Das letzte angedachte Reiseland und die Nr. 9 meiner großen grooooßen Weltreise ist das grüne, tropische, vulkanbestückte, exotische, biodiverse und ich möchte betonen: feuchte Costa Rica.
Mein Aufenthalt in Costa Rica gliedert sich in eine Woche Spanischlernen in San José und ansonsten 2 Schildkrötenprojekte á 2 Wochen und einer Woche abschließendes Backpacken.
Während meines Sprachkurses kam ich bei einer „Tico“-Familie unter. Wie auch mit meiner Gastfamilie in Ecuador, hatte ich auch ein Riesenglück mit meiner Gastfamilie in Costa Rica: eine alleinstehende, junge, aufgeschlossene Mum namens Arselia und ihre 8-jährige Tochter Paula, Rufname: Pau 🙂
Zudem hatte ich auch eine Gastschwester. Die 17-jährige Nora, ebenfalls aus Deutschland. Anfangs war sie recht schüchtern, doch das lockerte sich nach ein paar Tagen und ich war froh, dass ich sie hatte, meine Hilfe in der Not. Denn in Ecuador hatte ich mich noch gekonnterweise auf meine EC-Karte gesetzt und war somit nicht mehr imstande Bares vom Geldautomaten zu bekommen, da ich ja auch keinen Pin für meine Visa hab. Sehr schön! Also überwies ich Nora Geld und sobald das nach ein paar Tagen auf ihrem Konto eingegangen war, gab sie es mir dann in Cash auf die Hand. Doch dies hieß auch, dass ich ein paar Tage auf Sparflamme leben musste, was im Prinzip kein Problem war, dann Frühstück und Abendessen waren im Programm bei meiner Gastfamilie inbegriffen, jedoch hatte ich auch Geburtstag und konnte mir nicht einmal ein Bierchen gönnen.Doch Nora, Arselia und Pau sangen Happy Birthday auf Spanisch, Deutsch, Englisch und Französisch für mich und es gab auch ein Geburtstagskuchen (und noch Tage danach), also in allem doch ein gelungener und mal ein anderer Geburtstag 🙂
Generell wurde ich schon vorab darauf vorbereitet, dass es in Costa Rica wohl ziemlich viel Reis und Bohnen (arroz y frijoles) zu futtern gibt – morgens („gallo pinto“), mittags, abends… und es gab auch ziemlich viele Böhnchen, dennoch nicht nur. Arselia gab sich immer eine große Mühe mit dem Essen, so gab es morgens auch immer einen Obstsalat und abends auch oft einen Nachtisch.
Da ich ja schon 2 Wochen Sprachschule in Ecuador hatte und nun auch nochmal in San José nochmal eine Woche auf dem Programm stand, wurde mein Spanisch Tag für Tag besser, doch dennoch wartete an meinem ersten Tag in der Costa Rican Language Acadamy (CRLA) ein Einstufungstest auf mich… und ich dachte „bitte, bitte steckt mich nicht nochmal in den totalen Anfängerkurs! Ich muss doch schon etwas auf dem Kasten haben nach den 2 Wochen in Quito.“ und tatsächlich es reichte schon für leicht Fortgeschrittene. So landete ich in einer kleinen Klasse von 3 Leuten bei meiner superlieben Maestra Lorena 🙂 Schwerpunkt von uns allen war das Reden und sich zu verständigen. Daher schlugen wir selten das Buch auf, stattdessen wurde über gewisse Themen diskutiert, Vorträge über Abtreibung, Menschenhandel & Co gehalten. Ich muss echt sagen, nach dieser einen Woche fühlte ich mich nochmal ein wenig sicherer, was im Prinzip aber auch Hupe war, denn irgendwie bastle ich mir immer ein Konstrukt zurecht und schaffe mich mitzuteilen. Einfach losplappern und sich trauen zu reden und dann klappt das schon… die Grammatik schleicht sich dann auch langsam rein 😀 In der Sprachschule gab´s zu meiner Begeisterung auch free coffee rund um die Uhr und damit ließ sich die eine Woche Sprachschule dann doch ganz gut überstehen. Zudem gab es nochmal Informationen zu den anstehenden Freiwilligenprojekten.
