Nach einem traumhaften Strand-Wochenende mit perfektem Wetter in Newcastle fuhren wir in der vergangenen Woche hinaus ins Hunter Valley, das ungefähr zwei Stunden von Newcastle entfernt im Landesinneren liegt. Es ist vor allem bekannt für seine vielen Weinfelder und die guten Tropfen, die in dieser Region unter Australiens starker Sonne entstehen. Mit Wein hatten wir aber leider nicht viel am Hut – nicht nur, da allgemein striktes Alkohol-Verbot in den Volontärshäusern herrschte, sondern auch weil wir in einer Stadt namens Muswellbrook in Parks arbeiten mussten und dort keinerlei Weinreben weit und breit zu finden waren.
Unterkunft wie im Familienurlaub
Untergebracht wurden wir in dieser Woche in einem cottage village, also einer Ansiedlung von Ferienhäusern, in unmittelbarer Nähe zum Lake Glenbawn. Ein riesiger Erddamm staut hier den Hunter River, der dem Tal seinen Namen gab, zu dem künstlichen See. Wir acht Freiwilligen und unser Teamleiter Ben, der erst seine zweite Woche in der Organisation bestreitet, also auch noch ein ziemlicher Frischling ist, teilten uns zwei riesige Familienhäuser mit jeweils drei Schlafzimmern.
Da alle anderen Volontäre sofort in die Häuser stürmten, während ich noch mit Ben damit beschäftigt war, die gerade im Supermarkt getätigten Einkäufe aus dem Anhänger zu laden, musste ich mich mit dem letzten Bett beziehungsweise Zimmer zufrieden geben, das keiner haben wollte. Und siehe da: es blieb das größte Einzelzimmer mit kingsize-Bett übrig. Das hat sich wohl keiner nehmen getraut, weil alle dachten, dass es für Ben vorbestimmt war. Was auch halbwegs stimmte, allerdings traf es auf das Einzelzimmer im anderen Haus zu 😉 . Am Ende hatte sich meine Hilfsbereitschaft also ausgezahlt!
Zu jeder Tageszeit und während der ganzen Woche tummelten sich um die etwas abgelegenen Häuser etliche Kängurus, sodass das australische Outback-Feeling sofort eintrat.
Harte Arbeit bei heißem Wetter
Die Woche begann mit beinahe 40 Grad, sodass die Arbeit in den Parks, die hauptsächlich aus Unkraut jäten bestand, nicht besonders einfach fiel. Selbst im Stehen im Schatten lief einem der Schweiß hinunter. Auch dem sehr ehrgeizigen Teamleiter fiel das glücklicherweise auf, weswegen wir am Montag länger Pause machten als wir effektiv arbeiteten.
Dienstag wendete sich allerdings das Blatt, nach einem heftigen Gewitter in der Nacht kühlte sich die Luft auf etwas über 20 Grad ab und wir hatten die perfekte Temperatur für die Gartenarbeit. Wir schwitzten nun nicht mehr wegen der Hitze, sondern wegen der körperlich sehr anstrengenden Arbeit, zu der uns Ben immer wieder antrieb. Das zog er dann auch Mittwoch und Donnerstag so durch, sodass wir die vorgegebenen Projekte an den drei Tagen mit Bravour vollendet hatten und am Freitag nur noch ein wenig Fleißarbeit übrig blieb, die wir dann ganz gechillt am Vormittag absolvierten.
Bei der Arbeit gab wieder einige Dinge, auf die man besonders aufpassen musste. Einerseits musste man immer mit Hut, Handschuhen, langer Hose, langen Ärmeln und Sonnenbrille arbeiten, was natürlich bei starker Hitze unerträglich war, andererseits sich vor den vielen Tieren in Acht nehmen, die in den Parks aber auch vor allem den wetlands am Fluss besonders wohl fühlten. Etliche Spinnen, Ameisen, Käfer, Asseln, Moskitos und Fliegen sind da noch das geringste Problem. Vor ekligen und vor allem giftigen Tausenfüßlern hatte man da schon ein bisschen mehr Respekt. Doch im Hinterkopf blieb immer die grausige und ängstliche Erwartung einer Schlange, wenn man ein flüchtiges Rascheln im Gebüsch oder Gras hörte – und sich schließlich freute, dass es nur eine kleine Beutelmaus war, die zügig davon hüpfte, sobald man ihr zu nahe kam.
Nicht nur die Fauna, auch die Flora hatte ihre Tücken. Die Unkräuter, um die wir uns kümmern mussten, waren entweder dornige Disteln, wuchernde Teppiche oder stinkende Fenchelpflanzen. Eigentlich trinke ich gerne Fencheltee, aber wenn einem dieser intensive Geruch die ganze Zeit in der Nase liegt, geht er schon ziemlich auf die Nerven.
Entspannte Abende in der Natur
Nach den harten Arbeitstagen, immer sobald Ben das deutsche Wort „Feierabend“ aussprach, das wir ihm während der ersten harten Arbeitsperiode aus Verzweiflung beigebracht hatten, gönnten wir uns immer ein kühles Bad im Fluss, der durch die Region fließt. Wir fanden sogar ein Plätzchen mit einem an einem Baum hängenden Seil, sodass wir Tarzan spielen und ins Wasser springen konnten. Oder wir lasen auf den Verandas entspannt in unseren Büchern, während wir den Ausblick auf die Känguru-Familien genossen, die andauernd durch das Feriendorf hoppelten.
Abends kochten wir uns gemeinsam immer ein leckeres dinner, um uns so für die harte Arbeit zu belohnen. Auf unserer selbst entworfenen Essensplan standen ein Barbecue, süße und salzige Crêpes sowie ein Chicken-Mango-Curry, das vorzüglich schmeckte. Am letzten Abend fuhren wir ins nächstgelegene Pub und gönnten uns alle Schnitzel oder ähnliches und vor allem ein paar kühle Bier oder Ciders, die uns nach längerer Abstinenz und an einem heißen Sommerabend besonders gut taten 🙂 .