Erster Monat - Ankunft in Massachusets, Kennenlernzeit mit der Gastfamilie und Schulstart
Jetzt gerade in diesem Moment, sitze ich erneut, mitten in der Nacht an dem Reisebericht. Ich bin jetzt seit heute (Dienstag 19.08.2016) genau einen Monat in den USA. Die Zeit vergeht wie im Flug. Hatte ich euch die Geschichte mit dem Auto am Flughafen erzählt? Nein? Dann muss ich das jetzt unbedingt machen. Der CIEE-Mitarbeiter, welcher mir am Telefon zur Seite stand, erklärte mir, dass draußen wohl ein rotes Auto auf mich warten würde. Aus diesem Grund lief ich mit meinem Gepäck nach draußen und begann, Vorort nach einem roten Auto zu suchen. Direkt fiel mir ein altes, recht verrostetes Auto in den Blick. Es war ein verwaschenes, altes Rot, aber es war rot. Das alte Auto vor mir hatte seine besten Jahre schon hinter sich, aber ich war mir sicher, dass es mich in ein geniales Jahr führen kann. Langsam schritt ich auf das Auto zu, als ich plötzlich wildes Gehupe hörte. Ein brandneuer, roter Cabrio hupte wie wild und ein kleines Mädchen und dessen Mutter winkten mir wie verrückt zu. Ich erkannte sofort meine Gastmutter und meine Gastschwester und begann instinktiv zu grinsen. Dieses Auto kann mich auch gerne in ein geniales Jahr bringen, dachte ich zufrieden (und gleichzeitig total baff).
Es war tatsächlich wie im Film. Ich saß vorne bei der Beifahrerseite. Die Sonne strahlte mich an, der Wind wehte durch mein Haar (und ich konnte nichts sehen, weil mein ganzes Gesicht von meinen Haaren, wie ein wildgewordenes Wiesel angegriffen wurde).
Zurück im hier und“ Jetzt“ (ein 1 Monat altes Jetzt): Am ersten Abend, nachdem mein Gastvater von der Arbeit zurückgekehrt war, verteilte ich die Gastsgeschenke. Für meine Gastschwester ein TopModel-Buch und noch etliche andere Kleinigkeiten, wie Stifte und Süßigkeiten. An die Kleinigkeiten für meine Gaseltern erinnere ich mich leider nicht (habt Nachsehen mit mir), aber es waren auf jeden Fall viele Süßigkeiten darunter. Zuletzt gab ich meiner Gastfamilie noch das Spiel „Mensch-ärgere-dich-nicht“. Es war echt eine tolle Entscheidung, denn direkt auf Anhieb war das Eis gebrochen. Wir spielten bis 10pm das Spiel, bis endlich ein Gewinner gefunden wurde. Die erste Nacht in meinem neuen Heim, ging schnell vorüber. Das Bett war unglaublich bequem und die Zimmereinrichtung war sehr gemütlich.
Wisst ihr, während meiner Auslandsjahr-Vorbereitung habe ich viel über das Thema Gastfamilie gelesen. Auf jeder „Auslandsjahr-Seite“ im Internet konnte ich lesen, dass man sich nicht zu viele Hoffnungen auf die „perfekte durchgeknallte Gastfamilie“ machen sollte, da man mit höchster Wahrscheinlichkeit eine ganz „durchschnittliche“ Gastfamilie bekommen wird. Wobei ich hier sagen möchte, dass auch immer dabei stand, dass jede Gastfamilie egal wie „groß“ sie ist oder welche Hautfarbe oder und/oder Sexualitäten vertreten sind, wunderbar sein kann/wird.
Ich habe meine Gastfamilie sehr spät bekommen (zwei Tage vor Abreise).
