Von meiner Zeit an der Future VIP School in Ghana habe ich in jeder Hinsicht nur profitiert.
Klar hatte ich anfangs auch so meine "Startprobleme". Ist schon komisch, so einfach in ein Land tausende von Kilometern weit weg zu fliegen und plötzlich einfach nichts wiederzuerkennen... Fremdes Klima, fremde Umgebung und vor allem lauter fremde Menschen! Aber die Ghanaer machen es einem wirklich nicht schwer, sich schnell wohlzufühlen in ihrem Land.
Gleich nach meiner Ankunft habe ich am Flughafen andere Volunteers getroffen - ebenfalls von SYTO, der ghanaischen Partnerorganisation - und der Abholdienst stand auch schon bereit. Dann wurden wir ins Hostel gebracht, wo noch weitere SYTO-Voluntäre auf uns gewartet haben. Im Laufe der nächsten Woche hatten wir volles Programm - Accra-Rundfahrten, Marktbesuche, Kochkurs, Sprach- und Kulturunterricht mit dem kompletten SYTO-Personal, die einfach unglaublich nett sind. (Nur sollte man nicht vergessen, dass die eben auch Ghanaer sind und sich so nicht zu sehr auf deren Pünktlichkeit und Einhaltung des Tagesprogramms verlassen. ;) Was aber kein großes Problem darstellen sollte.)
Am Ende der Woche hieß es für die meisten von uns (insgesamt waren wir ne ziemlich internationale Truppe von 14 Mädels und einem Kerl) Abschied nehmen - die Abreise ins Projekt war gekommen. Die meisten hab ich aber vor deren Abreise noch mindestens einmal irgendwo in Ghana getroffen...
Für mich und 4 weitere stand allerdings noch der Trommel-, Tanz- und Sprachworkshop an, weshalb wir während der darauffolgenden Woche in Gastfamilien in Accra untergebracht wurden. Zwar lief die Workshopwoche anders als gedacht (wie ich schon angedeutet habe, mit Programmen und Plänen nehmen's die Ghanaer nicht so genau...), war aber 'ne klasse Möglichkeit, die anderen Volunteers sowie die SYTO-Leute und die Gegend um Accra noh besser kennenzulernen und sich in dem ganzen ghanaischen Verkehrswirrwarr zurechtzufinden. Ich würde den Workshop auf jeden Fall weiterempfehlen, auch wenn man sich nicht zu sehr auf einen stringenten Ablauf verlassen sollte...
Nach dieser weiteren Woche fiel uns der Abschied von den anderen Workshopteilnehmern schon wesentlich schwerer als nach der Orientierungswoche. Aber natürlich haben wir uns auch alle auf unsere Projekte gefreut und waren schon ganz gespannt, was uns wohl erwarten würde.
Mein Projekt war in Madina, einem Vorort von Accra, worüber ich ziemlich froh war. Auch der erste Eindruck war viel besser als gedacht, die Schule sowie das Haus meiner Gastfamilie sahen so einladend und freundlich aus, dass ich mich richtig gefreut habe, da arbeiten zu dürfen.
Für die ersten 2 Monate waren wir zu zweit im Projekt, zusammen mit einem anderen Mädel, das gleichzeitig mit mir angekommen ist, aber keine Workshopwoche hatte.
Darüber waren wir beide, denke ich, schon ziemlich froh und haben uns super verstanden. Nur zu tun gab es anfangs relativ wenig... Wir hatten nur 2 richtige Unterrichtsstunden am Tag, die wir dann meistens zusammen gehalten haben. Den Rest der Zeit haben wir uns mit den kleineren Kindern beschäftigt, den Unterricht für den nächsten Tag vorbereitet oder uns einfach unterhalten.
Was sich dann geändert hat, als meine "Schwester" wieder abgereist ist... Ich habe sogar eine eigene Klasse bekommen, womit ich dann schwer beschäftigt war, was aber auch wahnsinnigen Spaß gemacht hat.
Worauf ich besonders stolz war, war den ghanaischen Lehrern zu beweisen, dass man auch ohne Prügel unterrichten kann :) Was allerdings, das muss ich zugeben, nicht in jeder Klasse dauerhaft funktioniert hätte. Die Kinder sind einfach so daran gewönt, dass es schon viel Kraft und Nerven kostet, sie ohne "Stock" für längere Zeit ruhig zu halten. Aber die Mühe lohnt sich auf jeden Fall! Mit der Zeit kommt der Respekt der Kinder von ganz alleine, man muss nur Geduld haben - und der Respekt muss natürlich auf Gegenseitigkeit beruhen...
Am Wochenende bin ich meistens mit anderen Volunteers durch Ghana gereist, d.h. wenn ich nicht gerade mit meiner Gastfamilie auf einer Familienfeier, Hochzeit, Beerdigung oder Taufe war. Oder einfach nur in der Kirche, die viel schöner und spannender ist als die europäische. Es lohnt sich auf jeden Fall, das mal erlebt zu haben, auch wenn man selbst kein sehr gläubiger Mensch ist - die Ghanaer freuen sich über alle Maßen. Ich hab im Laufe der Zeit sogar ghanaische Songs gelernt, die ich dann zum Teil mit dem Chor, zum Teil mehr oder weniger alleine in der Kirche vorgetragen habe (bzw vortragen musste...).
Hat wahnsinnig viel Spaß gemacht und, das muss ich zugeben, mir viele Freunde eingebracht :)
Während unserer Reisen haben wir so ziemlich jede Region Ghanas gesehen (außer den ganz hohen Norden, da ist ja aber auch nicht mehr so arg viel...). Sogar bis nach Tamale und Mole haben wir es mal geschafft und da unsere europäischen Freunde von der Orientierungswoche besucht. Wer die Zeit hat, sollte sie auf jeden Fall nutzen, um sich ein bisschen in Ghana umzuschauen, es lohnt sich!
Und es gibt wirklich nichts einfacheres als das Reisen in Ghana. Einfach an die Straße stellen, den nächstbesten Trotro anhalten und los geht's. Hotelreservierungen sind gut, aber auch nicht unbedingt notwendig, man findet eigentlich immer was.
Ich hoffe, mein Bericht hat euch etwas weitergebracht, ich kann euch eigentlich nur eins sagen: Traut euch! Und wie eine gute Freundin von mir immer gesagt hat: !Ihr könnt nur gewinnen!" Und damit hat sie Recht.
Ich selbst kann gar nicht sagen, wie viel mir diese Zeit gebracht hat. Aber eines auf jeden Fall- unbezahlbare Erinnerungen an eine wunderschöne Zeit mit tollen Menschen und spannenden Bekanntschaften in einem Land, das ich wirklich kennen und lieben gelernt habe.
Am liebsten würde ich sofort wieder zurückfliegen in meine "zweite Heimat" - und wer weiß, vielleicht dann ja für länger...? ;)