Ein Auto habe ich gekauft, ein Freund aus München ist inzwischen eingeflogen und die Feiertage stehen bevor – die perfekte Symbiose, um Urlaub zu machen. Unser auserkorenes Ziel ist die Erkundung der Nordinsel, anders ausgedrückt: ein einmonatiger Roadtrip! Da wir bis jetzt schon sehr viel gesehen haben, spalte ich unsere Erlebnisse in vier Teile auf. Los geht’s mit einer der schönsten Regionen Neuseelands, dem Northland nördlich von Auckland, wo die Wiesen und Wälder gefühlt endlos sind und nur durch wunderschöne Wasserfälle, Flüsse, Seen oder Buchten unterbrochen werden.
Wiesen und Wälder wie im Auenland
Mit dem Auto aus Auckland herauszukommen ist gar nicht mal so einfach. Die Stadt erstreckt sich sehr weit in die Länge, sodass man eine gute Stunde einrechnen muss, bevor einen die hügelige Landschaft voll und ganz in Besitz nimmt und aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Fährt man hier durch ist es kein Wunder, dass Peter Jackson die Nordinsel zum Drehen für Szenen im Auenland ausgewählt hat. J.R.R. Tolkien hätte eine solch malerische Landschaft im Buch nicht besser beschreiben können.
Auf dem Weg zum Bay of Islands, wo wir unser Weihnachtsfest verbringen wollten, gab es noch einige Stationen, die wir nicht verpassen wollten. Darunter der Waipoua Forest, einer der ältesten Wälder des Landes, in dem die sogenannten Kauri-Bäume seit Jahrhunderten wachsen. Die größten Bäume Neuseelands sind nur hier heimisch und im Waipoua wachsen etwa drei Viertel der heute noch existierenden Kauri. Das mit etwa 4,4 Metern breiteste und mit über 50 Metern höchste Exemplar hier ist der Tane Mahuta, der auf ein Alter von etwa 2.000 Jahre geschätzt wird. Jesus wäre nun genauso alt. Nachdem eine mehrköpfige, indische Familie jedmögliche Verwandschafts-Kombination mit dem Kauri abfotografiert hatte 😉 , nutzten wir das kurze Zeitfenster, um ein paar eigene Fotos zu machen, auf denen wir wie mickrige Ameisen vor dem Baum aussehen, oder uns zumindest so fühlten.
Nahe des Waldes liegt die schöne Bucht des natürlichen Hokianga-Hafens. Wir fuhren ohne Erwartungen um eine Kurve auf einer kleinen Kuppe und erblickten plötzlich dieses schöne Naturparadies mit beeindruckenden Sanddünen im Hintergrund. Ich brachte sofort mein aerodynamisch perfekt konstruiertes Gefährt mit quietschenden Reifen zum Stoppen, sodass wir die wunderbare Aussicht genießen konnten. Glücklicherweise sind die Straßen Neuseelands meist leer, weswegen niemanden unser abruptes Haltemanöver störte.
Bay of Islands und Cape Reinga
Für unser neuseeländisches Weihnachten haben wir uns ein kleines Ferienhäuschen als Unterkunft gegönnt, das ein Pärchen aus Kerikeri neben ihrem eigenen Haus und Garten erbaut hat und seitdem als Bed & Breakfast untervermietet. Die Buchung war ein echter Glücksgriff, denn das Häuslein war gemütlich, mit drei Zimmern und top-ausgestattetem Bad und Küche sehr groß und der angrenzende Garten war der Hammer: ein Pool, ein Whirlpool, ein Grillplatz ließen nichts zu wünschen übrig.
Wir schliefen immer lange, brunchten täglich fast ausufernd und kochten oder grillten uns abends immer ein großartiges Weihnachtsessen, während wir tagsüber die Gegend erkundeten. Die Bucht der Inseln, wie man ihren Namen übersetzen könnte, ist eine der beliebtesten Ferienregionen des Landes. Besonders gut gefallen hat es uns in Russel, wo eine der ersten Siedlungen Neuseelands stand und wir uns mit Ausblick auf die Bucht im ersten Hotel des Landes zur Feier des Tages einen riesigen Burger (die tun hier immer Rote Beete drauf!) und etliche Muscheln gönnten.
Am Weihnachtsmorgen machten wir uns auf die lange Autofahrt durch’s Nirgendwo bis zum nordwestlichen Kap, dem Cape Reinga. Die Straßen schlängelten sich wieder einmal durch ewige Wiesen und Wälder, sodass uns beim Fahren schnell schlecht wurde und wir einige Pausen einlegten mussten. Mit riesigen Sanddünen und dem 90-Mile-Beach gab es aber zum Glück ein paar schöne Möglichkeiten dafür – nur alle Cafés, Supermärkte und Tankstellen hatten auf dem Weg geschlossen, war ja schließlich Weihnachten. Einen manchmal sehr notwendigen Koffein-Schuss bekamen wir also leider nirgends.
Die zweieinhalb Stunden Fahrt haben sich aber gelohnt. Das Kap streckt sich mit seinen langen Landfingern in den endlosen Pazifik, während die starken Wellen gegen die Felsen preschen – ein gigantischer Anblick. Zudem war das Wetter genau über dem Cape Reinga schön. Ein blauer Himmel und die Sonne zeigten sich hier, während es im Bay of Islands eher bewölkt und regnerisch war.
Also alles richtig gemacht! Frohe Weihnachten!
Nach jeder Kurve ein Wasserfall
Ansonsten gibt es in der Region Northland und auf ganzen Nordinsel unzählige Wasserfälle, die manchmal nur kurz mit einem Schild am Straßenrand angepriesen werden. Nach einem kurzen Fußmarsch erreicht man dann meistens eine Lichtung, in der Wasser atemberaubend dutzende Meter nach unten fällt. Da es hier im Northland aber anscheinend zu viele davon gibt, scheint es den Einheimischen nicht wichtig zu sein, sie zu glorifizieren, wie man es bei solchen Exemplaren hundert pro in Deutschland machen würde.
Meine Favoriten waren die Rainbow Falls nahe Kerikeri, zu denen wir eine Stunde hinwanderten, die Haruru Falls nahe Paihia, die Marokopa Falls in der Nähe von den Waitomo Caves und die Huka Falls bei Taupo am Waikato River.
Hier die schönen Bilder der Wasserfälle: