing Team bei TravelWorks gearbeitet. Obwohl sie ihr Herz längst an die grüne Insel Irland verloren hat, gibt es noch viele Orte, die von ihr entdeckt werden wollen und das am liebsten fernab der Bequemlichkeit eines Hotelbetts. Ein Roadtrip durch die USA, Schlafen am Strand in Mosambik und einmal in einem Leuchtturm übernachten sind nur einige der vielen Punkte auf Kerstins Reise-To-Do-Liste.

3 Antworten auf „Namibia: Auf lustiger Fahrt im Ananas Express“

[…] Es war einer dieser wunderbaren Trips, bei denen man jeden Tag und überall das Badezeug schon drunter hat und immer irgendwie von Wind und Meer zerzaustes Haar hat. Mit anderen Worten: Es war wunderschön. Irgendwie gingen die Tage in Kapstadt viel zu schnell um. Was blieb, ist der Wunsch, definitiv nochmal zurück zu kommen. Aber erstmal ging es für uns weiter zum Roadtrip durch Namibia. […]

Hallo!
Ich habe Deinen Text sehr genossen und hatte Namibia eig bisher noch nicht auf dem Schirm. Ich wollte selber mal als Afrika Urlaub nach Kenia reisen… Jetzt bin ich am überlegen evtl doch nach Namibia zu fahren.. Warst du evtl auch mal in Kenia oder kannst mir einen Tipp geben, was für den Einstieg besser ist?

ganz liebe Grüße,
Kathi

Hi Kathi,
es freut uns, dass wir dir Namibia womöglich als nächstes Reiseland schmackhaft gemacht haben. In Kenia war bisher leider keiner unserer Kollegen, dafür aber bereits zahlreich in Namibia. Und jeder kam schwärmend zurück. 🙂

Liebe GRüße
Steffi vom TravelWorks-Team

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