Ich hab mir keine Gedanken darum gemacht. Weder Aufregung (im guten Sinne) oder Frustration verspürt. Ehrlich, meine Mom war aufgeregter als ich! Jedenfalls sagte sie immer, „Das beste kommt zum Schluss.“ Und ich bejahte ihre Aussage lächelnd. Mir war wirklich egal, wohin ich in die USA komme oder wer mich aufnimmt, denn egal wer mich aufnehmen würde, dieser Familie war und würde ich immer sehr dankbar sein. Den Sonntag vor meiner Abreise bekam ich dann eine Nachricht von TravelWorks. Sie hatten nun alles mit der Schule und mit der Gastfamilie geklärt und nun durfte auch ich sie endlich kontaktieren. In der E-Mail von TravelWorks befand sich ein Anhang mit den wichtigsten Gastfamilieninfos. Dieser Anhang haute mich mit Haut und Haar von den Socken. Ich hatte bis zur letzten Sekunde an eine normale Gastfamilie geglaubt, HA - aber von wegen!
Ich dachte immer, als Stipendiat sollte man von einem typischen (normalen), amerikanischen Leben berichten - aber das geht bei mir nun nicht mehr. Natürlich will ich euch nicht weiter auf die Folter spannen. Ich öffnete also den Link an meinem alten Handy. Ich hatte schon seit Monaten insgeheim gehofft, wenigstens ein kleines Haustier in Amerika zu haben, aber das was sich mir hier bietet ist einfach nur „WOW“. Meine Gastfamilie hat zwei deutsche Schäferhunde und drei kleine weitere Hunde , einen Teich mit Kois und das Highlight…einen Affen! Normalerweise bin ich kein Fan von exotischer Tierhaltung, aber das war schon ziemlich cool. Ich hatte zudem noch eine Gastmutter, einen Gastvater, eine Gastschwester und eine zweite Ausreisende aus Italien. Mein Zuhause für die nächsten Monate sollte nebenbei in Massachusetts sein.
Sofort begann ich meiner Gastmutter eine E-mail zu schreiben und mich bei ihnen zu bedanken. Wir schrieben viel hin und her und es hat tatsächlich unglaublich viel Spaß gemacht. Ich könnte euch so viel über sie erzählen, aber ich hab ja noch 10 weitere Reiseberichte vor mir, weshalb ich einfach ein paar Sachen für später aufhebe. Hatte ich erwähnt, dass meine Gastmom Designerin für die New Yorker-Fashion Week ist? Nein? Tja, dann wisst ihr es jetzt.
Noch nie zuvor hatte ich eine jüngere Schwester und daher kannte ich es gar nicht, die ganze Zeit „belagert“ zu werden. Aber natürlich nicht im schlechten Sinne. Meine 9-jährige Gastschwester liebt ein Spiel namens Minecraft, weshalb wir es dauernd gemeinsam auf der Xbox spielten. Wenn ich keine Lust mehr hatte zu spielen, suchte sie ein neues Spiel für uns zwei heraus. Und so lief das den ganzen Tag. Die erste Woche genoss ich ihren Eifer, mit mir etwas zu unternehmen, aber irgendwann musste oder wollte ich einfach mal etwas Zeit für mich haben. Meine Gasteltern gaben mir zu verstehen, dass ich nicht jeden Tag Stunden lang etwas mit ihr unternehmen musste, da ich nicht ihre persönliche „Spiel-Freundin“ war. Jedoch fühlte ich mich schlecht bei dem Gedanken, nichts mit ihr zu unternehmen. Ich meine, ich konnte nachvollziehen, dass sie etwas mit mir machen wollte. Das klingt jetzt total abgehoben, aber so ist es nicht gemeint :D. Ich möchte damit sagen, dass es verständlich ist. Immerhin bin ich ein Austauschschüler aus Europa und dazu ganze 7 Jahre älter. Ich schlug Julia, meiner Gastschwester, vor, mir den Park zu zeigen und sie willigte zufrieden ein.
