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Drei Au Pairs, drei Länder, drei Fragen – Teil II

Die Motivation unserer Au Pair-Teilnehmer ist meist sehr ähnlich: Sie möchten Auslandserfahrungen sammeln und eine neue Kultur kennenlernen, ihre Sprachkenntnisse verbessern, mit Kindern arbeiten oder eine Auszeit nach der Schule nehmen, um sich klar zu werden, was sie mit ihrem späteren Leben anfangen möchten. In der Theorie klingt ein Au Pair-Aufenthalt also sehr verlockend. Wir haben drei ehemaligen Au Pairs auf den Zahn gefühlt und sie gefragt, wie so ein Aufenthalt in der Praxis aussieht.

Florian ist Anfang September 2016 in die USA ausgereist, um dort sein Au Pair-Jahr in White Plains bei New York City zu verbringen. Seine Gastfamilie bestand aus Mutter und Vater, zwei Kindern (sieben und zwölf Jahre alt) und einer Katze. Florian war übrigens das erste männliche Au Pair der Familie und gleichzeitig auch das jüngste.

Wie hast du dich, abgesehen von der Erfahrung in der Kinderbetreuung, auf deinen Au Pair-Aufenthalt vorbereitet?

Kurz bevor ich mich für das Au Pair-Jahr angemeldet habe, habe ich mich für einen Englisch-Aufbaukurs an der Volkshochschule eingeschrieben. Des Weiteren habe ich Filme und Serien auf Englisch geschaut und Bücher auf Englisch gelesen – so viel zur sprachlichen Vorbereitung.

Ich habe mich viel mit einer Freundin, die selbst Au Pair in den USA war, über ihre Erfahrungen unterhalten. Das hat mir sehr geholfen, einen ungefähren Einblick in die Tätigkeiten eines Au Pairs zu bekommen. Darüber hinaus habe ich mir noch sehr viele YouTube-Videos von Au Pairs angesehen.

Wie sah ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Nach New York City war es für Florian nicht weit.

Ein typischer Arbeitstag begann um 6 Uhr in der Früh. Als Erstes habe ich die Kids geweckt. Danach haben wir zusammen gefrühstückt. Nach dem Frühstück habe ich sie beaufsichtigt, während sie sich für die Schule fertig gemacht haben. Der Große musste um 7.15 Uhr an der Bushaltestelle sein. Danach hatte ich noch Zeit, mit der Kleinen zu spielen.

Als beide Kids in der Schule waren, habe ich noch den Tisch und die Küche vom Frühstück und Lunch machen gereinigt. Um 8.30 Uhr war der erste Teil meines Arbeitstages geschafft. Gegen 15.15 Uhr ging es dann meist weiter: Der Große kam von der Schule. Um 15.45 Uhr musste ich die Kleine von der Bushaltestelle abholen und danach ging es an die Hausaufgaben. Wenn auch die Hausaufgaben geschafft waren, standen meist Aktivitäten wie Aikido, Hip Hop, Baseball oder Schwimmen auf dem Plan.

Danach habe ich Dinner für uns gekocht und wir haben zusammen gegessen. Ein typischer Arbeitstag endete für mich dann immer zwischen 19.00 und 21.00 Uhr, je nachdem, wann die Eltern von der Arbeit gekommen sind, was immer verschieden war.

Wie war das Leben in der Gastfamilie?

In der Weihnachtsbäckerei mit den Kindern

Ich habe mich vom ersten Moment an sehr wohl in meiner Gastfamilie gefühlt. Wir hatten von Anfang an ein freundschaftliches Verhältnis. Ich hatte nie das Gefühl, „nur ein Angestellter“ zu sein. Sie haben mich sehr gut in ihr Familienleben eingebunden und mich von keinem Feiertag, wie z.B. Thanksgiving, ausgeschlossen.

Ihnen war es sehr wichtig, dass ich eine schöne und erlebnisreiche Zeit mit ihnen habe. Sie waren sehr interessiert an der deutschen Kultur und haben es sehr genossen, wenn ich mal typisch deutsch gekocht habe. Auf der anderen Seite war es ihnen auch wichtig, dass ich die amerikanische Kultur näher kennenlerne. Alles in allem würde ich diese Gastfamilie sofort wieder nehmen!

