Eigentlich wollte ich am vergangenen Wochenende nach Sydney fahren, um dort an einigen Programmen des Corroboree-Festivals teilzunehmen. Das traditionelle Fest der Aborigines findet jedes Jahr zu dieser Zeit für etwa zehn Tage statt, und ich habe mich schon glücklich geschätzt, dass ich es sehen könnte. Ich habe mich schon in einem Workshop sitzen sehen, in dem sie männlichen Interessierten das Didgeridoo spielen beibringen. Mittags wollte ich im Café der Art Gallery von Sydney typische Aborigine-Speisen probieren und dabei einem einheimischen Singer-Songwriter lauschen. Und als Action-Ausgleichsprogramm wäre die Beisteigung, wenn nicht sogar Überquerung der Bögen der Sydney Harbour Bridge vorgesehen gewesen. Doch das alles konnte nicht stattfinden, weil ich leider zu spät gemerkt habe, dass auch wegen eines anderen Festivals (irgendetwas mit Techno, hat mein Mitbewohner im Volontärshaus gemeint) alle Hostel-Betten ausgebucht waren. Und ein Hotelzimmer ist mir in Australien leider zu teuer.
Also gab es eine Planänderung, ich blieb in Newcastle. Am Samstag gönnte ich mir daher einen entspannten Strandtag, ich habe mich schließich von der anstrengenden Woche erst einmal erholen müssen. Als ich dort so in der Sonne lag und den Surfern zusah, fand ich es wiederum gar nicht so schlimm, dass ich nicht nach Sydney gefahren bin 😉 . Am Sonntag habe ich mir einen Ausflug vorgenommen, um so das Wochenende nicht komplett für’s Faulenzen verschwendet zu haben. Das auserkorene Ziel war: Port Stephens.
Mission Curiosity – Aufgabe 6 – Natur nahe Newcastle
Der Name war mir aus offensichtlichen Gründen schon einmal sehr sympathisch! Im Bus nach Port Stephens, der etwa zwei Stunden brauchte, habe ich mir eine Broschüre darüber angeschaut, die im Volontärshaus herumlag. Angepriesen wurden darin unter anderem weißeste Sandstrände, ein tropischer Nationalpark, wüstenartige Dünen und ein türkisblaues Meer. Klang schon einmal sehr vielversprechend. Da ich aber nur sechs Stunden Zeit hatte (die Busse fahren wochenends nur sehr spärlich), musste ich mich für ein paar wenige Unternehmungen dort entscheiden, was mir gar nicht so einfach fiel. Doch dann erinnerte ich mich an eine Mit-Volontärin, die mir gesagt hat, dass Freunde von ihr das riesige Buchten-Gebiet mit dem Fahrrad abgefahren sind – so suchte ich mir kurzerhand einen regionalen Fahrradverleih per Smartphone im mobilen Internet, steuerte diesen direkt mit dem Bus an und stieg um auf’s Radl.
Fahrrad-Tour durch Port Stephens
Los ging es in Nelson Bay, wo ich auch gleich hinter der ersten Kurve einen kleinen Flohmarkt entdeckte. Ich machte halt und schlenderte durch die Gassen aus Kleider-, Antiquitäten-, Kitsch- und Essensständen unter riesigen Eukalyptus-Bäumen. Ich nutzte die schattige Atmosphäre um kurz abzukühlen und mich mit 50er-Sonnencreme einschmierte, bevor ich bei heißen 30 Grad weiterfuhr. Danach ging es nach Shoal Bay, wo ich mir erneut total verschwitzt ein kühles Bad im hier sehr ruhigen und klaren Ozean und eine kurze Lesepause gönnte. Nach einem Kapitel in meinem Fantasy-Roman, dessen zweiten Teil ich vor ein paar Tagen in Newcastle in einem Second-Hand-Bücherladen für nur drei Dollar ergatterte, radelte ich zum Tomaree-Nationalpark, wo man einen etwa 150 Meter hohen Hügel besteigen konnte. Oben angekommen genoss ich (wieder einmal schweißnass) die wunderbare Aussicht auf Port Stephens mit seinen Dörfern, Stränden, Buchten und Wäldern.
Wüsten-Feeling direkt am Meer
Nachdem ich das Fahrrad wieder in Nelson Bay abgegeben und ich mir als Belohnung für die Anstrengung ein kühles pale ale in einem Hafen-Restaurant genehmigte, nahm ich den Bus ins benachbarte Anna Bay. Dort beginnen die größten beweglichen Sanddünen Australiens, die ich ein Stückchen zu Fuß erkundete. Schade, dass ich hier nicht mehr Zeit hatte, sonst hätte ich gerne das Sandboarding ausprobiert, das einige Agenturen hier anbieten. So blieb mir aber nichts anderes übrig, den anderen Besuchern beim Boarden zuzusehen und die wüstenartige Aussicht zu genießen. In den Tälern der Dünen fühlte man sich absolut einsam. Ich erinnerte mich daran, dass ich meinen letzten Schluck Wasser im Bus getrunken hatte und musste daraufhin direkt noch einmal aus spontaner Panik schlucken. Nicht, dass ich noch in der Wüste Australiens verdurste 😉 . Aber nein, so gravierend war die Situation zum Glück nicht. Eine halbe Stunde später saß ich nämlich schon wieder im Bus zurück nach Newcastle, zwar nicht ausgedurstet, aber ausgedunstet von dem anstrengenden Tag. Im sehr engen Bus bin ich total erschöpft direkt im Sitzen eingeschlafen – nicht nur ich, sondern auch meine langen Beine. Das taube Gefühl hat mich dann glücklicherweise rechtzeitig wieder aufgeweckt, kurz bevor wir Newcastle erreichten.