Andere Menschen haben gute Ideen unter der Dusche, wenn sie ein inspirierendes Buch gelesen haben oder auf einer langen Bahnfahrt. Ich habe gute Ideen mit einem Bier in der Hand. Und da das einer Freundin ähnlich geht, kam es dazu, dass wir an einem schönen Sonntagnachmittag im Oktober ein Bier in der Hand hatten und uns fragten: Warum fliegen wir eigentlich nicht nach Kapstadt? 48 Stunden später hatten wir einen Flug gebucht.
Unterstützt hat uns bei dieser Entscheidung die Tatsache, dass eine weitere Freundin – Pina – in dieser Zeit in Kapstadt sein würde, dort einige Zeit gelebt hatte und uns als persönlicher Tourguide zur Verfügung stand. Und natürlich auch, dass Kapstadt uns vorab viel Sonne, Meer und spannende Einblicke in eine andere Kultur versprach! Also verließen wir im Februar das kalte, ungemütliche Deutschland in Richtung Süden!
Für jeden was dabei
Wir hatten ein ganz bezauberndes Hostel im Stadtteil Gardens, nicht weit entfernt von der belebten Kloof Street, wo man abends ganz hervorragend weggehen und tagsüber gemütlich einen Kaffee trinken kann. Wir fanden wunderbare kleine Designer-Lädchen und bekamen überall wirklich fantastisches Essen. Auch an der Mischung unserer Mitbewohner zeigte sich: Kapstadt ist etwas für jeden. Mit uns im Hostel lebten Gruppen junger Mädchen, die nach dem Abi Entspannung, Meer und Sonne suchten, junge Familien, einsame Abenteurer und ein Mann mittleren Alters auf Selbstfindungsreise. Und wie immer: Viele Deutsche.
Pina hatte ein Auto gemietet, das es uns ermöglichte, in und um Kapstadt viel zu erkunden und zu unternehmen. Wir gingen Reiten am Strand und fuhren – natürlich – zum Cape Point. Auch wenn es dort wirklich wunderschön war, muss ich gestehen, dass die Massen an Touristen, die sich mit uns den Berg hinaufquälten, mir die Freude an diesem Punkt etwas nahm. Viel besser gefiel mir da der nahe gelegene Buffel Beach. Mit keiner Menschenseele in Sicht nahmen wir ein kurzes, erfrischendes Bad im Meer.
Surfen lernen in zwei Anläufen
Unser erster Versuch, Surfen zu gehen, wurde von einem fiesen Hai vereitelt, der meinte, sich in Strandnähe aufhalten zu müssen, und resultierte in der Dichtung des Liedes „Shark Alarm in Muizenberg“. Fälschlicherweise behauptet der Text dieses musikalischen Meisterwerks, jedermann liebe Shark Alarm in Muizenberg. Richtiger ist jedoch, dass er unsere Tagesplanung über den Haufen warf und wir ihn kacke fanden. Dafür bekamen wir die Gelegenheit, das ansprechende gastronomische Angebot des Strands zu testen. Es gibt viele süße kleine Bars, Cafés und Restaurants und wir kamen in den Genuss eines mit Liebe gemachten Falafels. Da auch ein zweiter Shark Alarm uns versicherte, dass wir es heute nicht ins Wasser schaffen würden, mussten wir schließlich umdisponieren.
Also verschlug es uns statt in die Wellen nach Kalk Bay – ein wahrer Glücksfall. Hier gibt es zahlreiche kleine Läden mit allerhand Klimbim, coolen Designerstücken für schmales Geld und die typischen Tourishops, für alle, die eine Buschtrommel als Andenken brauchen. Also hieß es Happy Go Shopping statt Surfen – zumindest für heute.