Einige Tage später lernte ich eine gute Freundin und nebenbei auch die Haushaltshilfe meiner Gastmutter kennen. Ihr Spitzname ist Bombie. Auf Anhieb verstand ich mich blendend mit ihr. Genauso wie ich, liebte sie die Natur und vor allem Tiere. Sie zeigte mir auch mein neues Lieblingshobby „Scrapbooking“. Außerdem ging ich dank ihr, gemeinsam mit meiner Gastschwester in die Bücherei und ließ mir einem Bücherausweis machen.
Oh hatte ich erwähnt, dass ich eine eigene Etage für mich hatte? Das oberste Stockwerk„gehört“ mir ganz alleine. Jedenfalls bis die Austauschschülerin aus Italien da ist. Das schöne ist, ich muss weder meine Wäsche, noch mein Zimmer NOCH mein Badezimmer machen. Immerhin haben wir bzw. meine Gastfamilie eine total tolle Haushaltshilfe. Da ich mich jedoch schlecht fühle, bei dem Gedanken daran, jemand Fremden meinen Saustall aufzuräumen, mache ich mein Zimmer und das Badezimmer immer selbst sauber. Wobei Bombie das Badezimmer immer nochmal richtig putzt.
Nach der ersten Woche begann Julia (meine Gastschwester) in ein Tagescamp zu gehen, weshalb ich ein wenig Zeit mit meiner Gastmutter verbringen konnte. Auch wir beide hatten viele Gemeinsamkeiten. Sie ist unglaublich gerne kreativ, weshalb sie im Basement einen richtigen Shop eröffnen könnte. Sie hat wirklich alles im Keller rumfliegen: Acrylfarben, Pinsel, Plastikblumen, Knöpfe, Tonnen von Glitzer, alter Schmuck, Schachteln, Holzboxen, Kartons, noch mehr Giltzer, unzählbar viele Kleider und Stoffe, X-verschiedene Heißklebepistolen, Farbspray, Deko für die Feiertage und, und, und. Das ist echt unglaublich. Ich bin aus dem Staunen nicht mehr heraus gekommen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich sowas sage, aber ich fühle mich im Keller wie Zuhause! Meine Gastmutter sagte mir, dass ich mich im Keller ruhig austoben könnte und so kreativ sein soll, wie ich nur sein kann. Und glaubt mir, ich bin mehr als gerne kreativ!
Langsam begannen die Tage zur Routine zu werden, aber dennoch war ich nicht gelangweilt. Es war zwar jeden Tag eine Routine drin, aber irgendwie haben wir immer was anderes unternommen. Da ich während der Woche viel mit meiner Gastmutter alleine war, hatten wir viel Zeit, gemeinsam den Tag zu verbringen. Neben unserem gemeinsamen Hobby kreativ zu sein, lieben wir beide Horrorfilme über alles! Und um Gottes Willen, bin ich glücklich, hier Netflix zu haben. Meine Gastfamilie machte mir direkt am ersten Abend einen eigenen Account, damit ich mir meine Lieblingsfilme selbst speichern konnte (und in meiner Liste sind wirklich nur Horror und Disneyfilme zu finden). Außerdem kochen meine Gastmutter und ich jeden Abend gemeinsam Dinner. Meistens hilft meine Gastschwester auch mit. Das Besondere ist, dass wir freitags nichts zum Dinner kochen, sondern Essen gehen. Wir haben schon alles Mögliche ausprobiert, wobei mir der gute alte Chinese bisher am besten geschmeckt hat. Oh und natürlich „Denny´s Diner“ nicht zu vergessen: das Omelette ist echt köstlich! In der ersten August Woche gingen wir drei Mädels sogar gemeinsam zur Mani- und Pediküre. Eine Woche später waren wir im Kino. Wir haben uns gemeinsam „Ghostbusters“ angeschaut. Das war ein echt lustiger Film, aber bevor ihr den schaut, solltet ihr den originalen Teil gucken. Ich hätte niemals damit gerechnet, mit so viel Luxus verwöhnt zu werden.
