Am Anfang war es ein bisschen so, wie in ein fremdes Gewässer zu springen, von welchem dir bis jetzt nur Andere bestätigen können, dass ein Sprung unbedenklich ist. Die ganze Zeit war eine einzige Ungewissheit, in der ich lächerlicherweise sofort feststellen musste, dass sich jede noch so kleine Sorge nach und nach in Luft aufgelöst hat.
Nachdem ich meine erste Herausforderung, die Flüge durch zehn Zeitzonen der Erde von Frankfurt nach Brisbane, problemlos und mit unvergesslichen Eindrücken gemeistert hatte, wurde meine Vorfreude nur noch größer, als ich von meiner lieben Gastfamilie ganz herzlich empfangen wurde. Wirklich lockere, humorvolle und intelligente Leute, die selbstverständlich keine einzige Sorge Wert waren. Sie nehmen mich mit zu vielen verschiedenen Orten und kennen viele sehenswerte Geheimtipps, von denen man nur etwas wissen kann, wenn man auch hier lebt. Meine große Gastschwester Danielle ist gütig, ehrgeizig und künstlerisch hochbegabt. Sie hat meine vollste Bewunderung dafür, ihre Ziele so diszipliniert zu verfolgen und auch zu erreichen. Meine kleine Gastschwester Jess öffnet mir die Augen und hilft mir, die kleinen und doch so kostbaren Dinge im Leben mehr wertzuschätzen, auch wenn man im Stress des Alltags immer mehr den Blick dafür verliert. Und meine brasilianische Gastschwester und Freundin erinnert mich daran, an das Gute im Menschen zu glauben, was einem mehr Möglichkeiten eröffnet, als man vielleicht denkt. Auch alle anderen Leute, die ich hier kennen lernen durfte, haben eines gemeinsam: ihre lockere, freundliche und aufgeschlossene Art, von der ich sofort willkommen geheißen wurde und die mich einfach wie Zuhause fühlen lässt.
Wir wohnen in einem wunderschönen Haus nur wenige Meter vom Pazifik entfernt. Anstelle von Tauben kann man überall Papageien finden, Pelikane fliegen an meinem Fenster vorbei und um menschengewöhnte Kängurus zu finden, muss ich nur zum Uni-Kampus gehen. Mit etwas Glück kann ich sogar Walflossen und deren Fontänen im Ozean sehen.
Jetzt blieb also nur noch eine größere Sorge übrig, nämlich die Schule und damit mein Englisch. Ich bin so froh sagen zu können, dass ich recht schnell festgestellt habe, dass selbst dies eher keines meiner Probleme ist. Man gewöhnt sich sehr schnell an die Sprache und fängt sehr bald sogar an, in Englisch zu denken. Das Schulbildungssystem an der staatlichen Schule, die ich besuche, neigt von meinem oberflächlichen Standpunkt aus dazu, eher locker zu sein. Uniformverordnungen, Unterrichtsregeln und Abgabetermine werden nicht zu streng gesehen und es besteht auch nicht die größte Eile, den Lehrplan so schnell wie möglich abzuarbeiten. Obwohl ich die Themen, welche in meinen Hauptfächern behandelt werden, schon weitgehend kenne, haben mir meine Mitschüler und Lehrer mit Geduld und Engagement immer gerne bei Verständnisschwierigkeiten geholfen. Es sind die kreativen Wahlfächer, wie z. B. Marine Studies und Boating, in denen ich viel Neues lerne. So oft es nur irgendwie geht wird das Wasser involviert und dabei ist egal ob schuleigener See oder der Pazifik. Wir bauen Aquarien, lernen mit Booten umzugehen und wäre ich im Jahrgang 11, so könnte ich sogar am Surfunterricht teilnehmen.
Etwas, was ich sehr interessant finde, ist der doch prägnante Einfluss Deutschlands hier in Australien. Viele deutsche Marken (oft selbst mit deutscher Produktbeschreibung) im Supermarkt (auch ALDI !), Deutsch als Fach an Schulen, viele deutsche Restaurants und (vermeintliche) „Bräuche“, wie zum Beispiel das Oktoberfest, und natürlich den exzellenten Ruf deutscher Autos lassen kein Heimweh zu. Ich persönlich komme sehr gut mit der Trennung von Zuhause klar und bin jetzt schon unglaublich traurig, wenn ich an meine Abreise denke. Denn Familie und Freunde habe ich jetzt auch hier unten.
Zum Schluss möchte ich wirklich jedem, der über einen Auslandsaufenthalt nachdenkt, Mut zusprechen, seine Träume zu verwirklichen! Und ich bin stolz, jetzt eine dieser Personen sein zu können, die dir sagen werden, dass du es einfach wagen musst, dass der Sprung unbedenklich ist und deine Lebenserfahrung bereichern wird! ;)
Katharina