Ich wäre am liebsten wieder in den Flieger und zurück nach Deutschland geflogen, aber hab es natürlich nicht gemacht.
Ich hatte das Glück, das meine "Host-Sister" - so nenne ich sie mal, da sie erst 28 Jahre alt ist, mich vom Flughafen abgeholt hat. Zuerst habe ich sie nicht gefunden, doch nach einem kurzen Telefonat haben wir uns dann doch gesehen. Ich war wie schon gesagt super nervös. Meine komplettes Englischwissen war mit einem Schlag weg. Ich hab kaum was verstanden von dem was sie gesprochen hat und konnte selber auch nicht wirklich sprechen. Das war für mich das Schlimmste am ganzen Trip, ich hatte mich noch nie so alleine und verloren gefühlt, aber das hat sich zum glück wenige Stunden später wieder gelegt :D.
Abends hat mich Laura (so heißt sie) gleich mal mit eingepackt und ich habe mit ihr und einer Freundin von ihr eine nette und sehr lustige Pub-Tour durch Edinburgh gemacht. Je mehr Alkohol wir tranken, desto leichter fiel mir das Sprechen und das Verstehen :D. Das war mein erster Abend in Edinburgh, gelungener und besser hätte er wirklich nicht sein gekönnt und ich habe mich pudelwohl gefühlt.
Ich hatte auch großes Glück mit meiner Host-Sister. Sie hat alles dafür getan, das ich mich gleich wie zu Hause fühle und das habe ich dann auch :).
Am 2. Tag hat Laura mir Edinburgh bei Tag gezeigt und zeigte mir wo meine Schule ist und mit was für Bussen ich fahren konnte. Der 4. Mai war Feiertag in Edinburgh, daher hat die Schule erst am Dienstag angefangen. Ich habe mich sofort in diese charmevolle und wunderschöne Stadt verliebt.
Am 3. Tag hatte ich dann zum ersten Mal Schule. Zu Beginn musste ich einen Einstellungstest machen mit noch über 10 anderen Neuankömmlingen. Da habe ich dann auch 2 weiter Deutsche kennengelernt mit denen ich dann die meiste Zeit in Schottland rumhing. Die Lehrer in dem College sind echt supernett und helfen dir auch wenn du etwas nicht verstehst und sie sind sehr geduldig, auch wenn sie dir 3 mal ein- und dassselbe erklären müssen ;).
Ab diesem Tag hat die Zeit angefangen zu rennen. Wir hatten täglich von 09:00 - 14:30 Uhr Schule, danach sind wir dann meistens in der Stadt rumgelaufen oder wenn schönes Wetter war haben wir uns auch in den Park der Princess-Street gesetzt und das Leben in Edinburgh in vollen Zügen genossen.
Wir haben sehr viel in Edinburgh besichtigt, z. B. das Edinburgh Castle, Mary King's Close (indem es heute noch spuken soll, wobei uns kein Geist übern Weg gelaufen ist ;) ).
Wir haben auch an einer Geistertour mitgemacht in die "City of Death" und wurden an Orte geführt wo z. B. damals die Pest ausgebrochen ist, dann sind wir auch auf den Friedhof gegangen und uns wurde erklärt was mit den Toten gemacht wurde, wo sie begraben wurden und wer z. B. der bekannteste Massenmörder von Edinburgh war. Das war alles superinteressant und abundan hab ich auch mal Gänsehaut bekommen.
An einem anderen Tag waren wir auf dem Athur's Seat, welcher echt superschön ist, aber der Aufstieg ist echt Horror, wenn man nicht gerade ein Ausdauer-Talent bist. Der Arthur's Seat ist ein relativ großer Berg in der Mitte von Edinburgh. Wir haben 1,5 Stunden gebraucht bis wir endlich oben ankamen und waren nahezu wie tod. Aber die Aussicht war dafür Atemberaubend. Wir konnten über ganz Edinburgh sehen - das war echt der Wahnsinn, vor allem haben wir da erst mal begriffen wie groß die Stadt doch in Wirklichkeit ist. Wir konnten sehr gut zum Edinburgh Castle rüberschauen und haben noch andere, superschöne Gebäude gesehen.
In der darauf folgenden Woche sind wir dann auch in die National Gallery of Scotland gegangen und in ein Haus aus dem 17. Jahrhundert. Es war echt interessant zu erfahren, wie die Menschen da damals gelebt haben.
