Ankunft in Johannesburg
Nach einem kurzen Flug bin ich im nördlicheren Teil Südafrikas angekommen. In der größten Stadt des Landes, Johannesburg, wurde ich am Flughafen von Reuben, einem sehr netten Mitarbeiter, über die die Naturschutzprojekte vergeben werden, abgeholt. Wir mussten dort länger auf weitere Ankömmlinge warten, sodass abends keine Zeit mehr war, ein bisschen das Viertel Rosebank zu erkunden, wo die eher besser Gestellten von Jo’burg wohnen. Es gab nur ein kurzes Kennenlernen im Gästehaus mit den anderen sieben Freiwilligen, ein leckeres Abendessen vom leicht aufgedrehten Koch Bonga und dann gingen auch alle ziemlich früh ins Bett, da die meisten direkt aus Europa ankamen und somit eine längere Reise hinter sich hatten. Ich hatte ebenfalls etwas Kopfweh, was vielleicht an der für mich ungewohnten Höhenlage der Stadt auf etwa 1.750 Meter lag.
Das Frühstück am nächsten Morgen war üppig und bildete eine gute Grundlage für den Tag. Vormittags stand Organisatorisches auf dem Programm, wir bekamen kurze Einführungen in die Projekte, zu denen wir zwei Tage später aufbrechen sollten und mussten einige Daten angeben, bevor es mit Reuben in die riesigen Mall des Stadtviertels ging, wo jeder von uns SIM-Karten, Adapter oder sonstige Dinge besorgen konnte.
Besuch des Townships Soweto
Nachmittags wurden wir nach Soweto (South Western Townships) gefahren. Reuben erklärte uns auf der Fahrt die Geschichte und andere grundlegende Dinge über die Stadt, das Land, die Townships und die Apartheid. Wir stoppten schließlich an zwei riesigen Türmen aus älteren Zeiten, die heutzutage als Symbole für Soweto gelten, da man sie aus fast jedem Teil des Stadtteils sehen kann. Sie sind bunt bemalt mit dem Nationalhelden Nelson Mandela, einem schwarzen Jesus und vielen anderen Symbolen, die den Bewohnern Kraft geben sollen. Neuerdings werden die Türme am Wochenende für Extremsportarten wie Bungee Jumping, Bouldern, Abseilen und Freefall verwendet. Wir dagegen konnten nur mit dem alten Lift, der sehr bizarre Geräusche machte und mir ein mulmiges Gefühl in der Magengegend bescherte, nach oben fahren und die Aussicht über Soweto genießen.
Wir fuhren an Baracken und Wellblechhäusern vorbei, sahen aber auch viele der von der Regierung gebauten, sehr einfachen Ziegelhäuser, die den Bewohnern zur Verfügung gestellt wurden, seitdem Nelson Mandela das Recht auf eine überdachtes Zuhause neben dem Recht auf Bildung zur Grundlage eines jeden Lebens in Südafrika machte. Da es für uns wohl zu gefährlich wäre, hielten wir nicht in einer dieser sehr armen Gegenden.
Wir fuhren nach einem kurzen Zwischenstopp beim Freedom Charter Memorial (Denkmal für den Beschluss einer gleichberechtigten Gesellschaft in Südafrika der Anti-Apartheid-Bewegung von 1955) direkt weiter in die Vilakazi Street. Sie gilt als die einzige Straße auf der Welt, in der zur gleichen Zeit zwei Nobelpreisträger wohnten: Nelson Mandela und Desmond Tutu. Deren Häuser haben wir kurz besucht, während Reuben uns über die berühmten Bewohner historisch aufklärte.
In derselben Straße fand 1976 auch ein riesiger, angfangs friedlicher, aber später sehr gewalttätiger Aufstand statt, bei dem etliche Menschen, darunter viele Kinder, wie der 11-jährige Hector Pietersen, nach Schüssen der Polizei ihr Leben ließen. Dabei entstand ein sehr berühmtes Foto, das neben einem großen Mahnmal zu besichtigen ist. Dieses Ereignis galt als Beginn des Endes der Apartheid, die aber erst wirklich nach Nelson Mandelas Befreiung in den 90er Jahren abgeschafft wurde.
Mission Curiosity – Aufgabe 4 – Kultur in Johannesburg
Drum-Session und Braai-Essen
Zurück im Gästehaus erhielten wir von einem Freund von Bonga eine Trommelstunde. Nachdem er uns sein Können demonstrierte, durften wir selbst an die Trommeln und lernten einige einfache Takte. Unser amateurhaftes Getrommel ergänzte er daraufhin mit eigenen Schlägen und sang dazu mit einer weiteren Mitarbeiterin südafrikanische Gesänge, sodass ein richtig schönes Lied entstand.
Nach der musikalischen Darbietung wurde uns ein Braai serviert, die südafrikanische Version eines Barbecues. Gegrilltes Hühnerfleisch und Rindfleisch, Mieliepap (Getreidebrei aus Maismehl), gemischter Salat und Chakalaka (würzige Sauce) wurden durch ein kühles, einheimisches Bierchen (Castle Lite) komplettiert und genüsslich zelebriert. Den Abend ließen wir schließlich gemütlich mit Brettspielen und viel Spaß zu Ende gehen.
Kultureller Ausflug ins Südafrika vor 500 Jahren
Am zweiten Tag der Orientierungsveranstaltung wurden wir in ein touristisch angelegtes Areal gebracht, in dem Beispiel-Dörfer der ursprünglich in Südafrika bewohnenden Völker erbaut wurden. Wir erfuhren wie die Zulus, die Basothos, die Ndebeles und die Xhosa früher in den sogenannten homelands lebten, was ihre Gewohnheiten und Traditionen waren und wie ihr Leben sich durch die Ankunft der Niederländer und Engländer verändert hatte.
Im Dorf der Basotho durften wir die sogenannten Mopane-Würmer probieren, die als wichtiger Eiweißlieferant und Delikatesse gelten. Ich ließ es mir das natürlich nicht nehmen und probierte eine der sehr eklig aussehenden Raupen, die wenn man sie nicht gekocht hätte, zu Schmetterlingen geworden wären. Der eigentümliche Geschmack wurde glücklicherweise durch viel Salz und die Beilage Mieliepap etwas überdeckt. Meine Leibspeise werden diese kleinen Tierchen allerdings trotzdem nicht. Mittags gab es ein reichhaltiges Buffet anderer typisch südafrikanischer Speisen wie Boerewors (Südafrikanische Bratwurst), Straußenfleisch, Biltong (Trockenfleisch) und Chakalaka.
In diesen zwei Tagen habe ich einiges über die Kultur Südafrikas gelernt und einige der typischen Speisen probiert. Ein super Start in die zweite Phase meiner Weltreise!
Eine Antwort auf „Ori in Johannesburg als Projektvorbereitung“
Mhhh…. Boerewors. Haben ich will!