Australien und Neuseeland sind gleichsam anziehend – atemberaubende Naturspektakel, eine einmalige Tierwelt und gastfreundliche Einwohner. Dass zu den Highlights auch die Geschichte und Kultur ihrer Ureinwohner gehören, ist vielen Reisenden oft nicht bewusst. So wirst du auf deinem Trip durch Australien bestimmt den einen oder anderen Didgeridoo-Spieler hören bzw. in Neuseeland des Öfteren eine Haka-Tanzaufführung der Maori sehen. Doch was steckt eigentlich hinter diesen Traditionen? Begleite uns auf eine Reise zu den Ursprüngen beider Länder.
In einem Land vor unserer Zeit …
Lange bevor die ersten europäischen Siedler im 18. Jahrhundert Fuß auf australischen bzw. neuseeländischen Boden setzten, waren die Länder Ozeaniens bewohnt. So erreichten die Aborigines den Fünften Kontinent vor mehr als 40.000 Jahren – heute sind sie die älteste, noch lebende Kultur auf unserer Erde. Die Besiedlung Neuseelands durch die Maori fand hingegen erst im frühen 14. Jahrhundert statt. Im Gegensatz zu ihren australischen Nachbarn wurden die Einwanderer Neuseelands sesshaft. Es entstanden dauerhafte Siedlungen, Handelsbeziehungen sowie gesellschaftliche Strukturen.
Die Aborigines führten stattdessen ein Nomadenleben. Die ständige Suche nach Wasser und Nahrung bestimmte ihren Alltag. Kontakt zu anderen Stammesverbänden gab es kaum. Über den Kontinent verteilten sich mehr als 500 Stämme, die ca. 300 verschiedene Dialekte sprachen und weitestgehend ihren eigenen Riten nachgingen. Damit unterschieden sich die Ureinwohner Australiens stark von den Maori, deren Stämme ähnliche Bräuche und vor allem die gleiche Sprache teilten.
Die Ankunft der Europäer …
… bedeutete für die Ureinwohner beider Länder einen tiefen Einschnitt: Eingeschleppte Krankheiten, neue Versuchungen wie Alkohol und kriegerische Auseinandersetzungen mit den Kolonisten dezimierten die indigene Bevölkerung erheblich. Die Stämme der Maori jedoch schlossen sich im Kampf gegen die Europäer zusammen: Sie leisteten Widerstand und verteidigten ihr Land und ihre Traditionen. Der Vertrag von Waitangi im Jahre 1840 garantierte den Maori schließlich politisches Mitspracherecht und bestätigte ihren Anspruch auf das Land.
In Australien hingegen leisteten die Aborigines nur bedingt Gegenwehr. Durch einen fehlenden, übergreifenden Stammesverband waren sie dem Vormarsch der Europäer ausgeliefert. Sie wurden zwangsangesiedelt und mussten ihr Leben als Nomaden aufgeben. Sie verloren ihr Land, ihre Selbstbestimmung, ihre Traditionen und viele auch ihr Leben. Erst in den 1970er Jahren erhielten sie das volle Bürgerrecht. Doch während die Maori ihre Bräuche und Sprache bewahren konnten, sind die Aborigines in der Verfassung Australiens noch immer nicht als die ersten Bewohner des Kontinents anerkannt.
Ihre Situation heute …
Heute leben in Neuseeland rund 670.000 Maoris, was in etwa 15% der Gesamtbevölkerung entspricht. Bereits unmittelbar nach Ankunft wirst du feststellen, wie allgegenwärtig sich die Kultur der Ureinwohner in Neuseeland zeigt. So ist die Sprache der Maori neben Englisch Amtssprache und durch die Konstitution geschützt. Kia Ora ist zur international bekannten Begrüßungsfloskel des Landes geworden, auch bei formellen Anlässen. Die auffälligen Tattoos der Maori sind ebenso wenig anstößig wie der aggressiv anmutende Haka, der vom neuseeländischen RugbyTeam in alle Welt hinaus getragen wird. Die Kiwis sind stolz auf die Geschichte ihres Landes und die Maori Teil der nationalen Identität.
Im Gegensatz dazu ist das Verhältnis zwischen Australiern und Aborigines deutlich weniger harmonisch. Vielmehr bestimmen Ignoranz und Vorurteile das alltägliche Miteinander. Gerade einmal 3% der Bevölkerung, rund 700.000, haben indigene Wurzeln. Sicherlich findest du in jedem Souvenirshop Didgeridoos und Bumerangs zum Kauf. Auch werden immer mehr indigene Kulturangebote ins Leben gerufen und die Geschichte der Ureinwohner in den Fokus gerückt – sei es politisch oder touristisch. Allerdings gibt es nach wie vor keine omnipräsente, mit Stolz erfüllte Erinnerung an die Traditionen der Aborigines.
Wo du die Kultur der Ureinwohner erleben kannst …
Letztendlich bleibt es jedem selbst überlassen, sich eine eigene Meinung zu dieser Problematik zu bilden. Egal, für welches der beiden Reiseländer du dich entscheidest – auf deiner To-Do-Liste sollte auf jeden Fall die ein oder andere bedeutende Stätte der Ureinwohner stehen. Schließlich ist ein Auslandsaufenthalt auch immer ein tiefgehender, lebensbereichender Einblick in eine fremde Kultur. Wir zeigen dir daher im Folgenden, wo du ganz besonders mit den Sitten und Bräuchen der Aborigines bzw. Maori in Berührung kommst.