Nach der 2. Woche in Edinburgh haben mein Schulkollege und ich allerdings beschlossen, das wir auch mal was von Land sehen wollten und nicht nur immer die Stadt. Daraufhin haben wir einen 3-Tages-Trip in die Highlands, die Isle of Skye und in den Westen Schottlands gemacht und haben jeden Menge Castles besichtigt und sehr viel über die schottische Geschichte erfahren. Unsere Tourguides und auch die anderen Reisenden (über die Hälfte waren Australier ;)) waren alle superwitzig drauf und Abends gingen wir immer in einen Pub in der Nähe von unserem Hostel.
Auch in Edinburgh hingen wir fast immer Abends in irgendeinem Pub rum, allerdings nur in der ersten Woche, weil es sonst mit der Zeit alles etwas teuer gekommen wäre. Die anderen Wochen waren wir meistens nur 1-2 mal unter der Woche in einem Pub, wenn Mittwochs zum Beispiel Studentenabend war und die Getränke alle recht billig waren.
An meinem letzen Wochenende in Edinburgh wollte ich unbedingt noch den Süden sehen. Also habe ich mit einigen anderen die ich über die Wochen kennengelernt habe (größtenteils Schweizer) einen !-Tages-Trip dahin gemacht. Wir haben 2 Castles besichtigt, u.a. auch das, indem teilweise Harry Potter gedreht wurde :) - war ganz net, aber jetzt nicht so der Renner, weil ich ja schon recht viele Castles gesehen habe. Aber die Landschaft unterscheidet sich deutlich von der im Norden.
Der Norden ist recht bergig und weit, es gab mehrmals die Situation, wo ich am liebsten aus dem Bus ausgestiegen wäre um den ein oder anderen von diesen wunderschönen Highlands zu besteigen :). Außerdem gibt es dort soooo viele Schafe, so viele habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Kein Wunder das die Bewohner der Lowlands über die Highlander sagen, das die nur ihre Schafe heiraten :D.
Es gab auch die schöne Sage, das wenn du 31 weiße Pferde siehst, sollst du deine große Liebe in Schottland treffen - wir haben leider nur 28 weiße Pferde gesehen *grummel*. Der Westen zeichnet sich dadurch aus, das die Berge höher sind wie die im Osten oder im Norden und es gibt relativ große Sumpflandschaften, wo zwar ausschauen wie wilde Wiesen, aber bei genauem Hinsehen konnte man sehen wie durchgeweicht die Grasflächen waren. Ich wäre da glaube ich nicht gerne drauf spazieren gegangen.
Der Süden ist mehr flach und nicht so wild wie der Norden. Es wird mehr Ackerbau betrieben, was im Norden durch das rauhe Wetter nicht möglich ist, dennoch ist der Süden ebenfalls wunderschön, weil man dennoch öfters mal weite, wilde Wiesen sieht und auch mehr Wald ist als im Norden.
In meiner letzten Woche in Schottland hatte ich mit einer gemeinen Erkältung zu kämpfen, die mich fast flach gelegt hätte, aber darauf habe ich wenig Rücksicht genommen, weil ich die letzten Tage noch genießen wollte.
Der letzte Tag war schön und gleichzeitig traurig. Tagsüber sind wir im Park rumgehangen, weil es sonnig war und über 20 Grad hatte, den Abend haben wir damit genossen, das wir noch ein aller letztes Mal durch die Altstadt mit seinen teilweise noch mittelalterlichen Straßen und Gassen gelaufen sind. Es war nicht so kalt, daher war es recht angenehm. Um 2 Uhr Nachts waren wir dann wieder in unserer Unterkunft.
Geschlafen habe ich nicht mehr großartig, weil ich das Pech hatte, das mein Flieger Samstagmorgen schon um 07:30 Uhr geflogen ist, was für mich geheißen hat, das ich um 04:15 Uhr aufstehen musste, weil mein Taxi mich um 05:00 Uhr abgeholt hat - einer wirklich sehr unmenschliche Zeit ;). Nachdem ich dann eingecheckt hatte und der Flieger gestartet ist, habe ich fast ein Tränchen verloren, weil ich so traurig war dieses wundervolle Land zu verlassen.
Das Land, die Leute, die Atmosphäre und auch die Schule waren einfach super. In der Schule kamen Leute aus der ganzen Welt. Ich war z. B. mit Koreanern, Kolumbianer, Italienier, Franzosen, Schweizer und auch Chinesen und Indern zusammen. Die Stimmung in den Pubs ist einfach der Wahnsinn und du lernst soviel neue Leute kennen.
Mittlerweile habe ich mich auch wieder halbwegs in Deutschland eingelebt, an meinem 6. Tag hier, aber ich möchte sobald wie möglich wieder nach Schottland hoch. Ich habe mich einfach in dieses traumhafte Land und dessen Leute verliebt.........