Die dritte Station meiner Weltreise (nach Kapstadt und Johannesburg) ist die nördliche Limpopo-Region, nahe an den südafrikanischen Grenzlinien mit Simbabwe und Botswana. Dort lüfte ich die letzten Geheimnisse der Wildnis, begebe mich auf die Suche nach wilden Tieren und versuche den Wilderern, die es auf die Hörner von Rhinos und Stoßzähne von Elefanten abgesehen haben, das Leben schwer zu machen – so jedenfalls in der Theorie.
In der Nähe der kleinen Stadt Alldays bin ich auf einer so genannten game farm untergebracht. Ich wohne auf einer kleinen lodge, wo außerdem die Besitzer-Familie der Farm mit einigen Angestellten lebt. Das Safari-Zelt, das ich mit einem weiteren Schweizer Volontär und ein paar kleinen Krabbelviechern teile, ist für ein Zelt geradezu geräumig, sogar ein vollausgestattetes Badezimmer ist nebenan. Vor hier aus starten wir zu unserer täglichen Arbeit. Diese gestaltet sich sehr vielfältig:
Das illegale Werk der Wilderer
Grundsätzlich ist das Projekt-Thema anti-poaching; dabei versucht man, der illegalen Wilderei Einhalt zu gebieten. Die Wilderer dringen nachts in die eingezäunten, riesigen Areale ein, auf denen wilde Tiere wie Geparde, Kudus, Impalas, Leoparde, Löwen, Hyänen, Paviane, Giraffen, Zebras und Büffel, aber auch Nashörner und Elefanten, die die Hauptbeute der illegalen Jäger sind, leben, erlegen die Tiere und bedienen sich an deren Kadavern. Bei den Rhinos haben sie es auf das Horn abgesehen, das für horrende Summen nach Asien verkauft wird, wo es als Heilmittel für schwere Krankheiten und als aphrodisierendes Mittel gilt; bei den Elefanten auf das teure Elfenbein zur Schmuckherstellung.
Maßnahmen gegen das Poaching
Man versucht durch ständiges Patroullieren durch die Farmgebiete und durch das Tracken der Tiere mit Sendern, die an Horn und Hinterbein angebracht worden sind, Präsenz zu zeigen. Auch nächtliche game drives sind keine Seltenheit. Sobald so genannte poacher bei ihrer illegalen Machenschaften entdeckt werden, wird mit Helikoptern und Suchhunden nach den Tiermördern gefahndet. Im aktuellen Jahr sind bis jetzt bereits mehr als 900 Nashörner in Südafrika erschossen worden und da die Spezies auf der Liste der vom Aussterben gefährdeten Tiere steht, gibt es glücklicherweise immer mehr Menschen, die sich ihrem Schutz annehmen. Da aber leider der Staat den Grundbesitzern dabei immer noch zu wenig Unterstützung bietet, müssen die Tierschützer oft auf private Kosten Maßnahmen treffen. Eine sehr interessante Lösung für dieses Problem stellt die Arbeit mit Freiwilligen dar. Die Unterstützung der volunteers ist einerseits finanziell, andererseits auch in der täglichen Arbeit gegeben. Zusätzlich wird durch sie das Thema weiter in die Welt hinaus getragen, wodurch es mehr Aufmerksamkeit bekommt.
Arbeit und Freizeit auf der Farm
Die Arbeit hört sich erst einmal aufregender an, als es im Endeffekt ist. Das Highlight für uns als Freiwillige ist auf jeden Fall die Sichtung von Nashörnern in ihrer natürlichen Umgebung. Man kommt ihnen teilweise bis auf 15 bis 20 Meter nahe und ist erst einmal beeindruckt von ihrer Mächtigkeit. Auf der zeitaufwändigen Suche nach den seltenen und schüchternen Rhinos begegnet man allerdings andauernd weiteren Tieren, die teils friedlich in der Savanne grasen, teils neugierig aufschauen, welches komische Gefährt sich dort nähert oder einfach leicht erschrocken davonlaufen. Dadurch wird die eigentliche Schutzarbeit zur privaten Minisafari, was allen Beteiligten natürlich sichtlich Spaß bereitet.
Nebenher gibt es auf den Farmen aber viele weitere Möglichkeiten zur Betätigung. Man kann beispielsweise Reitausflüge machen, die ebenfalls Safari-Charakter haben, man wird zum Suchen, Betäuben und Transportieren diverser Tiere benötigt (leider eher selten, aber sehr interessant), oder man chillt einfach an den Wochenenden am hauseigenen Pool bei 30 Grad Hitze. Abends kocht man zusammen das Dinner, gesellt sich am Lagerfeuer und spricht über Gott und die Welt oder legt sich einfach früh schlafen, da man ja des Öfteren schon bei Sonnenaufgang aufstehen muss.
Freiwilligenarbeit in Alldays
Speziell während meiner Anwesenheit findet eine Säuberungskampagne der Stadt Alldays statt, die ebenfalls von den Besitzern unserer Farm ins Leben gerufen wurde. Dabei wurden die Bewohner aufgerufen, jeden Morgen in einer ganzen Woche die Hauptstraßen des kleinen Städtchens zu reinigen. Ausgestattet mit etlichen Müllsäcken machten wir uns an der Seite der Einheimischen den ersten Tag der Kampagne mit an die Arbeit und sammelten pro Person in etwa zehn Säcke voll Müll. Am Ende der Woche kamen so über 2.500 volle Müllsäcke heraus! Die Bürger der Stadt wurden auch hier durch private Hand mit Preisen motiviert, sodass Alldays durch die Initiative weniger Leute zu einem viel sauberen Fleckchen Erde geworden ist. Gerade wegen der anstrengenden und dreckigen Arbeit, an der ich selbst beteiligt war: Respekt dafür!
Alles in allem ist die Zeit in diesem Projekt also sehr vielfältig und aufregend. Man muss sehr flexibel sein, da sich in dieser Region Südafrikas die Pläne innerhalb von weniger Minuten schnell ändern können – sei es wegen der spontanen Verfügbarkeit von Hubschraubern, einem plötzlichen Wechsel der Wetterlage, den besonderen Eigenheiten der Tiere oder einfach nur der schwankenden Stimmung der Menschen. Fast jeden Tag gleich ist allerdings der atemberaubende Sonnenuntergang über den Savannen der Limpopo-Region.