In CRLA lernte ich auch die lustige Isa kennen, mit welcher Nora und ich prompt am Wochenende noch einen kleinen Trip nach Monteverde und La Fortuna unternahmen und ich mich auch für meine anstehenden Schildiprojekte verbündete, denn zu zweit ist es doch am schönsten 🙂 Unser freies Wochenende nutzten wir eloquent mit Nebelwald durchforsten, Boot fahren im Schatten eines Vulkans, Herpetarium besuchen und die endemischen Arten bestaunen und natürlich Smoothies trinken. In Monteverde trafen wir zum ersten Mal auf „Cosechas“, ein Smoothie- Merchandise, in welches ich mich sofort verliebte. Von normalen Fruchtsmoothies mit Bananen, Ananas, Erdbeeren, Papaya,.. bishin zu ausgefallenen und leckeren (!) Variationen mit Essig, Brokkoli, Rote Beete, Ingwer und Celery… Mopo im Himmel!
Und dann standen uns erstmal 4 Wochen ohne Elekrizität, mit jede Menge stechendem Viehzeugs, nächtliches Arbeiten und kriechender Feuchtigkeit bevor 🙂 Und genau so bzw in etwa habe ich es mir gewünscht, nämlich die totale Abgeschiedenheit und stromfrei, denn natürlich wollte ich wieder ein Erlebnis der anderen Art und dieses wurde mir auch beschert – und ich meine das im positiven Sinne! Kein Strom, hm, was heißt das eigentlich und worauf genau muss ich deswegen verzichten? Zunächst einmal gab es keine warmen Duschen, was bei der Hitze jedoch eh nicht wünschenswert gewesen wäre, zweitens keinen Kühlschrank, sprich gewisse Lebensmittel, die gekühlt werden müssen, standen eben nicht auf dem Speiseplan und ein gekühltes Bier war auch nicht greifbar. Doch im Grunde weiß man dann doch worauf man sich einlässt und geht auch diesen Verzicht bewusst ein 🙂 Kein Licht, keine Musik, kein Internet,….
Im ersten Schildicamp „Tortugas de Pacuare“ an der karibischen Seite, wo es doch ach so viel regnen soll, hat es auch jedoch vor unserer Ankunft und seitdem dominierte der Sonnenschein, war unsere Unterkunft recht spartanisch: Ein Häuschen gefüllt mit Doppelbetten und ein paar Schließfächern, 2 Duschen, 2 Toilletten…. tataaaaa. Doch Isa und ich zauberten in diese Tristesse ein wenig Glanz und Charme mit unserem pinken und mit Pailletten besetzten Mosquitonetzen. Die Leute dort samt unseres Campleiters Luis, dem Koch Touri und seinen Kochkünsten der anderen Art und natürlich den anderen Voluntären, waren uns von der ersten Sekunde an symphatisch, auch wenn wir bei unserer Ankunft mit Fragen überrannt wurden. Direkt wurden wir auch vor dem SCHIMMEL gewarnt, der sich einfach auf allem ausbreitet. Uns wurden schimmelnde Reisepässe, Rucksäcke, Klamotten, etc gezeigt und am Ende hatte auch ich meinen Kampf trotz regelmäßigem Lüften und Sonnentrocknen verloren.
Direkt am Tag nach unserer Ankunft wurden wir für die nächtlichen Patrouillen und für die Arbeit in der Hatchery von den zwei ortsänsässigen Scientists geschult. Eileen, die beim Hatchery-Training (also zu lernen, wie man ein Schildkrötennest baut, damit man die bei der Patrouille gesammelten Eier wieder in sicherer Umgebung verbuddeln kann, ohne das Nester geplündert werden können oder auch was zu tun ist, wenn tatsächlich Baby-Schildkröten schlüpfen) recht forsch war, wurde direkt mit Spitznamen wie „Diktator“ oder „Kim Jong Il“ gekürt. Generell erhielt jeder im Camp irgendwann mindestens einen Spitznamen. Da war zum Beispiel Hulk, Gierig 4 und 5, der Droide, Eugene (Spongebob)…. ich wurde letztenendes zu „Druffi“ gekürt… natürlich nicht weil ich die ganze Zeit auf Drogen also drauf war 😀