Alles war perfekt, außer eine klitzekleine Sache: die Eifersucht meiner Gastschwester. Es ist total strange. Sie hat zwei Seiten mir gegenüber. Entweder sie ist unglaublich süß zu mir und kann gar nicht aufhören, was mit mir zu unternehmen, oder sie ist unglaublich eifersüchtig und versucht eine Art Wettkampf zu starten. Aber darauf gehe ich nicht ein. Sie ist 9 Jahre alt, da kann es passieren, dass sie die Situation falsch versteht und versucht das „bessere“ Kind zu sein. Die ersten Tage, als ihre Eifersucht aufkam, fühlte ich Unbehagen, aber inzwischen ignoriere ich es einfach. Manchmal ist es etwas anstrengend, aber dann beruhigt sie sich wieder und ist erneut zuckersüß. Aber darauf möchte ich auch gar nicht weiter eingehen.
Am Sonntag den 14.08 habe ich neue Möbel für „mein“ Zimmer bekommen. Sie haben dieselbe Farbe wie Vanille und sind in einem rustikalen „Vintage-Style“. Ich bin sehr zufrieden und vor allem dankbar. Am 16.08 war ich dann mit meiner Gastmutter und meiner Gastschwester beim Gitarrenunterricht. Es war die erste Stunde für meine Gastschwester. Am Ende entschieden sie sich, doch woanders Unterricht zu nehmen, da dieser Gitarren-Laden einfach zu weit weg war. Einen Tag später habe ich einige Briefe an meine Liebsten aus Deutschland abgeschickt. In der Woche wollten wir auch in einen Freizeitpark fahren, aber da meine Gastmutter krank wurde, ließen wir es sein. Stattdessen war ich mit meiner Gastschwester und Bombie am Damm. Es war unglaublich toll! Ich habe unendlich viele Fotos gemacht. Das Wetter war an dem Tag einfach perfekt für einen Ausflug in die Natur.
An dem Wochenende der besagten Woche traf ich zum ersten Mal persönlich auf meine Local-Koordinatorin. Sie holte zwei Jungs (der eine ist aus Italien und der andere aus China) und mich ab und gemeinsam verbrachten wir einen schönen Tag in Berlin. Ja genau, Berlin. Ist das nicht witzig? Meine Nachbarstadt heißt einfach Berlin! Das kann kein Zufall mehr sein, es ist Schicksal. Wie es der Zufall (das Schicksal) so wollte, war an demselben Tag in Berlin eine Ausstellung von Feuerwehwagen und Polizeiautos. Wir haben Trinkflaschen von der Berliner Polizei geschenkt bekommen und ein Polizist gab mir Sticker für mein Scrapbook. Alles in allem war der Tag einfach toll! Und an diesem Tag habe ich zum ersten Mal begriffen, dass ich schon einen Monat in den USA lebe. Über diese Tatsache war ich sehr glücklich.
Ich hatte diesen Monat tatsächlich souverän überstanden. Und mein English ist tatsächlich besser geworden. Wobei ich nicht sagen kann, was daran besser geworden ist. Es hört sich total bescheuert an, aber das ist tatsächlich so. Ich merke, dass es mir leichter fällt an Unterhaltungen teilzunehmen. Und das liegt nicht daran, dass ich nicht mehr „schüchtern“ bin. Ich bin nie schüchtern. Schon in der ersten Sekunde, wenn ich jemanden kennengelernt habe, finde ich einen Weg ihn tot zu quatschen. Es liegt wirklich an meinem Englisch. Das ist wie Magie. Ohne etwas zu lernen, lerne ich es.
Am Mittwoch habe ich zwei Söhne von einer Freundin meiner Gastmutter kennengelernt. Wir haben uns echt gut verstanden und der Tag war wirklich lustig. Anfangs waren sie etwas schüchtern, aber ich habe sie direkt vollgelabert. Sie haben mich wirklich gut in die Gruppe aufgenommen. Später sind wir zusammen zum Damm gegangen und irgendwie im Laufe des Tages trafen wir immer mehr Freunde von den beiden und unsere Gruppe wurde immer größer. Zwischendrin waren wir zu neunt gemeinsam am Damm. Einer brachte Musik und Chips mit, ich hatte ein Kartenspiel dabei und schon war die gute Stimmung da. Der Tag ging leider viel zu schnell rum. Naja nicht nur der Tag, ich meine alles. Wir haben heute Mittwoch, den 24. August. Und ich dachte den ganzen Tag über, dass wir erst Dienstag haben. Außerdem kann ich gar nicht glauben, dass der andere Exchange Student schon übermorgen hier aufkreuzt. Ich freue mich so auf sie! Sie hat das Zimmer direkt neben mir und wir teilen uns eine Etage.