Florian hat an unserem Au  Pair-Programm in den USA teilgenommen. Alle Infos zu diesem Programm findest du hier.

Die australische 2 Millionen-Einwohnerstadt Brisbane war von September 2016 bis März 2017 das Zuhause von Lea. Ihre Gastfamilie wohnte 15 Minuten von der Innenstadt entfernt in einem großen Haus mit Pool. Während ihrer Monate als Au Pair hat Lea auf vier Jungs – im Alter von zwei, vier, sieben und zehn Jahren – aufgepasst, die „zwar wild, aber unglaublich toll und offen waren“.

Hast du schnell Anschluss zu anderen Au Pairs oder Einheimischen gefunden?

Lea auf Entdeckungstour entlang der Ostküste

Meine größte Angst im Vorhinein war, nicht genügend Anschluss zu finden, denn in Deutschland war ich es gewohnt, immer viele Freunde um mich herum zu haben. Schon in der ersten Woche machte ich dank Facebook-Gruppen viele neue Bekanntschaften mit Au Pairs, Backpackern und Co. Natürlich mag das am Anfang komisch sein, sich mit zunächst einmal ,,Fremden“ zu treffen, aber letztendlich sitzen wir alle im selben Boot und sind auf der Suche nach Anschluss.

Diese Treffen waren für mich immer eine Art Blind-Date, demnach hatte ich gute und schlechte Erfahrungen. Mit manchen Leuten verstand ich mich auf Anhieb super und mit anderen wollte es nicht so richtig passen. Aber schon nach wenigen Wochen hatte sich eine kleine Gruppe von Leuten gebildet, mit denen ich mich super verstand und viel unternahm.

Konntest du viel von Australien sehen? Hast du Ausflüge oder Urlaube gemacht?

Dank meiner zentralen Lage gab es vieles in meiner Umgebung zu entdecken, sodass ich einige Wochenenden nutzte, um das Meer oder nahe gelegene Inseln zu erkunden. Außerdem hatte ich das Glück, dass meine Gastfamilie wollte, dass ich viel von Australien sah, sodass sie mich mit in mehrere Urlaube nahmen. Daneben bekam ich auch frei, um für mehrere Tage in andere Gebiete Australiens zu fliegen, um mehr vom Land zu sehen – dies ist jedoch keineswegs selbstverständlich.

Hattest du Heimweh? Wenn ja, was hat dir geholfen, darüber hinweg zu kommen?

Jeder, den ich auf meiner Reise kennenlernen durfte, hat es: das Heimweh. Es geht meistens wieder so schnell wie es gekommen ist, aber dennoch taucht es hin und wieder auf. Zu Beginn, wenn alles noch aufregend ist, glaubt man nicht daran, jemals Heimweh zu bekommen. Aber gerade in Momenten wie Weihnachten oder Geburtstagen oder wenn es einem mal gerade nicht so gut geht, ist es präsent.

Das beste Mittel für mich war, rauszugehen und mich mit Freunden zu treffen und viel zu unternehmen, denn die beste Therapie ist Ablenkung. Klar hilft es auch, sich Unterstützung zu Hause zu holen und Freunden und Familie zu erzählen, dass man sie vermisst. Dennoch sollte man nicht zu viel Zeit damit verbringen, denn man ist schließlich weggegangen, um ein anderes Land zu bereisen und Land und Leute dort kennenzulernen.

Lea hat an unserem Au  Pair-Programm in Australien teilgenommen. Alle Infos zu diesem Programm findest du hier.

Theresa verbrachte ihre Au Pair-Zeit von September 2016 bis März 2017 in einem kleinen Ort zwischen Margate und Canterbury in der Grafschaft Kent. Dort hat ihre Gastfamilie ein ehemaliges Farmhaus auf einem weitläufigen Grundstück bezogen. Mit ihren Gastkindern, zwei Jungs im Alter von sechs und neun Jahren, war sie viel draußen, hat Fußball gespielt, Papierflieger gebastelt, Blödsinn gemacht und ganz viel gelacht.