Und schwuppdiwupps waren wir Teil des Camps und des Lebens dort mit Locals, Voluntären und Schildkröten. Es wurde oft nachts gearbeitet, in 4 oder 6-stunden Schichten, manchmal wurde dann auch mal bei der Patrouille fast 20km zurückgelegt. Tagsüber wurde dann oft der Schlaf nachgeholt und in den Hängematten am Strand gechillt. Ab und an wurde mal eine halbe Stunde bis Stunde ein Zaun gebaut, im Garten geholfen oder generell geputzt, doch die Arbeiten am Tag hielten sich in Grenzen. Manchmal unternahmen wir Bootstouren in unserer Freizeit, gingen im Meer plantschen, schlürften Coconut Water aus selbstgeknackten Kokosnüssen, spielten Maumau, Uno oder Wer-bin-ich… langweilig wurde es tatsächlich nie 🙂 Auch Kim Jong Il wurde von Tag zu Tag sympathischer und am Ende mochten wir sogar richtig. Überhaupt wollten wir nach den zwei Wochen fast gar nicht ins andere Projekt an der anderen (pazifischen) Küste fahren, weniger wegen den Schildis, sondern viel mehr wegen den netten Menschen dort! 🙂 Dennoch war die „Arbeit“ mit den Schildkröten, was sich gar nicht so sehr nach Arbeit anfühlt, für mich als Biologin unglaublich faszinierend. Zwar habe ich leider keine monströse Leatherback zu Gesicht bekommen, doch alleine die Green Turtle ist schon ein gewaltiger Brummer und dann zu sehen, wie die aus dem Meer gerobbt kommt und eine Traktorspur hinter sich lässt und dann weiter oben am Strand tänzlerisch mit ihren Hinterbeinchen ein Nestaushebt und wie eine Furie Sand um sich pfeffert… es sieht einfach so abwegig lustig aus. 😀
Das 2. Projekt „Romelia“ war zwar auch ohne Strom, doch schon bei unserer Ankunft merkten wir, dass es sich hier um ein anderes Kaliber handelte. Mit dem Städtchen Montezuma in Laufweite und einer durchaus luxuriöseren Unterkunft, kurzen Schichtzeiten, einem in Vergleich kleinen Strand, den es in der Nacht zu patrouillieren galt, fühlten wir uns wie in der Resortvariante eines Schildkrötenprojekts. Daher waren auch die dort anzutreffenden Voluntäre auch anders gepolt: recht girly, etwas arbeitsscheu und recht oberflächlich. Dennoch versuchten Isa und ich unsere Zeit dort zu genießen und so gut wie möglich mit den Menschen auszukommen, Es gab ja auch ein paar normale 😀 Fidel, der Campleiter, war nachdem er aufgetaut war, super unterhaltsam und auch die 2 Mädels Ally und Amanda, die dort als Praktikantinnen arbeiteten, konnte man sich amüsieren. Auch in diesem Projekt flog die Zeit vorüber wie nix, meinen Bohnenkonsum (in Kombination mit Lizano-Salsa) stieg indes auch ins Unermessliche, Gott diese Böhnchen schienen jeden Tag besser zu schmecken 😀 Isa reiste sogar einen Tag früher ab und empfing in Montezuma ihren Freund Pierre – mit diesem Pärchen und Amanda reise ich nun noch eine Woche rum. Wir haben uns dazu entschieden noch ein wenig in Nicaragua reinzuschnuppern, ein wenig zu trekken und noch was Neues zu sehen.
Somit ist dann doch noch ein 10. Land auf meine Reise gerutscht 🙂 Peru, Bolivien, Brasilien, Indonesien, Australien, Fidschi, Kanada, Ecuador, Costa Rica, Nicaragua 🙂 tataaaaa!
Nun träume ich schon ganz unruhig und bin auch ein wenig nervös auf das, was mich daheim erwartet. Mal schauen wie sich meine kleine Welt daheim verändert und ohne mich weitergedreht hat. Auch ich hab mich sicherlich verändert und darauf müssen andere sicherlich erstmal klar kommen. 🙂 Ich freu mich so riesig darauf endlich wieder in mein geliebtes Köln heimzukehren und all die hoffentlich noch bekannten Gesichter wiederzusehen 😛 auf der anderen Seite gibt es so viele Ecken, die ich mir doch noch am liebsten zusammen in einem Rutsch mit den oben 10 genannten Ländern anschauen würde: Island, Grönland, noch mehr von Kanada und Indonesien, Alaska, Teile der USA, nun auch Kirgistan… doch das wird dann wohl eher eine Lebensaufgabe, sofern ich nicht noch von einem rücksichtslosen LKW in Costa Rica erfasst werde, während ich mein Rucksack in das der zur Straße zugewandten Gepäckfach räume. Lastwagenfahrer dort scheinen das Wort „Sicherheitsabstand“ aus ihrem Vokabular zu streichen^^
So heißt es dann in ein paar Tagen „Adieu Welt, Hallo Heimat!“ Die gerade heiß ersehnten eigenen 4 Wände werden vermutlich nach geraumer Zeit wieder ziemlich eng für mich werden und das Dach mir auf den Kopf fallen, egal wie schön die neue Wohnung ist, die Nils uns an Land gezogen hat… 😛
I have a serious medical condition. I have the travel bug! 🙂
Eine Antwort auf „Jedes Böhnchen gibt ein Tönchen + eine Extraportion Schimmel“
Hola Simone que lindas experiencias, saludos desde Costa Rica