Nach einer von den geplanten zwei Wochen im Mango Bay Resort an der Coral Coast, hieß es aufeinmal montagabends, dass wir am nächsten Morgen abreisen müssen. Wieder mal poppten um meinen Kopf herum jede Menge Fragezeichen auf. Warum schon wieder eine Planänderung, wieso denn schon so früh aus diesem schönen Fleckchen abreisen, wo ich mich so pudelwohl fühle und neue Freunde gefunden hab?
Der Grund war, dass der Programmorganisation eingefallen ist, dass ab nächster Woche überall auf Fidschi Schulferien sind und dann kann man schlecht als Aushilfslehrer in der Schule arbeiten und Aufklärungsarbeit leisten. Die Ferien scheinen aus dem Nichts aufgetaucht zu sein und so hieß es Zelte abreißen und Goodbye sagen. Doch nicht ohne das ein oder andere Bier mit all den tollen Menschen, die hier nicht mehr sein würden, wenn ich nach meinem Villagestay zurückkehre, zu trinken oder ein bissl Uranium (neongrüne Limo mit Rum) 😀
Man muss ja sagen, so unverhofft und verfrüht der zweite Dorfbesuch im Solevu-Village anstand: Diesmal schien er definitiv besser durchdacht worden zu sein.
Ich hatte tatsächlich eine Tabelle für die drei Tage an der Schule mit Aktivitäten und allem drum und dran. Sogar der Transport lief reibungslos 🙂 …. warum nicht so beim ersten Mal?
Nichts trübte die Stimmung, im Gegenteil, ich war sogar aufgeregt (sicher nicht nervös :P) den Kiddies gegenüber zu treten und ihnen was zu dem Dilemma hier zu erzählen. Unterrichtet habe ich auch noch nicht, wenn mein Tischassistentenjob an der Uni außer Acht lässt und ohnehin 13-jährigen zu erklären quasi wie die Welt funktioniert, fühlte sich wie eine sehr große Verantwortung an, die ich zu tragen hab und auch stellt mein Beitrag für Fidschis Zukunft und Umweltschutz dar.
Master Filipo, der gutmütige und optimistische Lehrer der Schule, sagte mir ich solle doch am ersten Tag was über das „Environment“ erzählen…. bitte jaaaa…???? das ist ein großes Thema, besonders für mich als Biologin. Wo fängt man da an und wo hört man auf, sodass es nicht zu kompliziert wird. Deshalb verbrachte ich also den Nachmittag damit einen Unterrichtsentwurf zu entwickeln und die Schulbücher meiner Klasse zu durchstöbern. Hierbei ist mir aufgefallen, dass eigentlich alle Grundlagen vorhanden sind, um Kindern hier im jungen Alter Umweltbewusstsein „einzuflößen“ – von Überfischung, Müllentsorgung, Marine Biologie, Mangroven, Recycling ist vieles in den Lehrbüchern zu finden. Die Kinder hatten sogar auch schon ein Büchlein über eine Schildkröte namens Taku gelesen, die versehentlich ein Plastikbeutel gefuttert hat, weil sie dachte es sei eine Qualle und daran wäre sie fast erstickt. Als ich am zweiten Tag über Recycling sprach, tönte ohne Vorwarnung aus allen Mündern: Reuse,reduce, recycle!“
Mich freute einerseits, dass man doch schon vieles über die Konsequenzen der Umweltverschmutzung weiß und im Unterricht tatsächlich behandelt hat, aber warum sieht der Strand dennoch aus wie Hölle? Man sagte mir, dass die älteren Leute, den Umgang mit den „neumodischen“ Plastikprodukten und deren Entsorgung nie gelernt hatten, so wie den mit Wegwerf-Windeln (anstatt von Tüchern, die man gewascht und wiederbenutzt hat). Da wurde mir bewusst, wie weit hinten dran Fidschi tatsächlich ist. WOW! Dennoch ein paar erschreckende Fakten und Bilder ließen die Münder einiger Schüler weit offen stehen. Die Krönung war die gemeinsame Strandsäuberungsaktion. Ein Müllbeutel pro Person und ab zum Strand. Nach 20 Minuten und vermutlich nicht mal 200 m waren die 15 140 Liter-Müllbeutel randvoll gefüllt und ich war superstolz auf meine Satansbraten und ihren Tatendrang, den sie an den Tag legten. 🙂
Am Nachmittag wurde durfte ich (Miss Moni) dann was von ihnen lernen: Traditioneller Gesang und Tanz. Ich war total beeinruckt, denn tatsächlich wird hier tagein, tagaus gesungen und jedes einzelnes Kind hat ein engelgleiches Stimmchen und Rhythmusgefühl im Blut.
Der letzte Schultag verlief ganz und gar nicht nach Plan: Kein Unterricht, Klassenraum putzen, chillen, Rugby spielen, singen und Unsinn treiben… aber das war auch gut 😀 Denn in der Zwischenzeit sind mir die Kiddies unheimlich ans Herz gewachsen, obwohl sie die meiste Zeit nur Quatsch im Kopf haben.
Für Samstag hatte ich mir eigenständig einen „kleinen“ Hike zum höchsten Hügel der Insel organsiert. Dieser dauerte dann auch viel länger als angedacht, denn einen Weg gibt es dort nicht, stattdessen kämpft man sich durch 2m hohes Gras, durch Gestrüpp und über Geröll. Doch das fand ich dann noch besser als erwartet und so authentisch. Mit verschrammten Beinen und blauen Flecken und überglücklich kehrten wir (Oni, Kaki und ich) vier Stunden später ins Dorf zurück. Oni, meine lustige Programmleitung, war fix und fertig und sah auch leicht zerrupft aus, was daran gelegen haben könnte, dass sie den Abstieg größtenteils auf dem Popo absolvierte 😀
Danach war ich aber auch platt und spürte schon an diesem Tag, dass eine Erkältung im Anmarsch ist, denn Oni hustete schon eine Woche um mich rum und es war nur eine Frage der Zeit, wann es mich erwischt. Nun hoffe ich, dass diese blöde Erkältung meine Tauchgänge für die nächste Woche kostet, wenn wir endlich wieder zurück im Mango Bay sind.
So verbrachten Oni und ich den Sonntag vornehmlich damit Tee zu trinken, sie massierte mich sogar 2x um mich ja wieder tauchfit zu kriegen :*
Fingers crossed, denn tatsächlich wurde ein Reef Check Training für mich organisiert, welches ich um nichts in der Welt verpassen will!
NEIN, NEIN, NEIN!!! 😉
PS: Auf Fidschi kann man Babies erstehen wie ein Schampoo im Supermarkt. Eine Frau im Dorf, die leider nur eine Tochter hat, hat bei Verwandten mit einem frischgeborenen Baby-Boy und weiteren anderen Söhnen nachgefragt, ob sie das Baby denn nicht haben könnte. Ohne zu Zögern erhielt sie den Kleinen, FÜR IMMER ?!?!?! 😀 Andere Länder, andere Sitten 😀