… in Australien
Broome, Western Australia
Einen sehr authentischen Einblick in den Alltag der Aborigines bekommst du in der tropischen Kleinstadt. Der gesellschaftliche Kontrast ist hier besonders groß. Denn während die „weißen Einheimischen“ ihrer regulären Arbeit nachgehen und die Urlauber am malerischen Cable Beach entspannen, verbringen die Aborigines ihre Tage nicht selten in den Parks der Stadt. Gescheiterte Integration trifft auf Urlaubsparadies. Hier ist es umso wichtiger, die Situation der Ureinwohner kritisch zu hinterfragen, ehe die Vorurteile Überhand gewinnen.
Art Gallery of NSW, New South Wales
Über 2.000 Exponate von Künstlern indigener Herkunft beherbergt die Art Gallery in Sydney. Und wie so viele Museen bzw. Galerien in Australien ist der Eintritt kostenfrei! Wenn das Wetter also einmal mies sein sollte, kannst du hier unzählige Werke im berühmten, sogenannten Dot Painting-Stil anschauen und darauf mystische Wesen der Traumzeit, der spirituellen Welt der Aborigines, entdecken.
Uluru-Kata Tjuta National Park, Northern Territory
Mehr als 250.000 Menschen besichtigen jedes Jahr das majestätische Weltnatur- und –kulturerbe. Wohl nirgendwo sonst zeigt sich das Outback eindrucksvoller und die Kultur der Ureinwohner ausdrucksstärker als im Red Centre. Hier kannst du rund um den Ayers Rock, den „heiligen Berg“, unzählige Felsmalereien der Aborigines entdecken oder durch die engen Schluchten der Olgas wandern. Aus Respekt vor den Ureinwohnern, aber auch der eigenen Sicherheit zuliebe solltest du jedoch davon absehen, auf den Uluru hinaufzusteigen.
Brambuk National Park & Cultural Centre, Victoria
Das inmitten der Grampians gelegene Kultur- und Informationszentrum wird von den lokalen Aborigines betrieben. Bereits der Anblick des Gebäudes wird dich beeindrucken, denn das Dach ist den Flügeln des Cockatoo nachempfunden, einem Totem der Ureinwohner. Hier kannst du u.a. bei Workshops versuchen, einem Didgeridoo mit dicken Pausbacken Töne zu entlocken oder kulinarisches Bushtucker (Buschessen) probieren.
… in Neuseeland
Waitangi Treaty Grounds, Bay of Islands
Die indigenen Wurzeln im tropischen Norden Neuseelands reichen tief. Rund um die Bay of Islands leben nicht nur die meisten Maori im Land. Waitangi ist darüber hinaus die Geburtsstätte der Nation. Hier unterzeichneten die englischen Kolonisten mit den Maori im Jahre 1840 die Unabhängigkeitserklärung Neuseelands. Heute kannst du dich nicht nur über die Hintergründe des Vertrages informieren, der alljährlich am Nationalfeiertag zelebriert wird, sondern zudem ein traditionelles Versammlungshaus (Whare) sowie ein zeremonielles Kriegskanu (Waka) bestaunen.
Te Whakarewarewa, Roturua
In Roturua bekommst du als Besucher besonders viel MaoriKultur geboten. Manchen sind die Darbietungen zwar etwas zu kommerziell, aber die Themendörfer Te Puia und Whakarewarewa stellen die Sitten und Bräuche der Ureinwohner äußerst anschaulich und lebendig dar. Informiere dich über die Schnitztechniken oder Tattoo-Kunst der Maori, lasse dich in den heißen Thermalquellen verwöhnen oder schaue den Geysiren beim Spucken zu.
Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa, Wellington
Vielleicht mögen Museumsbesuche nicht zu deinen Lieblingsbeschäftigungen zählen. Doch das Nationalmuseum in der Hauptstadt sollte unbedingt auf deiner To-Do-Liste stehen! Salopp heißt „Te Papa Tongarewa“ eine Kiste voller Schätze – und diese bekommst du hier in Hülle und Fülle zu sehen. Plane für den Besuch also am besten einige Stunden ein.
All Blacks, landesweit
Einen besonders unterhaltsamen Einblick in die Kultur der Maori bietet tatsächlich der bei uns weniger populäre Sport Rugby! Denn zu Beginn eines jeden Spiels der Nationalmannschaft „All Blacks“ führt das Team gemeinschaftlich den „Haka“ auf, den traditionellen Kriegstanz der Maori. Und wer einmal die ausdrucksstarke Gestik und Mimik des impulsiven Hakas live erlebt, spürt, wie respekteinflößend die Darbietung für die gegnerische Mannschaft sein muss. Hast du die Chance, zu einem Spiel zu gehen, solltest du sie also unbedingt wahrnehmen.
Dich hat das Fernweh gepackt? Dann schau doch mal, welche Programme in Australien und Neuseeland für dich infrage kommen würden!