Hatte ich schon erzählt das ich morgen wieder was mit meinen neuen Freunden unternehme? Moment mal kann ich sie überhaupt Freunde nennen? Ich meine, ich kenne sie ja noch nicht so lange und ich weiß nicht wie sie zukünftig so sein werden. Aber es fühlt sich so gut an, sie hier zu haben und Zeit mit ihnen zu verbringen. Also ja, ich kann sie Freunde nennen. Am liebsten würde ich noch so viel mehr schreiben, doch leider kann ich nicht in die Zukunft sehen. Ich muss also bis Morgen warten.
Jetzt gerade ist es Sonntag der 28.08 und unglaublicher Weise erst 13:27 Uhr. Am Donnerstag habe ich mich also erneut mit dem Söhnen von der Freundin meiner Gastmutter getroffen. Wir waren gemeinsam Schwimmen und im Park. Später, so gegen 18 Uhr haben sie mich nach Hause gebracht. Aber der Tag war zum Glück nicht rum. Um 19 Uhr sind meine kleine Gastschwester und ich nämlich zum Park gegangen, da dort eine Tanz Veranstaltung für Kinder war. Meine Gastschwester tanzte also mit den kleinen Töchtern von der Freundin meiner Gastmutter, während Ihre Söhne und ich uns gegenseitig mit einem Football bewarfen und uns über irgendwelchen Müll unterhielten. Es war so witzig und ich war echt unglaublich traurig, als die Veranstaltung um 21 Uhr beendet war und wir nach Hause mussten. Am nächsten Tag holten wir die Austauschschülerin aus Italien ab. Sie war nett, aber sehr still. Meine Gastmutter hielt nach dem Flughafen an einem McDonalds an, sie gab uns Essen aus (was sie eigentlich immer tut) und das italienische Mädchen bedankte sich nicht bei ihr. Vielleicht weiß sie nicht, wie sie sich bedanken soll, aber dass sie es nicht mal versucht ist sehr schade. So ist sie wirklich freundlich, aber sie ist das genaue Gegenteil von mir. Sie macht keine Späße mit und ist ziemlich unsicher, aber ich denke das liegt einfach daran, dass sie sich hier noch nicht so auskennt.
Heute, also Montag der 29.08 fängt die Schule für meine kleine Gastschwester wieder an, während wir (also Italien-Giulia und ich) erst am Mittwoch mit dem Abenteuer beginnen. Ich bin freudig aufgeregt, aber bisher nicht wirklich nervös. Die ersten Tage wird meine Gastmutter uns zur Schule fahren, bis wir dann einigermaßen klar kommen und mit dem Bus fahren können. Das praktische ist, dass der Bus direkt an unserer Haustür hält und wir daher keinen weiten Weg haben.