Am zweiten Tag hatten wir in Muizenberg etwas mehr Glück – oder ignorierten die warnende Flagge mit dem roten Hai drauf etwas intensiver als am Vortag. Ich kann leider nicht behaupten, dass ich besonders gut im Surfen war oder auch nur zu irgendeinem Zeitpunkt meine beide Füße zugleich auf dem Brett standen. Aber ich hatte einen riesen Spaß und möchte es unbedingt wieder versuchen! Das erste Mal von einer Welle mitgenommen zu werden und Tempo aufzubauen, war ein Wahnsinnsgefühl und ich war völlig begeistert! Hätte man mich gelassen, wäre ich vermutlich nie wieder aus dem Wasser gekommen. Aber irgendwann wurde es Zeit, die Bretter wieder abzugeben. Auch wenn Pina sehr weise meinte: „Niemand versteht es besser, wenn man sich verspätet, als eine Surfbrett-Vermietung.“
Schwimmen mit den Pinguinen
Wir hatten noch ein weiteres Kapstadt Must See auf der Liste: Pinguine! Also fuhren wir zum berühmten Boulders Beach. Wieder einmal machte es sich bezahlt, Pina dabei zu haben. Statt uns zu dem Abschnitt des Strandes zu führen, der nur gegen Bezahlung zugänglich war, zeigte sie uns einen anderen Teil, der frei zugänglich und ebenso voller Pinguine war. Und – mein Gott – waren die süß! Nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, dass die kleinen Kerle die Aufmerksamkeit der Besucher genießen. Wir konnten ohne Probleme ganz nah ran und sie ließen sich so gar nicht aus der Ruhe bringen. Im Wasser schwammen sie oft ganz nah an uns vorbei. Lediglich, wenn einige neugierige Touristen ihren Nestern zu nahe kamen, machten sie sich lauthals bemerkbar.
Ein weiteres meiner persönlichen Highlights war die Fahrt über den Chapman’s Peak Drive. Auf der Fahrt über die Küstenstraße genossen wir nicht nur die Aussicht, sondern erkundeten an einem der Aussichtspunkte eine kleine „Höhle“ unterhalb der Straße.
Kapstadts zwei Gesichter
Ebenso wenig wie um Meer und Sonne kommt man in Kapstadt um die nicht so schönen Seiten der Stadt herum. Einige Male passierten wir die typischen Townships, in denen sich Wellblechhütte an Wellblechhütte reihte. Ein Anblick, den wir so einfach nicht gewohnt waren, und der einen eben schon das ein oder andere Mal schlucken ließ. Ich muss gestehen, dass es auch für mich eine neue Erfahrung war, eine Stadt so zu sehen, wie ich Kapstadt gesehen habe. Es stimmte schon nachdenklich, einerseits die Villen in Clifton und gleichzeitig die Townships zu sehen. Auch wenn Kapstadt in so vielen Dingen sehr westlich anmutet und man oft vergisst, dass man nicht in Europa ist, so hat die Stadt noch einen weiten Weg vor sich, um diese krasse Schwere zwischen Arm und Reich zu schließen.
Bye-bye Cape Town, see you soon!
Es war einer dieser wunderbaren Trips, bei denen man jeden Tag und überall das Badezeug schon drunter hat und immer irgendwie von Wind und Meer zerzaustes Haar hat. Mit anderen Worten: Es war wunderschön. Irgendwie gingen die Tage in Kapstadt viel zu schnell um. Was blieb, ist der Wunsch, definitiv nochmal zurück zu kommen. Aber erstmal ging es für uns weiter zum Roadtrip durch Namibia.
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3 Antworten auf „Kapstadt: Schnallt die Pinguine fest, wir kommen!“
Sehr geil. Hab ich dir von dem Hostel erzählt? Steffi und ich waren vor knapp 10 Jahren genau im Gleichen…
Ach, wie lustig. Ne, hast Du nicht, aber war wirklich ein Glücksgriff, zumal wir wirklich nur nach dem Preis gegangen sind 🙂
[…] unserem Abenteuer in Kapstadt folgte Teil zwei unserer Reise: Sieben Tage Roadtrip durch Namibia in unserem „Ananas Express“, […]