Das Reisekapitel Vancouver Island – das „Inselchen“ an der Westküste Kanadas – unserer Reise wurde nun nach knapp 6 Wochen abgehakt und mit einem überragenden Ende gekürt. Bevor wir überhaupt in Kanada ankamen, hatten wir eine schöne lange Liste von Orten, die wir dort gerne besichtigen und bestaunen wollten: Vancouver, Vancouver Island, Banff, Jasper, Yukon, vielleicht noch Alaska und einen Abstecher in den Yellowstone Nationalpark und das alles sollte innerhalb von 2 Monaten machbar sein.
Doch die Dimensionen dieses Landes sind einfach zu gewaltig und nicht zu fassen. Canada is f****** huge! Alleine auf Vancouver Island gab es nun so viel Schönes zu sehen und zu entdecken, sodass wir dort schon mehr als die Hälfte der uns verfügbaren Zeit verbracht haben und das auch gerne. Schnell haben wir akzeptiert, dass wir („leider“) wohl noch mehrere Trips nach Kanada machen müssen, um auch alle Punkte auf unserer Liste abhaken zu können. Naja und dann gibts ja auch noch die Ostküste, welche ja auch noch wunderschön sein soll… eieiei.
Wir sind allerdings auch überfroh, dass wir uns auf´s Wwoofen eingelassen haben und dadurch zwar automatisch länger an einem Fleck geblieben sind, doch die Zeit auf der Campbell Farm und der Blackfish Lodge war so prägend, dass wir sie gar nicht missen wollen. Unsere verwöhnten Mägen schreien schon nach Lachs und Lamm 😀
Im Norden von Vancouver Island galt es noch den 7-tägigen North Coast Trail zu bewältigen, für den wir uns als Alternative zum West Coast Trail entschieden haben, da dieser das darstellt, was der West Coast Trail einst war: Schwierigkeitsgrad: „very difficult“, total abgeschieden, unausgebaut = keine Boardwalks und einfaches Geradeausgehen plus Natur und Wildlife pur! Von Port Hardy nahmen wir ein Boot zum Startpunk des Trails bei Shushartie Bay und stellten schon am ersten Tag fest: einfach ist das nicht! Jeder Schritt muss bewusst gesetzt werden, sonst stolpert man über Wurzeln, rutscht aus, fällt über Steine und landet geradewegs im überall reichlich vorhandenen Schlamm 🙂 der einem nach 7 Tagen sowieso die Hose fast bis zum Bund hochgekrochen ist.
Mit schweren Backpacks auf den Rücken musste man sich auch steile Hänge abseilen oder hochklettern, was eigentlich mega Spaß gemacht hat, aber dann am gefühlt zwanzigsten Hang langsam nervenaufreibend wurde. Doch genau die Challenge haben wir gesucht und gefunden. Dazu eine gute Portion Regen und tataaaa hat man alle Zutaten für den North Coast Trail zusammen. Optional sind ein paar Spritzer Blut um das ganze abzurunden. Die habe ich dann bei meiner überschwinglichen Bedienung des Cablecars einfließen lassen, als ich meine Fingerspitzen in der Seilspule gequetscht hab und aufgeplatzt sind.
Wen das nun abschreckt, der sollte wissen, dass der NCT auch eine andere Seite hat. Nach einem anstrengenden Tag auf dem Trail konnte man quasi jeden Abend sein Zelt am Strand aufbauen und mit Wolfsgehäul einschlafen. Am Lagerfeuer sitzen, sich und die Klamotten trocknen, eventuell noch einen Maiskolben grillen, waren mitunter die Highlights des Tages. Wir beschwerten unsere Rucksäcke etwas mit Schoki und Wein, sodass wir uns jeden Abend eine kleine Belohnung für die süße Tortur des Tages genehmigen konnten 🙂 Jeder Sonnenstrahl wurde geprießen und gefeiert – die kleinen Dinge des Lebens werden unglaublich groß. Auf dem Trail mischten sich die Abdrücke unserer Wandelstiefel mit Hirsch-, Wolfs-, Mader-, Otter- und Bärspuren. Unseren scheuen Wegesgefährten. Doch während unseres Transportes vom Ende des Trails zurück nach Port Hardy bekamen wir noch ein paar Prachtexemplare an Schwarzbären zu Gesicht.
Duschen gab´s natürlich auch nicht, nur das Meer und kalte Flüsse, dementsprechend wurde die warme Dusche im North Coast Trail Hostel gebührend gefeiert. Dort trafen wir auch auf Anne & Norbert, welche ebenfalls die Fähre nach Prince Rupert nehmen wollten. Doch ein Tag galt es noch in Port Hardy zu überbrücken: Entspannt Brettspiele spielen und Bier trinken standen nach sieben Tagen körperlicher Ertüchtigung hoch im Kurs. Wir hatten uns dazu entschlossen nicht nochmal über Nanaimo und Vancouver zu fahren, um letztendlich nach Banff und Jasper (zwei Nationalparks in den Rocky Mountains) zu gelangen, sondern stattdessen neue Wege zu gehen. 🙂
Eine 16-stündige Fährfahrt die mit Nadelbäumen bewachsene Westküste hoch und eine 2-tägige Zugfahrt durch die Coastal Mountains und saftiggrünen Flusslandschaften mit riesigen Granitfelsen zu den Rocky Mountains stellte die nicht allzu günstigste Alternativroute dar, aber dafür ansprechend für´s Auge und schonend für die Beine. Zum Glück war im Pioneers Hostel in Prince Rupert ein Wollshop integriert, sodass ich meine Beschäftigung für die Zugfahrt sicherstellen konnte 🙂
Mit Banff und Jasper erfüll ich mir einen Lebendstraum und ich weiß jetzt schon es wird „GroooOoooßartig“! Vielleicht hab ich dann wieder Gefühl in meinen zerquetschen Fingern und auch in meinem linken Fuß, der seit dem NCT auch seltsam kribbelt. Vermute, dass einfach ein Nerv gereizt/geklemmt ist, aber laut Internetdiagnose könnte es natüüürlich auch Krebs, Schlaganfall und Multiple Sklerose sein. 😀 Hoffe auch auf einen (jungen) Kevin Costner, der nackig im Bergsee badet 🙂
Hier ein kleines Video zum North Coast Trail 🙂 north coast trail zusammenschnitt