Am Montag waren wir dann das auch erste Mal in der Schule, um unsere Fächer auszuwählen. Aber von wegen. Die Schulleitung hatte keine Ahnung dass wir aufkreuzen, weshalb wir dann wieder gehen mussten. Am Dienstag dann, hatten wir einen richtigen Termin um 14 Uhr. Meine Local Koordinatorin hat sich jedoch verfahren, weshalb meine Gastmutter und wir sie in der Stadt mit dem Auto suchen mussten. Wir waren nur wenige Minuten zu spät und trotzdem hatte die Schulleitung noch keine Zeit für uns. Nach einer mehr oder weniger kurzen Wartezeit kamen wir dann auch mal dran. Es war ganz anders als vorgestellt. Man hatte mir vor dem Betreten des Schulgebäudes gesagt, dass es einige Stunden dauern würde und dass man uns viele Fragen stellen würde. Aber das war nicht der Fall. Eher im Gegenteil: sie hießen uns herzlich Willkommen und taten auf interessiert, aber ich konnte in ihren Augen lesen, dass sie etwas Besseres zu tun hatten, als uns mit dem Papierkram in Beschlag zu nehmen. Giulia und ich bekamen jeweils einen eigenen Vertrauensberater für die Schule zugeordnet. Beide waren sehr nett. Zunächst. Die Vertrauensberaterin von Giulia schlug uns vor, uns die Schule zu zeigen. Natürlich willigten wir glücklich ein. Sie zeigte uns die Cafeteria und dann begann sie mich zu ignorieren. Fragt nicht warum, aber sie unterhielt sich nur noch mit meiner Gastschwester aus Italien. Im Grunde stört es mich nicht, ich mag Aufmerksamkeit, aber ich muss nicht jedes Mal im Mittelpunkt stehen. Aber komplette Ignoranz ist schon blöd.
Alle anderen Lehrer waren sehr nett und als ich einem Lehrer erzählte, dass ich Football mag spornte er mich sogar an, ins Team zu gehen. Ich habe echt lange darüber nachgedacht, bis ich dann die Footballspieler gesehen habe. Es sind riesige Schränke mit Sportuniformen. Nein danke, ich liebe Abenteuer, aber ich bin NICHT lebensmüde.
Als wir dann mit der Rundführung und der höflichen Ignoranz am Ende waren, gingen wir wieder zurück in den Raum, wo wir am Anfang waren. Meine Gastmutter war fertig mit dem Ausfüllen und unsere Local Koordinatorin war ebenfalls fertig mit dem Formular für Giulia. Normalerweise kann man seine Fächer selbst auswählen, aber als ich zurück kam wurde ich schon in X-beliebige Dinge geschrieben. Die Frau, also meine Vertrauensberaterin meinte, es nur gut, aber warum sollte ich freiwillig in Chemie gehen!? Zum Glück hatte ich ihr zuvor zwei Fächer genannt, die ich auf jeden Fall gerne hätte (Psychologie und Criminal-Recht).
Ich lasse mich davon aber nicht unterkriegen. Es ist nur ein blödes Fach unter vielen guten. Ich bin auch gemeinsam mit Giulia dem Drama-Club beigetreten. Sie ist auf der Bühne und ich male die Kulisse und helfe mit dem Licht.
Falls ich die Möglichkeit haben sollte, dann würde ich gerne beim Yearbook helfen. Das Problem ist, dass noch gar nicht feststeht, ob dieses Jahr überhaupt eins gemacht wird.
Also der ganze Tag heute war ein großes Auf und Ab. Zwischendrin war ich etwas frustriert, aber versuchte dennoch, immer positiv zu bleiben, weil ja im Grunde nichts Schlimmes passiert ist. Das einzige was doof ist, ist, dass die Schule Morgen beginnt, wir aber erst am Donnerstag dort erscheinen dürfen. Ja genau, DÜRFEN. Da meine Gastschwester und ich noch nicht im Computer registriert sind, gelten wir noch nicht als Schüler dieser Schule. Na toll. Ausgerechnet der erste Tag, der einzige Tag, wo eigentlich jeder die Schule mag, ist nicht für uns bestimmt. Aber ich sehe es positiv, dann kann ich wenigstens einen Tag länger ausschlafen und dann melde ich mich morgen direkt im Fitnessstudio an.
Eines der wichtigsten Dinge bei einem Auslandsjahr ist es, auf alles vorbereitet zu sein. Wenn etwas nicht so ist, wie ihr es wollt und ihr es nicht ändern könnt, dann seht es positiv. Es werden häufig Situationen auf euch zukommen, die nicht wie geplant sind. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie schlechter sind.
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