Was ist dir vor deiner Abreise durch den Kopf gegangen und welche Ängste waren im Nachhinein unbegründet?

Natürlich hatte ich Angst, dass ich mit meiner Gastfamilie doch nicht so auskomme, wie gedacht. Skype-Gespräche ersetzen einfach keine persönlichen Gespräche. Doch als ich angekommen bin, habe ich schnell gemerkt, dass diese Sorgen total unnötig waren.

Klar gibt es Dinge, bei denen man nicht einer Meinung ist oder bei denen man selbst denkt, dass das jetzt etwas komisch ist, aber das hat die Beziehung zu meiner Gastfamilie eher interessant und lustig gestaltet, anstatt es schwieriger gemacht zu haben. Oh, und vor dem Autofahren hatte ich Angst, schließlich fährt man auf der anderen Seite! Aber auch das hat man super schnell raus.

Wie hast du dich während deines Auslandsaufenthalts verändert? Was hast du gelernt?

Erstmal ist es eine ganz intensive Erfahrung, komplett aus seiner Komfortzone herauszutreten – und meine Zeit hat mir gezeigt, dass man dafür nicht Tausende Kilometer von daheim weg muss. Man tritt aus allen Erwartungen heraus, den eigenen und den von anderen. Auf einmal merkt man, dass man so und so eigentlich gar nicht ist, und dass man das und das eigentlich doch mag. Man entdeckt neue Seiten an sich, lässt eingefahrene Meinungen und Einstellungen fallen und fasst dafür Neues auf. Ich habe viel über mich und meine Auffassung der Dinge gelernt und dass ich eigentlich irgendwie anders bin, als ich dachte. Und Kochen habe ich gelernt – sogar ziemlich gut!

Was würdest du anderen raten, die sich noch nicht sicher sind, ob sie als Au Pair arbeiten möchten?

Anders als z.B. bei Work & Travel, hat man als Au Pair einen festen Arbeitsplatz und immer einen Ort, an den man zurückkommen kann, was einem doch ein Stück Sicherheit gibt und trotzdem ganz viele Möglichkeiten zum Reisen und Lernen offen lässt. Au Pair sein ist viel mehr als nur Aufpasser oder Taxifahrer für verwöhnte Kids zu sein. Man ist Sternekoch, Manager, Anwalt, Manchmal-Mama, bester Freund und schlimmster Feind, Ideenwerkstatt und Alleinentertainer.

Das ist an manchen Tagen einfacher und an anderen schwerer. Aber wenn man offen ist und bereit, sich den Herausforderungen zu stellen, die Kinder und auch ein anderes Land mit sich bringen, dann ist Au Pair ein super Job, aus dem man unfassbar viel mitnehmen kann.

Therea hat an unserem Au  Pair-Programm in Großbritannien teilgenommen. Alle Infos zu diesem Programm findest du hier.

Mit dem Jüngsten auf dem Reiterhof

Du möchtest dich auch als Au Pair in die weite Welt wagen? Ob ins europäische Ausland nach Großbritannien oder Spanien ans andere Ende der Welt nach Australien oder Neuseeland, oder doch lieber nach Chile oder in die USA – wir unterstützen dich bei deinem Abenteuer!

Lust auf noch mehr Erfahrungswerte? Dann lies dir den 1. Teil unseres Au Pair-Interviews durch!

Von Redaktion

Für das Team von TravelWorks heißt Reisen mehr als nur Tourist sein: Nicht auf der Oberfläche schwimmen, sondern ins Geschehen eintauchen. Wir sind selber mehrere Jahre im Ausland gereist und geben unsere Erfahrungen gerne aus erster Hand weiter. Daher versorgen wir euch hier mit spannenden Artikeln sowie hilfreichen Informationen zur Vor- und Nachbereitung eures Auslandsaufenthaltes und verhelfen euch so zu einem unvergesslichen Abenteuer.

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